4 Wochen
waren seit dem Start von Romy und Stanley vergangen … und nun war es endlich
soweit, heute begann auch mein großes Abenteuer. Um 6 Uhr morgens war meine
letzte Nacht zu Hause vorbei. Ich machte mich sofort daran noch ein paar letzte
Dinge in den Koffer zu `quetschen`. Anfangs sah es wirklich gut aus, da noch genügend
Platz im Koffer war und die Dehnfalte nicht geöffnet werden musste. Doch
mittlerweile platzte er fast aus allen Nähten. Stanleys Eltern gaben mir noch
ein paar Sachen für ihn mit, die ebenfalls noch verstaut werden mussten. Doch
zugegeben, ich hatte auch eher unter dem Motto „lieber ein was zu viel, als
eins zu wenig“ gepackt … typisch Frau eben. J Letztendlich lief das Koffer verschließen
fast so wie in manchen Filmen ab, wo sich einer oben drauf setzen muss, um den
Reißverschluss rings herum schließen zu können. Das schwierigste an dem Morgen
waren aber die Verabschiedungen die noch bevor standen. Da meine Mutti gegen 7
Uhr auf Arbeit musste, war sie die Erste. Wir versuchten beide die Tränen
zurückzuhalten doch ehrlich gesagt gelang es keinem von uns beidem so wirklich.
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug.
Ich packte hier und da noch etwas ein, räumte Sachen hin und her, druckte
meinen Boardingpass aus und checkte noch
einmal alle wichtigen Dokumente. Gegen 9.30 Uhr ging es dann endlich los Richtung
Chemnitzer Hauptbahn. Es dauerte nicht lang bis wir das richtige Gleis gefunden
hatten und mein Zug einfuhr. Ich verabschiedete mich von meinen Großeltern und meinem Vati und
stieg mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Zug nach Leipzig. Die
Fahrt an sich war stressfrei und in Leipzig erreichte ich ohne Mühe meinen
Anschlusszug nach Frankfurt am Main. Nach insgesamt 5,5 Stunden Zugfahrt kam
ich am Frankfurter Flughafen an und war meinem Ziel schon ganzes Stück näher
gekommen. Doch leider hielt meine Freude nicht lange an. Ich stieg aus dem Zug
und stand nun auf dem Fernbahnhof, von dem aus es laut Internet ganz einfach
sei zu seinem Terminal zu gelangen. Pustekuchen, nix da. Ich stand da mit
meinem Koffer der fast so groß war wie ich und sollte nun 100te Treppenstufen
hoch, da der Fahrstuhl nicht funktionierte. Anscheinend hab ich in dem Moment
so hilflos ausgehen, dass mich prompt die Frau ansprach, welche schon die ganze
Zugfahrt mit mir in einem Abteil saß. Wie sich herausstellte wollte sie auch
grob in meine Richtung und glücklicherweise war sie nicht das erste Mal dort. Dann
ging’s los. Erst um die Ecke, dann mit dem Fahrstuhl dorthin, dem Tunnel folgen
bis zur nächsten Abbiegung und die Rolltreppe weiter hoch und plötzlich stand
ich allein im Schilderwald, da die nette Frau nun in die andere Richtung weiter
musste. Na ja, ich folgte einfach der Menschentraube die vor mir lief und
hoffte auf ein eindeutiges Zeichen zu meinem Terminal. Doch zu früh gefreut.
