... und dann kam die Flut!
18.10.-24.10.2012
Gegen Nachmittag erreichten wir unser nächstes Ziel Seal
Rocks. Wir parkten direkt am Meer, wo sich links von uns gewaltige Klippen
erstreckten und rechts von uns eine Art Insel aus Felsen. Da der Ausblick
einfach phänomenal war zögerten wir nicht lang und sicherten uns sofort einen
Stellplatz im Caravanpark direkt daneben. Nachdem wir dort häuslich
eingerichtet hatten, liefen wir runter zum Strand. Keine 5 Minuten später
trafen wir auf den Australier Bill und seine thailändische Frau Phu. Wir kamen
mit ihnen ins Gespräch und anscheinend waren wir ihnen so sympathisch, dass sie
uns prompt abends zu einem Lagerfeuer am Strand einluden. Bevor es aber los
ging mussten wir uns unbedingt noch die Umgebung genauer anschauen. Stanley
erinnerte alles unheimlich an den Film Jurassic Park. Die Felsen sowie der Wald
und alles direkt am Meer. Wir liefen zu der inselartigen Felsgruppe und
kletterten ein wenig herum.
Zurück im Camp beeilten wir uns mit dem Abendbrot,
denn Bill und Phu warteten schon am Strand auf uns. Sie hatten bereits das
Lagerfeuer angezündet und aßen ihre selbstgefangenen Schrimps. Wir hatten uns
noch gar nicht richtig zu den beiden gesetzt, hatten wir auch schon einen
riesen Teller gekochte Schrimps vor uns stehen. Bill zeigte uns noch wie wir am
besten die Schale ab machten und dann konnte das große „Fressen“ beginnen. Es
war unglaublich. Die beiden zauberten nach und nach immer mehr aus ihrer
kleinen Kühlbox. Zu den Schrimps gab es selbstgemachten, thailändischen Dip,
Brot, Cracker mit wieder 5 verschiedenen Soßen, Macadamianüsse sowie jede Menge
thailändisches Bier für alle. Da Stanley keinen Fisch bzw. Meeresfrüchte aß,
hielt er sich eher an die Cracker und das Brot. Allerdings hatte er ja vor
Beginn der Reise versprochen, dass er in Australien definitiv anfängt Fisch zu
probieren…. und heute war nun die Stunde der Wahrheit für ihn gekommen! Bill
ging voll auf den Spaß ein und drängelte nun die ganze Zeit, dass er doch nun
einen Schrimp kosten solle. Nach dem dritten Bier befand sich Stanley auch
endlich in ausreichend „guter“ Verfassung und überwand sich. Tatsächlich musste
er danach zugeben, dass es doch alles gar nicht so schlimm war wie gedacht. Der
Schrimp hätte doch einen ähnlichen Geschmack wie Schweinefleisch, meinte er …. Na
ja, wir beließen es einfach bei dieser Aussage. J
Ein bis zwei Stunden später waren Bill und Phu schon ziemlich angetrunken. Da
auch die Flut nun langsam zurückkam, beeilten wir uns und packten alles zusammen.
Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht was damit gemeint war, dass die Flut
„langsam“ kommt. Wir suchten uns einen Weg über die rutschigen Felsen vor zum
Strand. Na ups, da war plötzlich aber gar kein Strand mehr zu sehen. In dem Moment als wir realisierten das nun
alles schon komplett wieder mit Wasser bedeckt war und wir tatsächlich auf
einer Insel standen, fiel uns allen dreien die Kinnlade runter. Ganz
selbstverständlich zogen Phu und Bill die Schuhe aus und liefen durchs Wasser.
Während Phu durchs hüfthohe Wasser watete, ermahnte sie uns immer, dass wir uns
beeilen sollten, da ja IMMER MEHR Wasser kommt. Das war unser Stichwort! Sofort
zogen wir Schuhe sowie Socken aus und versuchten uns ans andere Ufer zu
kämpfen. Klitschnass kamen wir mitten in der Nacht im Camp an. Auch wenn alle
eine heiße Dusche wollten, war keiner mehr dazu fähig. Wir fielen einfach nur
noch ins Bett...
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich nach dem Frühstück
wieder weiterfahren. Doch bevor wir dazu kamen, standen Bill und Phu neben
unserem Auto und boten uns an, uns mit zum Leuchtturm zu nehmen. Wir stiegen
also alle in den Hundefänger von Bill ein und los ging’s. Romy und Steffi waren
jedoch zu langsam und mussten dann ‘hinten‘ einsteigen. Das hieß für sie im
Kofferraum in einem jeweils abgetrennten Hundekäfig auf einem Plastestuhl zu
sitzen.
