29.11.-21.12.2012
Nach gut 5 Stunden Fahrt kamen wir Donnerstagmittag auf der
Farm, in der Nähe von Rockhampton, an. Die Strecke zwischen Bundaberg und Rocky
war landschaftlich zwar sehr schön, doch jagte eine Baustelle die nächste.
Ständig standen wir in ewig langen Schlangen an und warteten darauf endlich
weiterfahren zu dürfen und das bei gut 35 Grad im Schatten. Mit leichter
Verspätung hatten wir es aber nun geschafft. Als wir zum Eingangstor der Farm
herein fuhren, sahen wir soweit wir schauen konnten nur Macadamiabäume um uns
herum. Als wir nach einer Weile am Büro unseres zukünftigen Chefs Darryl
ankamen, ahnten wir schon in etwa wie riesig diese Farm sein musste.
Ursprünglich hieß es, dass wir heute noch arbeiten sollten und deshalb
spätestens gegen Mittag da sein sollten. Doch Darryl hatte voll die Ruhe weg
und ging mit uns noch einmal alle Formblätter durch, gab uns erneut Verträge
zum Unterzeichnen, obwohl wir die bereits am Vortag unterzeichnet hatten,
erzählte von seiner deutschen Ehefrau, seinen Kindern und seinem ganz
speziellen Haustier. Als wir hörten um welches Haustier es sich da handelte,
wurden wir ziemlich neidisch. Darryl und seine Frau hatten ein Känguru
aufgezogen, was seitdem bei ihnen wohnte. Da seine Frau Deutsche war, bekam das
kleine Ding auch gleich einen deutschen Namen. Ab da war es „Heidi das
Hauskänguru“. Jetzt waren wir richtig neugierig geworden und wollten es unbedingt
sehen, doch erst wollte Darryl uns etwas vertrauter mit der Farm machen. Er
zeigte uns auf einer großen Karte wo wir uns gerade befanden und wie die Farm
in 6 große Blöcke unterteilt war.
Jeder Block war noch einmal extra unterteilt
und noch einmal und noch einmal… als Darryl die großen Fragezeichen in unseren
Augen sah, setzte er uns in sein Auto und fuhr mit uns einmal rings um die
Farm. Es war der Wahnsinn. So unheimlich groß hatten wir es uns nun wirklich
nicht vorgestellt. Ich weiß nicht wie viele ha es sind aber jeder Block umfasst
ca. 150-180 Macadamiabaumreihen, wobei man von einem Ende der Reihe oftmals
nicht zum anderen Ende schauen kann. Insgesamt soll es wohl mehr als 100.000 Macadamiabäume auf der gesamten Farm geben.
Darryl erzählte uns, dass sie in einem
guten Jahr bis zu 250 Tonnen Macadamianüsse ernteten. Auch wenn ich mir nichts Genaues
darunter vorstellen konnte, klang das doch nach einer Menge Nüsse. Am Ende
unserer kleinen Ausfahrt, zeigte uns Darryl noch sein Haus, welches auch auf
dem Farmgelände stand. Als er plötzlich langsamer wurde und in Richtung seines
Wohnzimmerfensters zeigte, schaute uns doch tatsächlich Heidi an. Sie hatte die
Ohren gespitzt und beobachtete uns ganz genau. Es sah so ulkig und gleichzeitig
so niedlich aus, so etwas sieht man wirklich nicht alle Tage. Nun ging es
zurück zum Büro und der Halle, in der sich vor und nach der Arbeit alles
abspielte. Er führte uns noch durch die Küche, den Gemeinschaftsraum und zeigte
uns die Zimmer für die Angestellten. Als wir eines davon besichtigten, bot er
uns plötzlich an, dass wir dieses solange wir hier sind nutzen könnten. Als wäre
das nicht schon das non plus Ultra gewesen, antwortete er uns auf die Frage was
er denn dafür haben wöllte nur:“ Harte Arbeit!“. Jetzt hatten wir echt alles
was wir wollten. Arbeit mit gutem Lohn und eine kostenlose Unterkunft dazu.
