Port Stephens ist keine Stadt sondern eher eine Region mit
vielen kleinen Orten. Wir hielten uns in zwei von ihnen auf. Der erste war das
verträumte kleine Surferstädtchen Anna Bay mit seinen kurzen Stränden, indem es
laut den Einwohnern keine Regeln gab und auch keiner welche brauchte. Hier
wurde ‘No worries‘ [keine Sorge] groß geschrieben. Schon als wir in Anna Bay
ankamen hatte uns es voll in seinen Bann gezogen. Wir fuhren zum Birubi Point,
was das andere Ende des 35-mile-beaches war.
Hier sollte man angeblich endlich
Sandborden können. Es gab einen kleinen Strandkiosk an denen man Boards
ausleihen konnte und von dem aus man eigenhändig in die Wüste gehen konnte. Eine
andere Möglichkeit war zurück in die kleine Stadt zu gehen und dort einen Guide
für die Wüste anzuheuern. Während Stanley sich noch ein wenig mehr über die
Kosten des Boardausleihens informierte, wurden wir von 2 Australiern
angesprochen. Beide waren um die Mitte 40, sehr redebedürftig und super
freundlich zu uns. Wir erzählten ihnen ein wenig von unserem Trip und unserem
Vorhaben und sofort ging die wilde Fahrt los. Da wir heute keine Boards mehr
ausleihen wollten, folgten wir den beiden mit unserem Auto nach Anna Bay. Dort
zeigten sie uns einen Secondhandshop indem Romy einen billigen Wetsuit
ergattern wollte. Außerdem gaben sie uns einen Tipp, wo wir direkt auf einem
Parkplatz am Strand inklusive Duschen parken/schlafen konnten. Nachdem wir auch
den besichtigt hatten, sollten wir den beiden gleich noch in die nächste Stadt
folgen. In Nelson Bay, einer Kleinstadt nur 10 Minuten von Anna Bay entfernt,
gab es die nächste größere Einkaufsmöglichkeit. Wir dankten den beiden für ihre
Hilfsbereitschaft und machten uns zurück zu unserem Schlafplatz. Wir hatten
nicht so viel zu tun also entschieden wir uns noch einmal kurz zum Strand zu gehen.
Da sahen wir ein Auto stehen, welches scheinbar zu einer Surfschule gehörte.
Romys Neugier wurde immer größer und sie überwand sich schließlich den
Surflehrer, welcher sich Luke hieß, anzusprechen und ihn nach Surfstunden zu
fragen. Luke war schon ein wenig älter aber hatte immer noch diesen typischen
Surferlook. Lange blonde Haare, braun gebrannt,
durchtrainiert und vor so ziemlich jeder Antwort kam ein obligatorisches
„ SWEEET!“. Luke war ziemlich neugierig für einen Australier. Er quetschte uns
regelrecht aus und musterte uns von oben bis unten. Das ist relativ untypisch, da
die meisten Australier in der Regel selber erzählen und nicht mehr aufhören
können. Nach einer Weile hatte Romy endlich ihr Ziel erreicht und für den nächsten Morgen eine Surfstunde mit
Luke ausgemacht. Wir verabschiedeten uns zunächst von ihm und liefen zurück zum
Auto, um unser Abendbrot vorzubereiten. Während wir wieder unser leckeres Dosenfutter
zu uns nahmen kam Luke nochmal mit seinem Campervan angefahren. Erfragte
uns mit einem leichtem Schmunzeln über
unser Essen aus und plötzlich zeigte er auf die Straße hinter uns. Wir drehten
uns um und sahen einen etwas gebückt laufenden Mann. Luke fing sofort an zu
grinsen und rief immer wieder den Namen ‘Jonny‘. Bevor wir es realisierten
stand auch schon Jonny, der Mann den wir von weiten gesehen hatten vor uns. Nun
verstanden wir auch weshalb Luke die ganze Zeit so grinste. Jonny war etwas behindert.
Er lachte die ganze Zeit, hüpfte herum und redete nur von seinen Koalas. Luke
versicherte uns, dass er ganz harmlos wäre und es nur nett meinte. Da Jonny nun
nicht mehr locker ließ und uns unbedingt seine Koalas im Baum zeigen wollte,
ging Romy schon mal mit ihm mit. Wir verabschiedeten uns noch von Luke und
folgten den beiden dann die Straße runter. Es war ein göttlicher Anblick. Jonny redete die ganze Zeit mit seiner
lachenden, quietschigen Stimme auf Romy ein. Währenddessen hüpfte er von einem
Bein aufs andere und fuchtelte wild mit den Armen umher. Wir mussten uns so das
Lachen verkneifen. Auch wenn wir uns wirklich nicht über ihn lustig machen
wollten, sah das doch alles zu ulkig aus. Romy hatte dabei noch den
schwierigsten Part, denn sie musste auch noch ernst bleiben, während ihr Jonny einen kleinen
Einblick in seine Welt gab. Als wir an einer Baumgruppe direkt an der Straße
ankamen, wurde Jonny plötzlich noch nervöser. Sofort schauten wir nach oben uns
wussten weshalb. Da saß doch tatsächlich ein kleiner süßer Koala im Baum. Jonny
erzählte uns, dass es wohl noch halb ein Baby sein musste. Steffi zückte
schnell ihre Kamera und versuchte ein paar Schnappschüsse von dem kleinen Kerl
zu machen… unser erster Koala in freier Wildbahn. Als langsam die Dämmerung
einbrach dankten wir Jonny und wollten zurück zum Auto gehen. Er war immer noch
so aufgeregt wegen dem Koala, dass er in ein schrilles Lachen verfiel. Da
konnten wir auch alle nicht mehr anders als in ein herzhaftes Lachen zu
verfallen…
Die Nacht zu dritt im Auto war nicht sonderlich erholsam und
so war Steffi schon bei Zeiten wach. Sie entschloss runter an den Strand zu
gehen und sich den Sonnenaufgang anzuschauen. Irgendwann kam auch Romy noch
dazu und drehte eine Runde joggend am Strand.