Nach 10 Minuten Fahrt kamen wir an und liefen zum Leuchtturm hinauf. An
sich war der allerdings nicht so spektakulär. Die Aussicht beeindruckte uns da
schon mehr. Wir konnten weit aufs Meer hinausblicken, Wale beobachten und
lange, menschenleere Sandstrände entdecken.
Nach dem kurzen Ausflug packten wir
unsere Sachen und starteten in Richtung Palm Beach. Gedacht war ein kurzer
Abstecher zum Strand, um einfach ein paar Fotos zu schießen. Doch als wir da so
standen, den weißen Sand mit dem Meer vor uns und es zunehmends heißer wurde,
entschieden wir hier für eine Weile zu bleiben und baden zu gehen. Anfangs
waren die Wellen normal groß, doch es schien als würden sie plötzlich höher und
höher. Zum Schluss kamen 2-3 Meter große Wellen auf uns zu gerast und
prasselten auf uns ein. Die ersten Male war alles etwas beängstigend, doch nach
und nach machte es uns umso mehr Spaß. Manchmal schafften wir es auch nicht
mehr über die Welle drüber zu kommen bzw. darunter durch zu tauchen und so
wurden wir mitgerissen und erst am Strand wieder ausgespuckt. Glücklicherweise
waren wir zu diesem Zeitpunkt weit und breit die Einzigen dort, denn nicht
immer blieb der Bikini oder die Badehose durch das Herumwirbeln an seinem
Platz.J
Nach
dem ausgiebigen Badevergnügen ging es abends weiter nach Forster. Dort suchten
wir uns dann einen Schlafplatz etwas weiter weg von den öffentlichen Plätzen.
Nach dem Frühstück ging Romy zum Strand während wir uns
daran machten mal wieder Tagebuch oder Postkarten zu schreiben. Da wir am
Vortag vergessen hatten Wasser zu kaufen bzw. davon ausgingen, dass wie überall
sonst auch, hier ebenfalls Trinkwasserspender waren, schauten wir nicht
schlecht, als weit und breit nichts zu finden war. Irgendwann war der Durst
dann so groß, dass Steffi los lief und woanders ihr Glück versuchen wollte. Sie
folgte einem Trampelpfad, der nach einer Weile zu Gartenanlagen führte. Da bis
jetzt immer noch kein öffentlicher Wasserspender zu sehen war, fragte Steffi
gleich die erste Omi, die sie im Garten stehen sah, wo denn der nächste wäre.
Die nette Frau sagte ihr dann, dass es hier in der Umgebung so etwas nicht
gäbe. Allerdings lud sie Steffi in ihr Haus ein und füllte ihre leere Flasche
mit kühlen, frischen Wasser aus ihrem Kühlschrank! Wie immer war auf die super
zuvorkommenden und netten Australier Verlass. Da es mittlerweile aber echt heiß
wurde, brauchten wir keine Stunde zum Leeren der Wasserflasche.
Gezwungenermaßen machten wir uns also auf den Weg zum nächsten Supermarkt und
weiter nach Port Maquarie. Die Fahrt dahin war die Hölle. Die warme schon fast
heiße Luft, ließ nicht einmal auf der Autobahn so etwas wie kühlen Fahrtwind
entstehen. Wir hatten zwar noch die Option die Klimaanlage einzuschalten, doch
da diese so viel Sprit verbrauchte entschieden wir uns dagegen. In Port
Maquarie angekommen sprangen wir regelrecht aus unserem glühenden, fahrbaren
Untersatz. Da bemerkte Stanley, dass sein Knie ihm Schmerzen bereitete.
Anscheinend hatte er sich am Vortag beim Spiel mit den Wellen das Bein
irgendwie verdreht. Nun hieß es für ihn „Bettruhe“ und Bein kühlen. Wir fuhren
noch schnell zum Leuchtturm der Stadt, bevor wir einen Schlafplatz für die
Nacht suchten.
Den nächsten Tag ging es Stanley schon erstaunlich besser.
Die Schmerzen hatten nachgelassen, sodass er wieder laufen konnte. Wir fuhren
zum Townsbeach, um dort zu frühstücken und von da aus später die Stadt zu
erkunden.