Last but not least kamen wir nun zum Höhepunkt unserer kleinen Besichtigung, die Toiletten und
Duschen. Hier kam jeder Horrorfilmfanatiker auf seine Kosten. Wir dachten
zunächst es wäre ein Scherz. Sie waren
versifft von oben bis unten, überall hausten andere kleine Tierchen und die
Fließen waren gelb bis rostbraun. Teilweise blätterten die Fließen schon durch
die aufgeschwämmten Wände ab. Die Toiletten waren eine „Spur“ besser, doch auf
keinen Fall einladend. Nach einem Kulturschock der seines Gleichen suchte, war
die Tour zu Ende. Darryl sagte uns wann und wo wir morgen anfangen sollten und
besorgte uns gleich noch einen privaten Kühlschrank. Man könnte meinen, wir
waren mittlerweile die übertriebene Freundlichkeit und Großzügigkeit der
Australier gewohnt, doch wir waren immer noch sprachlos. Als nächstes lernten
wir Geoff kennen. Ein kleiner, in die Jahre gekommener, doch sehr aufgeweckter
Kerl, der direkt mit auf der Farm lebte. Es war zunächst ziemlich schwer ihn zu
verstehen, doch das beruhte wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit. Er stand jedoch
Darryl in punkto Freundlichkeit nichts nach. Nun richteten wir unser Zimmer ein
und bereiteten uns auf den nächsten Tag vor.
Am nächsten Morgen klingelte 5.30 Uhr der Wecker. Während
ich hochmotiviert war, hatte Stanley so seine Startschwierigkeiten und kroch
lieber nochmal unter die Bettdecke. Nach einem kurzen Frühstück ging es auch
schon los. Gegen 6.15 Uhr war im Gemeinschaftsraum morgendliche Besprechung.
Darryl teilte alle Leute für die jeweiligen Arbeiten ein und erfuhr
gleichzeitig, ob am Vortag etwas ungewöhnlich war oder es an einer Stelle
Probleme gab. Stanley sollte heute nach großen, abgestorbenen Ästen suchen, die
auf den Mittelgängen der Baumreihen lagen. Falls diese zu schwer zum raustragen
waren, musste er diese mit Hilfe einer Kette am Auto herausziehen. Das Auto war
in dem Fall eine Art Strandbuggy oder wie ich es meist beschrieb, eine Art
Golfmöppel mit Ladefläche und mehr PS unter der Haube. Schon am Vortag hatten
wir diese „Gator“, wie sie hier genannt werden, gesehen und wussten, dass das
sicherlich eine Menge Spaß geben würde.
Meine Aufgabe für den ersten Tag hatte
mir Darryl schon am Vortag bei unserer kleinen Spritztour gezeigt. Ich sollte
die Schäden der Wildschweine beseitigen. Fast jede Nacht kamen sie, auf der
Suche nach Wasser, und bissen die Schläuche kaputt, welche durch die Baumreihen
zur Bewässerung gelegt waren. Ich fuhr also zu meinem Block der mir zugeteilt
wurde und begann die Leitung zu flicken. Meist erkannte man die Löcher dadurch,
da ringsherum größere Flächen nass waren als sonst oder weil eben schon der
halbe Weg unter Wasser stand. Um 10 Uhr hatten wir dann unsere erste Pause.
Alle trafen sich im Gemeinschaftsraum wieder, aßen etwas und füllten die
Wasserflaschen wieder auf. Mittlerweile waren es angenehme 36 Grad. Schon jetzt
merkte ich, dass mir Sonne trotz Hut ganz schön zu schaffen machen, da ich
nicht wirklich Schatten hatte die letzten Stunden. Obwohl ich keine großartig
körperlich anstrengende Arbeit hatte, war ich total kaputt. Stanley ging es
nicht anders. Auch er hatte nicht die schwerste Arbeit aber musste feststellen,
dass bei solchen Temperaturen das Arbeiten ziemlich an den Kräften zehrte. Nach
einer halben Stunde ging es weiter. Ich hatte das Gefühl, dass es in der kurzen
Zeit noch wärmer geworden war. Weitere 2,5 Stunden waren wir wieder der heißen,
australischen Sonne ausgesetzt. Gegen 13 Uhr war es Zeit für Mittag. Wir hatten
mittlerweile jeder knapp 3 Liter Wasser getrunken, das brauchte man einfach bei
der Hitze. Ab jetzt waren es nur noch 1,5 Stunden und dann war es geschafft. So
unschön die Duschen auch waren, zum Feierabend freuten wir uns richtig darauf.
Nach der kurzen Abkühlung vielen wir sofort todmüde ins Bett und genossen die
Klimaanlage in unserem kleinen aber komfortablen Zimmer.
