Mittwoch, 14. November 2012

Port Stephens

15.10. -  18.10.2012

Port Stephens ist keine Stadt sondern eher eine Region mit vielen kleinen Orten. Wir hielten uns in zwei von ihnen auf. Der erste war das verträumte kleine Surferstädtchen Anna Bay mit seinen kurzen Stränden, indem es laut den Einwohnern keine Regeln gab und auch keiner welche brauchte. Hier wurde ‘No worries‘ [keine Sorge] groß geschrieben. Schon als wir in Anna Bay ankamen hatte uns es voll in seinen Bann gezogen. Wir fuhren zum Birubi Point, was das andere Ende des 35-mile-beaches war.
 
Hier sollte man angeblich endlich Sandborden können. Es gab einen kleinen Strandkiosk an denen man Boards ausleihen konnte und von dem aus man eigenhändig in die Wüste gehen konnte. Eine andere Möglichkeit war zurück in die kleine Stadt zu gehen und dort einen Guide für die Wüste anzuheuern. Während Stanley sich noch ein wenig mehr über die Kosten des Boardausleihens informierte, wurden wir von 2 Australiern angesprochen. Beide waren um die Mitte 40, sehr redebedürftig und super freundlich zu uns. Wir erzählten ihnen ein wenig von unserem Trip und unserem Vorhaben und sofort ging die wilde Fahrt los. Da wir heute keine Boards mehr ausleihen wollten, folgten wir den beiden mit unserem Auto nach Anna Bay. Dort zeigten sie uns einen Secondhandshop indem Romy einen billigen Wetsuit ergattern wollte. Außerdem gaben sie uns einen Tipp, wo wir direkt auf einem Parkplatz am Strand inklusive Duschen parken/schlafen konnten. Nachdem wir auch den besichtigt hatten, sollten wir den beiden gleich noch in die nächste Stadt folgen. In Nelson Bay, einer Kleinstadt nur 10 Minuten von Anna Bay entfernt, gab es die nächste größere Einkaufsmöglichkeit. Wir dankten den beiden für ihre Hilfsbereitschaft und machten uns zurück zu unserem Schlafplatz. Wir hatten nicht so viel zu tun also entschieden wir uns noch einmal kurz zum Strand zu gehen. Da sahen wir ein Auto stehen, welches scheinbar zu einer Surfschule gehörte. Romys Neugier wurde immer größer und sie überwand sich schließlich den Surflehrer, welcher sich Luke hieß, anzusprechen und ihn nach Surfstunden zu fragen. Luke war schon ein wenig älter aber hatte immer noch diesen typischen Surferlook. Lange blonde Haare, braun gebrannt,  durchtrainiert und vor so ziemlich jeder Antwort kam ein obligatorisches „ SWEEET!“. Luke war ziemlich neugierig für einen Australier. Er quetschte uns regelrecht aus und musterte uns von oben bis unten. Das ist relativ untypisch, da die meisten Australier in der Regel selber erzählen und nicht mehr aufhören können. Nach einer Weile hatte Romy endlich ihr Ziel erreicht und  für den nächsten Morgen eine Surfstunde mit Luke ausgemacht. Wir verabschiedeten uns zunächst von ihm und liefen zurück zum Auto, um unser Abendbrot vorzubereiten. Während wir wieder unser leckeres Dosenfutter zu uns nahmen kam Luke nochmal mit seinem Campervan angefahren. Erfragte uns  mit einem leichtem Schmunzeln über unser Essen aus und plötzlich zeigte er auf die Straße hinter uns. Wir drehten uns um und sahen einen etwas gebückt laufenden Mann. Luke fing sofort an zu grinsen und rief immer wieder den Namen ‘Jonny‘. Bevor wir es realisierten stand auch schon Jonny, der Mann den wir von weiten gesehen hatten vor uns. Nun verstanden wir auch weshalb Luke die ganze Zeit so grinste. Jonny war etwas behindert. Er lachte die ganze Zeit, hüpfte herum und redete nur von seinen Koalas. Luke versicherte uns, dass er ganz harmlos wäre und es nur nett meinte. Da Jonny nun nicht mehr locker ließ und uns unbedingt seine Koalas im Baum zeigen wollte, ging Romy schon mal mit ihm mit. Wir verabschiedeten uns noch von Luke und folgten den beiden dann die Straße runter. Es war ein göttlicher Anblick.  Jonny redete die ganze Zeit mit seiner lachenden, quietschigen Stimme auf Romy ein. Währenddessen hüpfte er von einem Bein aufs andere und fuchtelte wild mit den Armen umher. Wir mussten uns so das Lachen verkneifen. Auch wenn wir uns wirklich nicht über ihn lustig machen wollten, sah das doch alles zu ulkig aus. Romy hatte dabei noch den schwierigsten Part, denn sie musste auch noch ernst  bleiben, während ihr Jonny einen kleinen Einblick in seine Welt gab. Als wir an einer Baumgruppe direkt an der Straße ankamen, wurde Jonny plötzlich noch nervöser. Sofort schauten wir nach oben uns wussten weshalb. Da saß doch tatsächlich ein kleiner süßer Koala im Baum. Jonny erzählte uns, dass es wohl noch halb ein Baby sein musste. Steffi zückte schnell ihre Kamera und versuchte ein paar Schnappschüsse von dem kleinen Kerl zu machen… unser erster Koala in freier Wildbahn. Als langsam die Dämmerung einbrach dankten wir Jonny und wollten zurück zum Auto gehen. Er war immer noch so aufgeregt wegen dem Koala, dass er in ein schrilles Lachen verfiel. Da konnten wir auch alle nicht mehr anders als in ein herzhaftes Lachen zu verfallen…
 
Die Nacht zu dritt im Auto war nicht sonderlich erholsam und so war Steffi schon bei Zeiten wach. Sie entschloss runter an den Strand zu gehen und sich den Sonnenaufgang anzuschauen. Irgendwann kam auch Romy noch dazu und drehte eine Runde joggend am Strand.



