Sonntag, 11. November 2012

Vom Schnee in die Wüste..


13.10. – 15.10.2012
Um auf den Pacific Hwy zukommen, der geradewegs entlang der Küste nach Norden führt, mussten wir über die Bells Line of Road schon wieder fast bis nach Sydney hinein fahren. In einem weiter westlich gelegen Vorort von Sydney kamen wir dann drauf und konnten unser Vorhaben Australien zu umrunden endlich beginnen. Mittlerweile dämmerte es schon. Wir aßen noch fix was an einer Raststätte direkt an der Autobahn. Im Dunkeln ging unsere Reise weiter. Der Hwy führte durch die Berge und es war ein einsamer Weg. Wenn es hoch kam ist uns ein Auto in einer Stunde entgegen gekommen und die Abstände zwischen den Städten waren riesig. Die Straßen waren neu, jedoch kam eine Schikane nach der anderen und man konnte die Kurven sehr schlecht einschätzen trotz, das vor jeder Kurve ein Schild mit den vorgeschriebenen  Km/h stand. Wir fuhren bis tief in die Nacht hinein und waren mittlerweile todmüde. Wir entschieden uns in Gosfort, der nächstgrößeren Stadt einen Schlafplatz zu finden. Als wir ankamen und mindestens schon eine halbe Stunde gesucht hatten, wurde uns aber klar, dass umso größer die Stadt ist, es immer schwerer wird einen kostenlosen Schlafplatz zu finden. Wir fuhren etwas weiter hinaus in die Vororte und wurden schließlich bei einem kleinen, im Busch versteckten Parkplatz fündig.
Am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg und fuhren in die Stadt hinein. Gosfort lag direkt an einem riesigen See, an dem wir dann auch supergemütlich frühstückten.

 
 Nun ging es auf nach New Castle, wo Stanley sich mit Oli, einem Kumpel aus Deutschland treffen wollte. Wir wollten vorerst aber noch etwas von der Küste sehen und so fuhren wir einen kleinen Umweg über den Central Coast Hwy bis nach The Entrance. Hier war ein wunderschöner See welcher nur durch eine Sanddüne vom pazifischen Ozean getrennt war.


 
Nach ein paar Fotos und noch eins, zwei weiteren Zwischenstopps an diversen Stränden ging es dann weiter nach New Castle. Wir suchten uns einen Parkplatz direkt am Hafen. Oli war leider schon wieder auf dem Weg zu seiner Farm ,da er am Wochenende immer nur für eine begrenzte Zeit in New Castle war. Wir entschieden uns ein wenig an der Hafenpromenade entlang zu laufen. New Castle war der größte Kohle-Hafen in ganz Australien und das fiel auch sofort auf, da hier ein riesiger Frachter nach dem anderem hinein schipperte.  Auf dem weg sahen wir einen begehbaren Aussichtsturm, von dem wir schon im Lonely Planet gelesen hatten. Die Aussicht war okay wurde aber durch die zerkratzten, dreckigen Scheiben getrübt und der Urin- Geruch machte es nicht wirklich besser. Aber es war umsonst also wollten wir uns nicht aufregen.


 
Das nächste Ziel war Nobbys Head, ein künstlich angelegter Damm der bis ins Meer hinaus ragte. Wir liefen immer noch der Promenade entlang und scheinbar war das hier wie eine Art Jugendtreff. Überall saßen die Teenies mit ihren aufgepimpten Karren und protzen so gut es ging. Wir fühlten uns kurz nach Freiberg zum McDonalds auf dem Häuersteig zurück versetzt. Schließlich kamen wir am Anfang des Steges an wo Steffi doch strikt von einem älteren Herren namens Ian angesprochen wurde. Er stellte sich uns vor und wir kamen direkt ins Gespräch mit ihm. Er begleitete uns auf dem Weg bis zum Nobbys Head und währenddessen unterhielten wir uns über Gott und die Welt mit ihm. Er wusste fiel über den Krieg, besonders über Deutschland und ganz besonders über Dresden. Der Mann wusste anscheinend mehr über die Geschichte unseres Landes als wir. Nach gut einer Stunde bemerkten wir allerdings, dass er irgendwie schon einen kleinen Knacks weg hatte. Er wiederholte sich ständig und erzählte jeden von uns etwas anderes. Ständig wollte er uns Beispiele geben, indem er uns Beispiele gab die Beispiele waren. Man kann sich also ungefähr vorstellen wie verwirrt wir waren. Als er dann noch anfing uns seinen christlichen Glauben nahe zu bringen, wollten wir eigentlich weiter und uns von ihm verabschieden. Doch da er immer wieder anfing uns Beispiele zugeben, kamen wir einfach nicht weg. Wir fingen also laaaangsam an in Richtung Stadt zurück zu laufen während er erzählte.



 
 
Schließlich schafften wir es wirklich uns von ihm los zu reißen. Wir verabschiedeten uns von ihm und liefen zurück zum Auto. Man darf uns nicht falsch verstehen. Ian war wirklich nett und hatte eine Menge interessante Dinge zu erzählen aber irgendwann ist es dann auch zu viel des Guten. New Castle hatte ansonsten nicht viel Sehenswertes zu bieten, also entschieden wir uns weiter zu fahren. Wir wussten, dass es hier in der Nähe riesige Sanddünen geben sollte, an denen man Sandboarden konnte. Somit hieß unser nächstes Ziel ‘35-mile- beach‘. Dieser Strand begann direkt oberhalb der Stadt im nächsten Vorort namens Stockton. Mittlerweile ging schon wieder die Sonne unter und wir bevorzugten es noch im Hellen zu essen. Wir fanden einen relativ außergewöhnlichen Ort. Wir parkten direkt vor zwei gewaltigen Kohleförderern, die ihre Arbeit im Sonnenuntergang tätigten.