Nachdem ich wieder ein paar Rolltreppen hoch und runter bin, gab es 2 Optionen für
mich. Entweder raus in den Regen zur nächsten Busstation oder weiter dem
Schilderwahn folgen und fröhlich Rolltreppen fahren. Ich entschied mich dann
für Variante 1. Zufälligerweise kam tatsächlich gerade ein Bus mit der Aufschrift
„Terminal 2“ angefahren. Ich schob meinen Koffer rein und hoffte einfach nur
noch, dass das jetzt die richtige Richtung war. Als ich ausstieg kam mir dann
sofort alles wieder bekannt vor und mir fiel ein Stein vom Herzen. Die nächste
Hürde war gemeistert. Ich war mittlerweile auch froh, dass ich 4 Wochen zuvor
schon mit in Frankfurt am Flughafen war und wusste, was wo war und wann ich wo
zu sein hatte. Gegen 17 Uhr konnte ich mich dann endlich auf der
Besucherterrasse in einen Stuhl sinken lassen und durchatmen. Nach einem Kaffee
und etlichen Telefonaten später ging ich zum Schalter meine Fluggesellschaft,
um meinen Koffer abzugeben. Stolze 24,5 kg hatte ich die ganze Zeit hinter mir
her ziehen und herum tragen müssen. Ich fragte die nette Frau von Emirates auch
extra noch, ob ich mein eigenes kleines Schloss zur Sicherheit an den Koffer
machen dürfte oder ob man den Koffer für eventuelle, spätere Kontrollen offen
lassen müsste. Sie meinte nur „…die Sicherheit unserer Fluggäste geht vor. Sie
können ihren Koffer abschließen.“. Gesagt, getan. Knapp 2 Stunden später konnte
ich auch selbst einchecken und zu meinem Erstaunen fand ich mein Gate ohne
große Mühe und ergatterte einen der wenigen Sitzplätze. Nach einer weiteren Stunde
warten, wurden erneut unser Pass und die Boardingkarte geprüft, sowie das
Handgepäck kontrolliert. In meinem Fall bestand mein Handgepäck zu 1/3 aus
Schokolade, Marzipan, Kuchen und Gummibären … wovon nur einer sehr geringer
Teil für mich selbst vorgesehen war. Der größere Teil war für Stanley gedacht.
Da in Australien ja alles so wahnsinnig teuer ist, hatten mir seine Eltern „ein
bisschen“ Süßkram für ihn mitgegeben. Aber zu meinem Verwundern gab es bis auf ein kleines Schmunzeln der
Kontrolleurin nichts an der Schokoladenbombe in meinem Rucksack auszusetzen. So
konnte ich ruhigen Gewissens in die Maschine steigen und es mir auf meinem
Fensterplatz gemütlich machen. Punkt 22.20 Uhr setzte sich die Boing 777-300R
in Bewegung und reihte sich in die Warteschlange ein, welche auf dem Rollfeld
entstanden war. Aller 1-2 Minuten startete eine neue Maschine und so dauerte es
nicht lang bis wir an der Reihe waren. Da ich lang nicht geflogen war, hatte
ich noch voll mit dem Hightechzeug im Sitz meines Vordermanns zu tun, sodass
ich den Start gar nicht richtig mit bekam. Der Druck in den Ohren blieb aus und
auch sonst war ich positiv überrascht wie angenehm die ersten Minuten doch
waren. Allerdings sollte sich das noch früh genug ändern… keine 10 Minuten
später begann der „Spaß“. Ich glaube wir haben wirklich jedes Luftloch zweimal
mitgenommen und leichte – mäßige Turbulenzen waren keine Seltenheit. Mir kam es
außerdem so vor, als würden sich die Sitze extra mit hin und her bewegen, um
das Gewackel etwas abzufedern…meiner Meinung nach funktionierte das nicht
einmal ansatzweise! Doch anscheinend war das alles normal, denn die
Stewardessen ließen sich nicht beirren und ignorierten einfach das lauter
werdende Gemurmel und die leicht panischen Blicke der Fluggäste. Trotz alledem
überstand ich den Flug und landete rund 6 Stunden später in Dubai.
Natürlich
lief nicht alles glatt aber das war ich ja mittlerweile gewohnt. So ignorierte
ich bspw. die verheulte Stewardess vor der Toilette oder die 2 lauten Schläge
die es gab, kurz bevor wir zur Landung ansetzten. Auch darüber verlor im Übrigen
keiner ein Wort, da konnten die Fluggäste auch noch so ängstlich und verwirrt
aus der Wäsche gucken. Letztendlich überstand ich alle Flüge ‚ohne Probleme‘
und landete sicher in Sydney am Mittwochmorgen gegen 5.30 Uhr Ortszeit.