Die nächste Woche lief es immer ähnlich ab. Halb 6 klingelte
der Wecker und eine Stunde später war schon jeder kräftig am Arbeiten.
Nur
unsere Aufgaben variierten von Tag zu Tag. Montag musste Stanley mit Toby,
einem Jungen in unserem Alter, in den Blöcken
wo die älteren bzw. größeren Bäume standen, Sprinkler wechseln. Quasi gab
es da keine die Gartenschläuche, welche durch die Reihen gezogen waren, sondern
dicke Pipelines, von denen dünne Schläuche abgingen und kleine Sprinkler draufsaßen.
Auch die fielen des Öfteren den Wildschweinen zum Opfer. Ich dagegen wurde
wieder zur gleich Arbeit eingeteilt, wie an meinem ersten Tag. Ich fuhr also
den ganzen Tag mit dem Buggy jede einzelne Baumreihe ab und suchte nach
undichten Stellen. Irgendwann kam Darryl vorbei und wollte eine Unterschrift
unter den Stundenzettel der letzten Woche haben. Viel stand natürlich nicht
drauf und doch war es mehr als gedacht. Er hatte uns den Tag. an dem wir
angekommen waren und er uns die Farm gezeigt hatte, als einen halben Arbeitstag
berechnet. Bei knapp 20 $ die Stunde war das also nicht gerade wenig. Kurz vor
der Frühstückspause war ich voll in meinem Element und düste von einer Reihe in
die nächste. Doch dann passierte es. Vor mir tat sich eine riesige Wasserstelle
auf. Bevor ich es aber richtige realisierte stand ich mit meinem kleinen
Gefährt auch schon mitten im Matsch. Es ging nichts mehr vor geschweige denn
zurück. Ich steckte fest. Nach ein paar kläglichen Versuchen mich selbst zu befreien,
rief ich Darryl an. Er blieb mal wieder ganz gelassen und sagte nur „no worries“.
Anscheinend passierte das hier ab und zu mal. Er zog mich mit seinem Pickup
heraus und schon konnte es weitergehen. An diesem Tag sah ich auch meine erste
Schlange hier. Zwar ein harmloses Exemplar doch hätte ich darauf locker
verzichten können. Die vielen Kängurus und Wallabies und anderen niedlichen
Tierchen, welche täglich um uns herum hüpften, waren mir da bedeutend lieber!
Am nächsten Tag erinnerte Darryl uns vor der Arbeit noch einmal
daran genügend Wasser mitzunehmen, da heute die 40 Gradmarke geknackt werden
sollte. Als er der Reihe nach jeden für seine Arbeit einteilte, staunte ich
nicht schlecht, als ich hörte was ich machen sollte. „Steffi, und du machst bis
zum Frühstück ein paar Spaghetti.“ WIE BITTE?? Ich soll für alle etwas zu essen
machen? Ich verstand die Welt nicht mehr. Sollte ich jetzt als Küchenhilfe
anfangen?? Total irritiert wandte ich mich zu Stanley und fragte, ob er das
gleiche wie ich verstanden hatte. Er sagte nur ganz selbstverständlich zu mir: „..ja,
du sollst Spaghetti machen.“. Ich hatte nur riesige Fragezeichen im Kopf.
Wahrscheinlich sah Stanley meinen hilflosen Blick und frug mich, ob ich denn
schon mal Spagetti gesehen hatte. Er erklärte mir, dass das der Spitzname für
die dünnen schwarzen Schläuche war, welche als Verbindungteile für die große
Pipeline und die Sprinkler fungierten. Jetzt war ich natürlich heilfroh, dass
ich Darryl nicht laut vor allen anderen gefragte hatte, ob ich tatsächlich für
alle Mittagessen kochen soll. Das hätte für einen ordentlichen Lacher gesorgt.