 
Wir kochten uns währenddessen unser superdelikates Dosenfutter, welches aus Spaghetti, Kürbissuppen und Bohnen bestand. Als es dann dunkel und schon dezent kalt wurde, suchten wir uns einen Schlafplatz. An einem Fußballfeld wurden wir nach kurzer Suche fündig.
Der nächste Morgen verlief wie jeder andere. Frühstücken, zusammen räumen und das Auto startklar machen. Während wir frühstückten kamen viertelstündig immer wieder Wartungsarbeiter die den Rasen bewässerten. Einer von ihnen sprach uns auch direkt an und gab uns nützliche Tipps wo man Sandboarden könnte, denn hier in Stockton waren wir anscheinend doch an der falschen Adresse. Außerdem konnte er uns noch sagen von wo aus man zu dem Schiffswrack der Sygna gelangt, welche vor Jahren durch ein Tsunami an Land gespült wurde. Da der Sportplatz aber nun einmal direkt neben dem Meer lag gingen trotzdem nochmal an den Strand. Die Sonne prasselte und der Wind war warm. Genauso hatten wir uns Australien vorgestellt. Der Strand war einfach nur gewaltig, soweit das Auge reichte sah man nur Sand.





 
Ziemlich beeindruckt verließen wir den Strand zum Mittag hin und fuhren zu dem Parkplatz von dem uns der Wartungsarbeiter erzählt hatte. Wir waren uns nicht sicher ob wir richtig waren da nirgends ein Schild von dem Schiffswrack stand und wir mitten im Nirgendwo waren. Nachdem Parkplatz konnte man die Straße nur mit gültiger Erlaubnis und Allradantrieb fahren. Da wir weder eine Erlaubnis hatten, noch überhaupt eine Ahnung von unserem Allradantrieb hatten, entschieden wir zu laufen. Diese Entscheidung sollte uns später noch mehr oder weniger zum Verhängnis werden. Wir packten ein paar Äpfel, die letzte Orange sowie Wasser ein und stiefelten frohen Mutes los. Der Weg begann mit einem kleinen Berg und so naiv wie wir waren, dachten wir tatsächlich, dass sich dahinter direkt der Strand und das Meer inklusive dem Schiffswrack verbarg. Tja, nix da. Danach ging es erst einmal richtig los. Wir liefen die erste lange Gerade auf der staubigen, unbefestigten Straße entlang und verloren ein wenig die Hoffnung, als wir nach der Kurve sahen, dass eine weitere Gerade auf uns wartete. So ging das etwa 35 Minuten weiter bis sich endlich der Untergrund änderte und zu feinem, hellem Sand wurde. Wir waren echt glücklich endlich angekommen zu sein. Doch man soll sich ja bekanntlich nicht zu früh freuen. Wieder standen wir vor einer Anhöhe und konnten nicht sehen was dahinter auf uns wartete. Wir ließen erst noch die Autos durch, welche eine Genehmigung für das Fahren am Strand hatten … die Glücklichen! Nach dem letzten Auto machten wir uns daran den Sandberg zu erklimmen. Oben angekommen trauten wir unseren Augen nicht. Wir standen in Mitten einer Wüste. Schon allein bis zum direkten Strand war es ein knapper Kilometer. Wir stapften los durch den tiefen, weichen Sand und merkten schon nach 5 Minuten wie kräftezehrend das Ganze war. Nach einer halben Ewigkeit hatten wir es endlich vor zum Wasser geschafft. Immer wieder kamen Leute mit ihren Autos an uns vorbei gefahren und es kam uns fast so vor, als fänden sie es ein wenig lustig wie abgekämpft wir aussahen. Als wir uns am Strand umsahen und das Schiffswrack suchten, entdeckten wir es nur durch Zufall ganz klein in der Ferne. Jetzt war uns auch klar weshalb uns alle belächelten. Den Weg, den wir bisher zurückgelegt hatten, war nur ein Katzensprung im Vergleich zu dem was noch kam. Erneut liefen wir los, entschieden jedoch nach nicht allzu langer Zeit, dass das Wrack für uns unerreichbar war. Es lagen ca. noch 3 oder 4 km vor uns. Diesmal machte uns zwar nicht mehr der weiche Boden zu schaffen, dafür wehte es nun so sehr, dass es uns erstens kalt wurde und zweitens wir überall Sand kleben hatten. Steffi versuchte aus der Ferne noch ein paar Fotos mit ihrem Superzoom zu schießen und dann machten wir uns wieder auf den Rückweg. Jetzt erst sahen wir, dass wir vorher durch eine riesige Racingstrecke von Quadfahrern gelaufen waren. Es wurde also immer klarer, dass die Dünen normalerweise nicht zu Fuß durchquert wurden.




 
Mittlerweile waren wir alle richtig kaputt und sehnten uns nach einer kühlen Erfrischung. Da fiel uns die eine Orange wieder ein, die wir glücklicherweise noch eingepackt hatten. Wie ausgehungert und kurz vorm verdursten aß jeder einen Teil davon … genau das hatten wir jetzt gebraucht. Solche Kleinigkeiten retteten uns manchmal wirklich den Tag! Nun hieß die letzten Kraftreserven zu mobilisieren und den ganzen Weg zurück zu laufen. Am Auto fiel uns dann der Mc Donalds ein, den wir an der Straße kurz vor der Einfahrt zu dem Parkplatz gesehen hatten. Wir sprangen ins Auto und überlegten schon welches Eis sich jeder holt. Wir fühlten uns wie im Paradies… ein kaltes Getränk in der einen und den Eisbecher in der anderen Hand. Nun konnte es endlich weiter in Richtung Port Stephens gehen..

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