Ich machte 3
Kreuze, dass ich es endlich geschafft hatte und freute mich einfach nur noch
auf das Wiedersehen mit Stanley und Romy. Ich ging in Richtung Check-Out und
reihte mich in die Warteschlange davor ein. Ein Flughafenmitarbeiter
kontrollierte während wir warteten unsere gelben Zettelchen, die wir vorab im
Flugzeug ausfüllen mussten. Da nutzte ich direkt die Chance und fragte ihn
wegen meiner Schokolade und dem Kuchen etc. im Rucksack. Er meinte es wär kein
Problem und ich könnte alles ohne Bedenken mitnehmen. Super, so langsam lief
alles wieder seine geregelten Bahnen. Ein anderer Mann kam indessen mit einem
Drogenspürhund an uns vorbei gelaufen und kontrollierte jeden. Aber auch da
brauchte ich mir ja keine Gedanken zu machen…noch nicht. Ich holte mich meinen
Stempel in meinem Reisepass ab und eilte zur Gepäckausgabe. Mit einem mulmigen
Gefühl im Bauch wartete und wartete ich auf meinen roten Koffer. Ich hoffte
inständig, dass er die Reise im Ganzen überstanden hatte. Umso froher war ich,
als er endlich auf dem Laufband erschien. Ich schnappte ihn mir und lief
Richtung Ausgang. Eine letzte Kontrollstation stand nun nur noch zwischen mir
und Australien. Wobei man sagen muss, dass dies nicht wirklich eine Kontrolle
war, sondern einem nur der gelbe Zettel abgenommen wurde…NORMALERWEISE! War ja
fast klar, dass das bei mir nicht so einfach abläuft. Jeder wurde nach der
Abnahme des Scheins in die Schleuse 1-3 geschickt. Ich wurde zur Schleuse 5
geschickt und stand dort wie so nen Depp davor. Um auf Nummer sicher zu gehen bin
ich dann erneut zu dem netten Mann und hab gefragt, ob ich jetzt wirklich zur 5
gehen sollte… nach seiner etwas genervten Antwort war ich mir ganz sicher. Ich
lief da nun allein den Weg entlang, der direkt neben dem der anderen war.
Leichte Verwunderung machte sich auch bei mir breit, da auf meinem Weg extra
noch ein Security stand…hmm, als ich dann auch noch das Schild für den Drogenspürhund
las, war mir alles klar. Ich lief auf den grünen Teppich und eine Frau mit Hund
nahm sofort Anlauf und ging auf meinen Rucksack zu. Nachdem sie mich viermal gefragt
hatte, ob ich Obst, Sandwiches, Gemüse oder Sonstiges bei mir habe und ich
jedes Mal verneinte, durfte ich endlich gehen. Puuhh, vom Fliegen hatte ich vorerst
definitiv genug!! Als ich dann endlich aus dem abgetrennten Bereich heraus kam
suchte ich sofort nach Stanley. Ich brauchte etwas länger bis ich ihn zwischen
den Leuten stehen sah…erstens hatte ich keine Brille auf und zweitens hatte er
sich die letzten 4 Wochen nicht rasiert und war jetzt stolzer Besitzer eines
Vollbartes. Wir freuten uns beide wahnsinnig aufeinander und nach einer
herzlichen Begrüßung machte sich Stanley schon daran ein Shuttletaxi zum Hostel
zu organisieren. Ich nutzte die Zeit, um mich kurz frisch zu machen. Gegen 7
Uhr fuhren wir Richtung Innenstadt und eine halbe Stunde später erreichten wir
unser Hostel. Ich war nicht sonderlich kaputt vom Flug, doch machte sich
langsam meine Erkältung wieder bemerkbar, die ich mir kurz vor Abflug in
Deutschland eingefangen hatte. Meine Hoffnung sofort auf unser Zimmer zu kommen
schwand schon nach 2 Minuten, da der Check-In immer erst gegen 13-14 Uhr war.