Nachdem wir unsere eiskalte Dusche
im Freien hatten, fuhren wir in den Ort, um eine elektrische Kühlbox fürs Auto
zubekommen. Während Romy ihre Surfstunde hatte, klapperten wir diverse
Secondhandshops ab. Wir wurden aber weder
in Anna Bay noch in Nelson Bay fündig und so fuhren wir zurück zum
One-mile-beach wo uns Romy ihre erlernten Surfskills präsentierte. Nach gut
einer Stunde fuhren wir erneut nach Nelson Bay zurück, um Romy die Secondhandshops
zu zeigen. Mittlerweile wollte sie ihr Surfboard, welches sie ja in Sydney
erworben hatte, wieder verkaufen. Luke sagte ihr, dass es die falsche Größe für
Anfänger sei und es ziemlich schwer sein soll darauf zu surfen. Doch leider
waren wir in den verträumten Städtchen an der falschen Adresse um es los zu
werden. Wir gingen noch in den Coles einkaufen und gönnten uns mal was Richtiges
zu essen. Es gab Hühnchenfilet und Salat! Wir kauften uns noch eine Flasche
Bier sowie Goon (billiger Wein aus dem Pappkanister) und waren nun voll für ein
luxuriöses Dinner ausgestattet.
Im Camp tranken und aßen wir bis in die Nacht
hinein. Irgendwann wollten wir uns dann kugelrund einfach nur noch ins Bett
legen. Doch beim zusammenpacken unserer Geschirrkiste rief Steffi plötzlich:“
Alle schnell weg von der Kiste“! Während wir gegessen hatten, hatte sich ein
kleines Exemplar der Huntsmanspider auf der Kiste verirrt. Kleines Exemplar
heißt aber immer noch Handgroß! Nun waren alle Blicke auf Stanley gerichtet,
denn er musste sich jetzt was einfallen lassen...SHOWTIME! Wir dachten nicht
wirklich an die einfachste Variante die Spinne mit einem Becher einzufangen.
Stanley nahm sich also das erstbeste was er sah, was in dem Falle eine
Wasserflasche war und schoss sie baseballmäßig davon. Es war nicht die
optimalste Lösung, besonders nicht für die Spinne aber wir waren auch ziemlich
aufgeregt. Sobald die Spinne weg war rannten wir regelrecht zum Auto und
sprangen hinein, denn nicht das noch mehr Viehzeug hereinkommt oder „die Spinne
sich rächen will“! Die Nächte mit offenem Fenster waren gezählt. Das war also
unser erster Kontakt mit der berühmten Huntsmanspider.
Am nächsten Morgen trauten wir uns nicht wirklich aus dem
Auto und wagten uns nur misstrauisch und Stück für Stück heraus. Die Spinne
hätte ja irgendwo auf uns lauern können!
Mit der Zeit dachten wir dann schon gar nicht mehr dran und gingen dem
Alltag nach. Heute stand endlich Sandboarden auf der Tagesordnung. Wir fuhren zum Birubi Point und liehen uns
Boards aus, welche eigentlich nur aus einem lackierten Stück Holz mit einer
verschraubten Plastikleiste zum Einstemmen bestand. Nun hieß es wieder auf in
die Wüste. Wir nahmen die erstbeste Düne und probierten unser Glück. Während
Roml hier schon ein richtiger Profi war und sich weiter hinten größere
Exemplare suchte, übten wir noch eine Weile. Eine ganze Weile später kam Romy
zurück und setzte sich in den Sand um
sich auszuruhhen, während wir immer mutiger wurden und größere Dünen suchten. Wir
fanden auch immer größere Dünen und am Ende der Wüste sogar eine 12-15 Meter hohe
Düne. Es machte wirklich einen Mordsspaß
und man wollte es immer wieder machen. Das Einzige was einem zur Pause zwang
waren die steilen Aufstiege, die es wieder nach oben zu klettern galt. Wir
liefen zurück zu Romy, um ihr die Dünen zu zeigen. Hier hatte auch sie ihren
Meister gefunden.
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