Montag, 17. Dezember 2012

Das Abenteuer "Insel" !


07.11.-11.11.2012

 Gegen späten Nachmittag kamen wir nach mehreren Stunden Fahrt in Rainbow Beach an. Die kleine Stadt bestand so gut wie aus nur einer Straße, welche irgendwann im Sand verlief. Dies war allerdings einer der Orte, von welchem man mit der Fähre nach Fraser Island, unserem nächsten Ziel, übersetzen konnte.  Da das Informationscenter schon geschlossen hatte, klapperten wir die restlichen kleinen Läden ab und ergatterten schon ein paar Broschüren sowie eine Gezeitentabelle für Fraser. Nachdem wir auch noch einen Tipp von einem Australier bekommen hatten wo man ganz in der Nähe kostenlos am Strand campen durfte, waren wir glücklich und entschlossen für heute „Feierabend“ zu machen.
 
 
 
Für den nächsten Tag hatten wir uns eine lange To-Do-Liste erstellt. Wir mussten noch verschiedene Dinge besorgen, die Genehmigung zum Campen auf Fraser einholen, den Allradantrieb am Strand testen und natürlich musste auch die Arbeitssuche weitergehen.  Unser erster Stopp war das Infocenter. Wir ließen uns alles über Fraser erzählen und bohrten die gute Frau hinterm Schalter mit nervigen Fragen. Als sie anscheinend genug von uns hatte, legte sie uns ein Video ein, in welchen alles noch einmal haarklein erklärt wurde und auf die Gefahren auf der Insel hingewiesen wurde. Danach ging es für uns in einen kleines Tante Emma-Baumarkt-Laden. Etwas verunsichert durch das Video suchten wir nun nach Dingen, die wir vielleicht möglicherweise in irgendeiner Form auch nur ansatzweise auf Fraser gebrauchen könnten. Nachdem wir allerdings die Preisschilder gesehen hatten, wurden wir wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt. Wir entschieden uns für ein Reifenluftdruckmessgerät, das musste reichen.  Als wir endlich alles für unser großes Abenteuer zusammen hatten, machten wir uns wieder an die Arbeitssuche. Doch wieder mussten wir feststellen, dass uns zur Zeit niemand wollte bzw. brauchte. Um die Laune wieder etwas anzuheben beschäftigten wir uns den Rest des Abends mit dem studieren des Tidekalenders und der Wanderrouten bzw. sehenswerten Plätzen auf Fraser.  Das Fahren am Strand ließen wir dann doch weg und entschieden lieber zeitig zu Bett zu gehen, da wir ja früh aufstehen wollten.
Unser Schlaf wurde unsanft unterbrochen als mitten in der Nacht jemand gegen unsere Scheibe hämmerte und mit der Taschenlampe ins Wageninnere leuchtete. Wie vom Blitz getroffen saß ich putzmunter im Bett, während Stanley seelenruhig weiter schlief. Leicht panisch rüttelte ich ihn wach. Etwas zögernd öffneten wir die Tür und unser Herz rutschte einen Moment lang in die Hose, als wir den Ranger vor uns stehen sahen. Er erzählte uns etwas von 500$ Strafe und das wir hier nicht stehen bleiben dürften. Wir wurden beide kreidebleich. Zu unserem Glück hatten wir aber einen wirklich netten Ranger erwischt. Da er früher selber viel gereist war und wusste wie das Leben als Backpacker ist, machte er uns ein Angebot. Wenn wir den Platz sofort räumen und woanders hinfahren würden, kämen wir ohne jegliche Strafe davon. Wir nickten wie wild und machten uns sofort daran das Auto umzuräumen. Als wir los fuhren sahen wir noch einige andere Backpacker, die genau wie wir gerade von dem Ranger aus dem Schlaf gerissen wurden. Um zu dem nächsten freien Campingplatz zu gelangen mussten wir nun durch den stockdunklen Wald fahren. Noch halb verschlafen und mit 30 km/h tuckerten wir nun langsam die Straße entlang. Zu groß war die Angst im Dunkeln auch noch ein Tier anzufahren. Mit einem Mal wurde Stanley immer langsamer und langsamer. Da ich keine Brille auf hatte erkannte ich zwar irgendwas auf der Straße aber glaubte zunächst Kängurus zu sehen. Plötzlich wurde Stanley ganz nervös hinterm Lenkrad und rutschte von einer Pobacke auf die andere… dann brach es aus ihm raus „ WILDPFEEEEERDE!!“. Wir konnten es gar nicht fassen. Da standen doch tatsächlich links und rechts am Straßenrand Wildpferde. Uns waren die Schilder schon öfters aufgefallen und wir wussten, dass es sie in Australien gibt. Doch hatten wir nie damit gerechnet welche in echt zu sehen, da Wildpferde doch eigentlich sehr scheu waren. Ab diesem Zeitpunkt waren wir nicht mehr verärgert darüber, dass wir aus dem Schlaf gerissen wurden, denn es hatte ja doch noch etwas Gutes gehabt.
Gegen 5.30 Uhr war die Nacht dann endgültig vorbei. Wir frühstückten ausgiebig und tankten das Auto nochmal randvoll, bevor wir zum Inskip Point fuhren. Dort setzte die Fähre über nach Fraser. Da heute die Ebbe gegen 10.30 Uhr auf unserem Plan stand, hieß das für uns, dass wir von 8.30 – 12.30 Uhr am Strand entlang fahren durften. Das Zeitfenster von 4 Stunden begann also immer 2 Stunden vor der Ebbe und endete 2 Stunden danach, wenn das Wasser langsam zurückkam. Um 8 Uhr waren wir so weit, dass alle Räder auf 18 psi runtergelassen waren. Nun kam der Augenblick der Wahrheit, denn um zur Fähre zu gelangen, musste man schon durch den tiefen, weichen Sand fahren. Während ich schon langsam ins Schwitzen geriet, freute sich Stanley schon richtig darauf. Ohne „größere“ Probleme schafften wir es aber zur und auf die Fähre. Schwieriger war es da schon wieder von dem Ding runterzukommen. Direkt an der Laderampe hatte sich ein großer Sandhaufen gebildet, den wir erst beim zweiten Anlauf überwinden konnten. Überraschenderweise lief die Fahrt am Strand dann recht entspannt ab. Der Sand war fest und man hatte ausreichend Platz um entgegenkommenden Fahrzeugen auszuweichen. Nach ca. einer viertel Stunde sahen wir in der Ferne 2 Gestalten. Anfangs dachten wir es seien Fischer, doch als wir näher kamen sahen wir 2 Backpacker. Da der nächste Ort auf der Insel noch viele Kilometer entfernt war, hielten wir an um nachzufragen, ob alles ok war. Es stellte sich heraus, dass die beiden ohne Auto auf die Insel gekommen waren und alles zu Fuß erkunden wollten. Mittlerweile waren sie aber selbst dahinter gekommen, dass das eine schwachsinnige Idee gewesen war. Obwohl unser Auto eigentlich bis unters Dach vollgepackt war, stopften wir die beiden noch in unseren Kofferraum und nahmen sie mit nach Eurong, welches das erste große Beach Resort auf Fraser war.