Während ich also im Gemeinschaftsraum blieb und neue Spaghetti baute, war
Stanley mit Toby unterwegs, um Löcher zu buddeln. Manchmal brachen
T-Verbindungen in den großen Wasserleitungen oder an einer Pumpe ging etwas
kaputt und so war innerhalb kurzer Zeit an dieser Stelle alles überflutet. Um
dann an die defekten Stellen zu kommen, muss erst das Wasser abgepumpt und in
den schlammigen Boden ein ca. 1 Meter tiefes Loch geschaufelt werden. Bei knapp
40 Grad und keinem Schatten nicht die denkbar schönste Arbeit. Nach dem
Frühstück wurden Stanley und ich zusammen eingeteilt. Mit Gummistiefeln, Hüten
und viel zu großen Regenjacken bewaffnet ging es ab in die Baumreihen zu den
Sprinklern. Toby schaltete uns die Wasserpumpe an und im Nu spritzte und
zischte es überall um uns herum. Die Arbeit an sich war simpel. Dort wo man
große Pfützen sah oder wo Wasserstrahlen heraus kamen waren Lecks, die es zu
reparieren galt. Meistens musste nur eine Spaghetti gewechselt werden. Da aber
auf der Leitung ziemlicher Druck drauf war, bekam man die neuen Spaghetti nur
mit viel Geschick und Kraft in die Hauptleitungen. Meistens waren wir schon
nach dem ersten Leck von oben bis unten nass. Doch das war kein Problem, man brauchte sich
nur in den Gator setzen, Vollgas geben und eine Runde um den Block drehen und
schon war man bis auf die Schuhe wieder trocken. So liefen auch die folgenden
Tage ab. Man machte nie das gleiche und wechselte jeden Tag zwischen
Bewässerung, Blöcke säubern oder Montage der Ersatzteile. Mitten in der ersten Woche
lud uns Geoff abends zu einem Essen ein. Er sagte uns aber nicht wohin es geht
und was wir essen werden. Wir waren zunächst ein wenig skeptisch, weil er schon
ein wenig verrückt war und sehr geheimnisvoll tat. Schließlich kamen wir in Rocky
an einem „Great Western Hotel“ an. Wir waren erleichtert, dass er uns nicht in
die Pampa verschleppt hatte und waren nun gespannt was uns drinnen erwartete.
Das Hotel sah von außen schon ziemlich authentisch aus, da es wie ein richtiger
Saloon aufgebaut war. Nachdem wir durch die Tür schritten, kamen uns bereits die
ersten Cowboys entgegen. Wir waren jetzt schon beeindruckt aber es kam noch
dicker. Geoff führte uns zu unserem Tisch den er extra reserviert hatte und nun
konnten wir unseren Augen nicht trauen. Direkt an dem Hotel war eine große
Bull-/Horseriding Arena und wir saßen in der ersten Reihe. WOW! Damit hatten
wir nun wirklich nicht gerechnet. Mittlerweile fühlten wir uns auch schlecht,
dass wir anfangs skeptisch über Geoffs Angebot waren. In der Arena ging es nun
schon voll zur Sache. Diverse Cowboys versuchten sich an den wildesten Stieren
und einer fiel nach dem anderen auf den Boden. Man wusste aus dem Fernsehen wie
gefährlich das war aber live sah die Sache nochmal einen Zacken schärfer aus. Während
5 Meter neben uns die Stiere die Sau raus ließen, aßen wir Abendbrot. Im
Anschluss führte uns Geoff noch ein wenig in der Arena herum und erklärte uns
wie die Events ablaufen. Nun ging es wieder zurück auf die Farm.
In den nächsten zwei Wochen arbeiteten wir größtenteils
weiterhin an der Bewässerung. Eines Tages kam Darryl und fragte Stanley ob er
Behälterbauer sei und schweißen könnte. Es hatte sich scheinbar herumgesprochen.
Als Stanley mit „ja“ antworte bot er ihm einen Job als Schweißer und Mechaniker an. Mich würde er
ebenfalls weiterhin beschäftigen und als wir ihn fragten für wie lange wir hier
arbeiten könnten antwortete er nur:“
Solange ihr wollt, hier gibt es das ganze Jahr genug Arbeit.“. Wir waren
überglücklich, da wir nun unseren restlichen Trip gesichert hatten und unsere
Flugtickets buchen konnten. Den nächsten Tag musste Stanley gleich beweisen was
er drauf hatte und musste den Anhänger eines Traktors schweißen. In kurzen
Hosen und einer nichtfunktionierenden Blende ging es nun an die Arbeit. Erst am nächsten Tag gab es eine hübsche Uniform für Stanley...