Während wir aßen beobachteten wir die Leute ringsherum. Von überall
her brachten sie Stühle, Tische, Bänke, Luftballons, einen Pavillon und Massen
von Essen sowie Geschenken an. Es war Sonntag, der Tag an dem die Australier
jeden öffentlichen BBQ- bzw. Picknickplatz in Beschlag nahmen, um mit der
ganzen Familie dort den Tag zu verbringen. Heute stand wohl außerdem noch ein
Kindergeburtstag mit auf dem Plan. Als der Trubel zu viel wurde machten wir uns
auf Port Maquarie etwas genauer anzuschauen. Wir liefen ein Steinwalk direkt am
Meer entlang, wobei jeder einzelne große Stein von jemandem anderen über die
Jahre hinweg bemalt wurde. Da meistens die Jahreszahlen auf den Kunstwerken
standen, sahen wir, dass das mittlerweile seit ca. 25 Jahren eine Art Tradition
in der Stadt sein musste.
Als wir zu dem größeren Shoppingcenter in der Stadt
kamen verabschiedete sich Romy von uns. Sie wollte nun mit ihrem Longboard ein
wenig durch die Gegend fahren und in sämtlichen Surfshops nachfragen, ob die
vielleicht ihr Board abkaufen wollen. Wir liefen in der Zwischenzeit noch ein
wenig durch die Straßen und Stanley gönnte sich das erste Mal in Australien
einen Döner. Im Vergleich zu Deutschland war der zwar viel teurer, doch war es
so viel, dass nicht einmal Stanley einen ganzen allein schaffte….und das hat
schon was zu heißen!! Zurück am Auto trafen wir auch wieder auf Romy und schon
ging es wieder zurück zum Schlafplatz. Diesmal war Steffi diejenige, die den
restlichen Tag im Auto verbrachte. Sie hatte sich eine Erkältung eingefangen
und kämpfte nun schon mit den ersten Anzeichen.
Auf dem Weg nach Port Maquarie war uns in der Nähe des Hwy
der Billabong Wildlife Park aufgefallen. Da wir heute sowieso wieder in die
Richtung zurück mussten, planten wir einen kurzen Zwischenstopp dort ein.
Obwohl es Steffi mittlerweile echt schlecht ging, entschied sie sich trotzdem
mitzukommen. Schon am Eingang konnten wir Futter für die Kängurus in dem Park
kaufen. Nun waren wir wirklich gespannt. Wir gingen in das Gehege, wo Wallabies
und Kängurus frei herum hüpften. Sofort nahm sich jeder eine Hand voll
Maisschrot aus dem Becher und steuerte auf eines der niedlichen Tierchen zu.
Bei manchen sahen wir schon, dass sie einen dicken Bauch hatten bzw. etwas in
ihrem Beutel versteckten. Und wir wurden nicht enttäuscht. Tatsächlich guckten
uns plötzlich die Babykängurus aus ihrem Beutel an. Stanley und Steffi
schafften es sogar welche zu streicheln.
Als das Futter alle war, liefen wir
weiter, um noch den Rest des kleinen Zoos zu sehen. Wir gingen noch zu den
riesigen, kugelrund gefressenen, flauschigen Wombats und sahen das erste Mal
Dingos. Wir waren etwas verwundet, denn Dingos sahen aus wie gewöhnliche Hunde.
Wir fragten uns, wie wir die mal von normalen Haustieren unterscheiden sollen.
Weiter ging es zur letzten Station, den Koalas. Wir hatten Glück, denn gerade
begann eine Vorführstunde. Die Koalas wurden aus ihrem Dauerschlaf geweckt und
vom Baum geholt, um von den Besuchern gestreichelt werden zu können. Nun
konnten wir also auch das von unserer Australien-To-Do-Liste streichen.
Mittlerweile hatte sich der Himmel schwarz gefärbt und wir beeilten uns zum
Auto zu kommen. Wir hatten die Hoffnung, dass wir dem Gewitter entkommen, doch
schon auf der Autobahn begann es heftig zu regnen. Als wir in Crescent Head
ankamen, stürmte es auch da und der Regen ließ nicht nach. Mit Sightseeing war
an diesem Tag also nichts mehr. Da Stanley sich aber unbedingt die Gegend am
nächsten Tag noch genauer anschauen wollte und Steffi über ein richtiges Bett
zum auskurieren froh war, ging es in ein nahegelegenes Hostel. Auf dem Weg
dorthin fuhren wir sprichwörtlich mitten durch die Pampa und landeten im
Nirgendwo. Es war schon wirklich gruslig, da die Gegend einen stark an diverse
Horrorfilme erinnerte, das trübe, regnerische Wetter machte es nicht besser.