 
 Nachdem wir unsere eiskalte Dusche im Freien hatten, fuhren wir in den Ort, um eine elektrische Kühlbox fürs Auto zubekommen. Während Romy ihre Surfstunde hatte, klapperten wir diverse Secondhandshops ab. Wir wurden aber weder  in Anna Bay noch in Nelson Bay fündig und so fuhren wir zurück zum One-mile-beach wo uns Romy ihre erlernten Surfskills präsentierte. Nach gut einer Stunde fuhren wir erneut nach Nelson Bay zurück, um Romy die Secondhandshops zu zeigen. Mittlerweile wollte sie ihr Surfboard, welches sie ja in Sydney erworben hatte, wieder verkaufen. Luke sagte ihr, dass es die falsche Größe für Anfänger sei und es ziemlich schwer sein soll darauf zu surfen. Doch leider waren wir in den verträumten Städtchen an der falschen Adresse um es los zu werden. Wir gingen noch in den Coles einkaufen und gönnten uns mal was Richtiges zu essen. Es gab Hühnchenfilet und Salat! Wir kauften uns noch eine Flasche Bier sowie Goon (billiger Wein aus dem Pappkanister) und waren nun voll für ein luxuriöses Dinner ausgestattet.



 
Im Camp tranken und aßen wir bis in die Nacht hinein. Irgendwann wollten wir uns dann kugelrund einfach nur noch ins Bett legen. Doch beim zusammenpacken unserer Geschirrkiste rief Steffi plötzlich:“ Alle schnell weg von der Kiste“! Während wir gegessen hatten, hatte sich ein kleines Exemplar der Huntsmanspider auf der Kiste verirrt. Kleines Exemplar heißt aber immer noch Handgroß! Nun waren alle Blicke auf Stanley gerichtet, denn er musste sich jetzt was einfallen lassen...SHOWTIME! Wir dachten nicht wirklich an die einfachste Variante die Spinne mit einem Becher einzufangen. Stanley nahm sich also das erstbeste was er sah, was in dem Falle eine Wasserflasche war und schoss sie baseballmäßig davon. Es war nicht die optimalste Lösung, besonders nicht für die Spinne aber wir waren auch ziemlich aufgeregt. Sobald die Spinne weg war rannten wir regelrecht zum Auto und sprangen hinein, denn nicht das noch mehr Viehzeug hereinkommt oder „die Spinne sich rächen will“! Die Nächte mit offenem Fenster waren gezählt. Das war also unser erster Kontakt mit der berühmten Huntsmanspider.
Am nächsten Morgen trauten wir uns nicht wirklich aus dem Auto und wagten uns nur misstrauisch und Stück für Stück heraus. Die Spinne hätte ja irgendwo auf uns lauern können!  Mit der Zeit dachten wir dann schon gar nicht mehr dran und gingen dem Alltag nach. Heute stand endlich Sandboarden auf der Tagesordnung.  Wir fuhren zum Birubi Point und liehen uns Boards aus, welche eigentlich nur aus einem lackierten Stück Holz mit einer verschraubten Plastikleiste zum Einstemmen bestand. Nun hieß es wieder auf in die Wüste. Wir nahmen die erstbeste Düne und probierten unser Glück. Während Roml hier schon ein richtiger Profi war und sich weiter hinten größere Exemplare suchte, übten wir noch eine Weile. Eine ganze Weile später kam Romy zurück und  setzte sich in den Sand um sich auszuruhhen, während wir immer mutiger wurden und größere Dünen suchten. Wir fanden auch immer größere Dünen und am Ende der Wüste sogar eine 12-15 Meter hohe Düne.  Es machte wirklich einen Mordsspaß und man wollte es immer wieder machen. Das Einzige was einem zur Pause zwang waren die steilen Aufstiege, die es wieder nach oben zu klettern galt. Wir liefen zurück zu Romy, um ihr die Dünen zu zeigen. Hier hatte auch sie ihren Meister gefunden.


 
Nach 3 Stunden fuhren wir völlig knülle wieder nach Anna Bay zurück, wo wir alle erst einmal unter die Dusche mussten, da ÜBERALL Sand steckte. Unsere Klamotten, Rucksäcke und Kameras waren voll damit. Obwohl wir am liebsten irgendwo in der Sonne gelegen hätten, machten wir nochmal los nach Nelson Bay, um endlich mal was von der Stadt zu sehen. Wir liefen durch die Straßen und klapperten diverse Surfshops ab da Romy immrnoch auf der Suche nach einem Wetsuit war. Schließlich trieb es uns zum Hafen. Während wir die Speisekarten an den Fenstern der Restaurants durchstöberten, schaute sich Stanley noch ein wenig am Hafen um. Plötzlich rief er total aufgeregt irgendwas zu uns, was wir aber nicht wirklich verstanden hatten. Wir machten uns also langsam auf dem Weg zu ihm. Als wir ankamen sahen wir was er uns sagen wollte. Es hatte sich mitten im Jachthafen ein Delfin verirrt. Leider war er schon verschwunden bevor wir unsere Kameras rausholen konnten. Enttäuscht, dass wir keine Delfinfotos hatten liefen wir noch eine Weile am Pier entlang. Gegen Sechs ging es dann wieder zurück ins Camp wo wir uns unser geliebtes Dosenfutter machten[ Stanley liebte seine Dosenspaghetti wirklich]. Heute entschied sich Romy dafür die Nacht im Zelt zu verbringen, denn die Nächte dritt im Auto zu waren einfach super unbequem.

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