Es
taten sich einige Probleme auf da es windig, das zu schweißende Metall dreckig war
und die Schweißmaschine hatte auch diverse Macken. Stanley war absolut nicht
zufrieden mit seiner Arbeit aber Vladimir, der russische Mechaniker der Firma,
dafür umso mehr. Vladimir war eine SEHR spezielle Person. Wir hatten schon
Probleme die Australier zu verstehen aber nun einen Russen der versucht
Englisch zu reden und dabei auch so gut wie kein Wort konnte, war ein ganz
anderes Schwierigkeitslevel. Jeder Satzbrocken musste dreimal wiederholt werden
und meistens wurde eh mit „Zeichensprache“ kommuniziert. Auch die folgenden
Tage wurde Stanley immer wieder zum Mechaniker eingesetzt und bewährte sich.
Darryl und Vladi waren sehr zufrieden mit ihm. Ich war mittlerweile die
Fachfrau was Bewässerung und Montage der Spaghetties anging. In der dritten
Woche fing ein neuer Arbeiter an. Harley war sein Name, ein 22-jähriger,
ziemlich aufgeweckter Australier. Er wurde direkt Stanley zugeteilt. Sie kamen
während der Arbeit gut ins Gespräch und zur jeder Pause kam Stanley mit neuen
Geschichten von Harley zu mir. Er hatte es scheinbar faustdick hinter den
Ohren. Er jagte in seiner Freizeit Wildschweine. Klingt zunächst ziemlich normal.
Er jedoch jagte mit seinen zwei Hunden, einem bloßem Messer und viel Adrenalin
im Blut. Wobei man sagen muss, wenn man den Australiern glauben darf, dass die
Wildschweine hier bedeutend größer als in Deutschland werden konnten. An sich
klang das nicht sehr human aber so zu jagen war ein ganz großes Ding in
Australien. Die nächsten Tage arbeitete ich größtenteils allein, während
Stanley mit Harley die Blöcke säuberte. Einmal kam Stanley an und sagte mit
einem Grinsen im Gesicht:“ Komm mal her, ich hab was für dich!“. Ich lief
langsam aber trotzdem skeptisch zu ihm, weil es eigentlich nichts Gutes sein
konnte. Man merkte, dass Stanley mittlerweile fast vier Monate ohne seine Jungs
unterwegs war, da er die ganze Brühe, die er sonst bei den Jungs raus gelassen
hat, nun an mir ausließ. Jedenfalls näherte ich mich ihm. Er griff in die
Ladefläche des Gators und holte eine Schlange heraus. Tod natürlich. Ich war
erst einmal schockiert. Es war eine Eastern Brownsnake, die tödlichste Schlange
in ganz Australien und weltweit gab es nur noch eine Schlange die giftiger war.
Harley stieß auf sie und tötete sie augenblicklich mit der Schaufel. Stanley
musste sie natürlich anfassen und mir zeigen. Sie zuckte noch und gringelte
ihren Körper um seine Finger. Danach entsorgten wir sie, sodass keiner mehr herankonnte.
In der Woche vor Weihnachten änderte sich das Wetter und so regnete es zum
ersten Mal seit einem Monat. Wir genossen es wirklich den Regen auf unserer
Haut zu spüren und die frische Luft zu atmen. Das waren die ersten Anzeichen für
die nun beginnende Regenzeit. Das änderte aber nichts an unserer Arbeit. Ich
begann mich durch alle Blöcke zu kämpfen und kleine weiße Papierzettel an das
Blatt jeden 70. Baums zu tackern. Es war eine sehr ermüdende Arbeit, doch sie
musste gemacht werden. Auf den Papierstücken waren nämlich Wespenlarven
aufgeklebte, welche nach dem Schlüpfen dafür sorgten, dass die Macadamianüsse
von keinem schädlichen Ungeziefer befallen wurden.
Stanley und Harley wurden indes
auch im Traktor fahren unterwiesen. Stanley verliebte sich hier in sein neues
Dienstfahrzeug. Er fuhr einen großen Rasenmäher, mit mächtig Power unter der
Haube. Auf dem Fahrzeug gab es kein Lenkrad, sondern nur zwei Hebel, welche
jedes Rad einzeln ansteuerten. So war es
möglich Donuts, Hochstarter und 360 Grad Drehungen auf der Stelle zu
machen. Ich brauch ja nicht zu erwähnen auf welche Weise er sich mit dem Mäher
fortbewegte. ;-)
Nun war es soweit. Der 21.12.2012 brach an und noch keine
Anzeichen vom Weltuntergang. „Ehrfürchtig“ arbeiteten wir an diesem Tag wie an
jedem anderen. Am Ende des Tages waren wir immer noch am Leben und unser erster
Monat auf der Farm war auch vorüber.