Zwischen den dichten und dunklen Regenwäldern erstreckten sich riesige sumpfige
Felder welche von einem leichten Nebel bedeckt waren. Selten fuhr man an ein
paar alten Farmen vorbei, welche sich gegenseitig versuchten zu übertrumpfen
wer den grusligeren Briefkasten hat. Die Häuser bestanden größtenteils aus Metall
und waren von oben bis unten durch gerostet. Das Surfaris Hostel war aber zu unserem Glück
keines von diesen Häusern aber dennoch ziemlich unheimlich. Da in dem Hostel
eine Art Surfschule mit drin war, waren rings ums Gebäude an allen möglichen
Stellen bunte Surfbretter oder zumindest Teile davon angebracht. Das idyllisch,
urische Fleckchen war uns zunächst suspekt da es nicht wirklich einen einladenden
Eindruck machte aber als wir durch die Tür schritten fühlten wir uns vom ersten
Moment an Wohl.
Beim Einchecken bekamen wir auch gleich das Angebot für 10$ mit
allen Abendbrot essen zu können. Es gab Ofenkartoffeln mit Sour Creme,
Parmesan, Salat, Käse, Chili con Carne und rote Beete. Alles war auf einem
großen Tisch ausgebreitet und konnte einfach weggenommen werden. Wir genossen
das leckere Mahl und schlugen uns die Bäuche voll. Während wir schon aufs
Zimmer gingen, um uns auszuruhen, blieb Romy noch eine Weile bei den anderen
Hostelbewohnern.
Leider hatte sich am nächsten Morgen das Wetter kein
bisschen verbessert und so fuhren wir weiter ins Landesinnere Richtung Grafton.
Auf dem Weg dorthin wollten wir aber noch einmal bei South West Rocks anhalten.
Steffis Schwester gab uns den Tipp, dass dort auf dem ganzen Gelände sowie in
einer Ruine Kängurus frei herum liefen. Als wir ankamen hatte sich gerade das
Wetter etwas aufgezogen und wir wagten es schnell die Ruine zu besichtigen.
Allerdings hatten sich aufgrund des Unwetters nur zwei Kängurus blicken lassen.
Gerade rechtzeitig bevor der Regen wieder einsetzte saßen wir wieder im Auto
Richtung Grafton. Tatsächlich war es dort bedeutend wärmer und die Sonne schien
sogar. Noch in Port Maquarie erzählte uns ein Australier, dass es in Grafton
meist 10 Grad wärmer war, als an der Küste. Er hatte Recht. Wir fuhren durch
die Straßen, an welchen links und rechts lila blühende Bäume standen und suchten
nach einem Hostel. Das Einzige was wir aber fanden war ein Hotel im Western
Style. Die untere Etage war zu einer Art Pub ausgebaut und die obere Etage
diente als Wohnetage für die Gäste. Um das gesamte Haus herum ging ein breiter
Balkon, wie man es teilweise aus Westernfilmen kennt. Von dem ging es teilweise
direkt in die Zimmer der Leute. Wir bezogen unser Zimmer und Steffi ging sofort
wieder zu Bett, um sich auszuruhen. Wir hingegen zogen nochmal los, um ein paar
Schnappschüsse vom Sonnenuntergang an einem See zu machen.
Am nächsten Tag hieß es wieder Tasche packen und auschecken.
Das nächste Ziel hieß Yamba. Dieser kleine Ort war bekannt für seine
sogenannten „Schaumwellen“. Gespannt darauf was uns erwartet machten wir uns
auf den Weg. Tatsächlich wurden wir nicht enttäuscht. Wir konnten kaum unseren
Augen trauen. Riesige Wellen brachen schon weit draußen auf dem Meer und
wälzten sich in einer Art Schaumbad vor an den Strand bzw. schlugen sie gegen
die Felsen. Teilweise entstanden dabei unheimlich hohe Fontänen.
Noch lachten
wir als ein Tourist von solch einer Fontäne erwischt wurde. Wir saßen eine
Weile auf den Felsen und waren alle wie in Trance …wir hätten können ewig dort
sitzen bleiben. Stanley hatte dann die Idee noch die Treppen hochzusteigen,
welche auf eine Art Aussichtspunkt führten. Dafür musste man allerdings schnell
sein und einen guten Augenblick abwarten, um an der Stelle mit den Fontänen
vorbeizukommen. Steffi wagte sich als erste. Anfangs sah es noch gut aus, doch
als sie Hälfte geschafft hatte schlug eine Wahnsinnswelle gegen die Klippen und
eine riesige Fontäne kam direkt über Steffi. Klitschnass kam sie uns wieder
entgegen getrottet und ging direkt zum Auto, um sich umzuziehen. Wir versuchten
derweil auch unser Glück und schafften es ohne Probleme zum Aussichtspunkt.
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