Wir mussten also nur knapp 6 bzw. 7 Stunden rum bekommen. Prima. Zum Glück
konnten wir zumindest unser Gepäck in einen abschließbaren Raum stellen. Da ich
mir noch schnell eine Jacke aus meinem Koffer nehmen wollte, kramte ich nach
dem kleinen Schlüssel für das Schloss. Als ich ihn endlich hatte begann die
Suche nach dem kleinen Schloss an meinem Koffer. Doch die Suche war vergebens.
Erst da bemerkte ich, dass mein Koffer aufgebrochen wurde. Wahrscheinlich war mein
Gepäck bei einer der Stichprobenkontrollen am Flughafen durchsucht wurden.
Soviel dazu, dass ich in Deutschland extra noch danach gefragt hatte. Aber gut,
ich konnte es eh nicht mehr ändern. Wir stellten also unsere Sachen ab und
beschlossen die Zeit zu nutzen, um meine Steuernummer zu beantragen. Dabei
wollte Stanley auch gleich nach seiner Nummer fragen, da bei seinem ersten
Antrag etwas falsch gelaufen war. Auf dem Weg dorthin zeigte mir Stanley den
Hafen Circular Quay, das Opera House, die Harbour Bridge und ein paar andere
schöne Fleckchen. Ich war teilweise ziemlich überfordert mit den neuen
Eindrücken. Es war einerseits anders, als wie ich es mir vorgestellt hatte doch
andererseits trotzdem beeindruckend nun alles einmal in echt zu sehen. Die
Hochhäuser direkt daneben den Hafen und überall Möwen. Es war einfach toll!
Leider kroch die Erkältung immer mehr in mir hoch und wir entschieden schnell
die Steuernummer zu beantragen und danach wieder zum Hostel zu gehen, um zu
fragen, ob wir vielleicht doch eher in unser Zimmer könnten. Im Hostel wurden
wir leider noch 2 Stunden vertröstet aber da Stanley sich bereits auskannte,
setzten wir uns einfach ins nächste MC Donalds und nutzten dort das Internet.
Gegen Mittag durften wir unser Zimmer beziehen. Es passte gerade so ein
Doppelbett hinein und ein kleiner Beistelltisch. Das wars. Unsere eigene Dusche
und Toilette hatten wir direkt auf der anderen Seite des Flurs. Jetzt war es
auch endlich soweit Stanley seine Fressbeutel zu überreichen mit Gummibären,
Marzipan, Kuchen und Schoki… seine Augen leuchteten wie die eines kleinen
Kindes. Kurz danach sind wir auch schon eingeschlafen und erst gegen 17 Uhr
wurden wir wieder wach und draußen war es mittlerweile dunkel. Wir
telefonierten kurz mit Romy und verabredeten uns mit ihr für den Abend. Eine
gute Stunde später holte sie uns auch schon im Hotel ab und wir freuten uns
alle endlich zu dritt unterwegs sein zu können. Auf der Suche nach etwas
Essbarem stießen wir auf einen kleinen asiatischen Laden. Wir bestellten Frühlingsrollen,
gebackene Garnelen auf Reis und Hühnchen süß-scharf. Nach dem Essen wollten wir noch zu einem anderen Hafen laufen, doch da Romy den ganzen Tag arbeiten war, wurde sie plötzlich total müde und so ging ich mit Stanley allein zum Darling Habour. Romy machte sich währenddessen auf den Heimweg zum Surfside Hostel am Coogee beach. Der Ausblick vom Darling Harbour war überwältigend. Überall funkelten Lichter und im Wasser Spiegelte sich die gesamte Promenade. Trotz der Kälte und dem unheimlichen Wind setzten wir uns kurz und schossen ein paar Bilder.
Man muss dazu sagen, nur wir empfanden es als kalt dort. Um genauer zu sein saß ich dort in meiner Winterjacke. Alle anderen, wir nehmen an es waren Australier, liefen in kurzen Hosen und T-Shirt durch die Straßen. Unfassbar wie abgehärtet die sein müssen. . Nachdem ich den „ich bin gut in Australien angekommen“-Anruf bei meiner Schwester getätigt hatte und alle beruhigt waren, traten wir gegen 22 Uhr den Heimweg an. Im Hostel angekommen fielen wir in unser Bett und uns zog es sofort die Augen zu…
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