 
  Wir kamen mit den beiden ins Gespräch und es stellte sich heraus das eine von beiden auch noch aus Deutschland kam. Gwen eine Tischlern aus Stuttgart und John aus irgendeinem Kaff in Kanada. In Eurong konnte man nun Vorräte und Benzin auffrischen oder sich gleich in eine Unterkunft einbuchen. Für uns ging es aber weiter bis ins Herz von Fraser Island, zur Central Station. Gwen und John hatten nicht wirklich eine Ahnung wo es was  zu sehen gab und so nahmen wir sie mit. Um zur Central Station zu gelangen mussten wir einer weichen und hügeligen Sandstraße quer durch den Busch folgen. Hier wurde unser Auto und Stanleys Fahrkünste richtig auf die Probe gestellt. Da es schon Wochenlang nicht mehr geregnet hatte war der Sand so weich das man nahezu aufsaß. Die Gefahr stecken zu bleiben war allgegenwärtig. Ich schwitzte Blut und Wasser während Stanley über beide Ohren strahlte. Glücklicherweise schafften wir es auch hier ohne Probleme nach einer Stunde an zukommen. 

 
Die Central Station war im Prinzip ein riesiges Camping Areal mitten im Regenwald. Es gab nur mehr oder weniger dürftige Toiletten und ein paar Duschen. Hier erfuhren was wahres Campen ist. Unsere Insassen schlugen ihr Zelt direkt neben uns auf. Wir entschieden uns nun zusammen zum Lake McKenzie zu laufen. Insgesamt  14 km hin und zurück. „Das dürften wir packen!“ sagten wir uns, naiv wie wir waren. Schon nach 2 km waren wir fix und fertig. Stanley schaffte es auch sich so ziemlich am Anfang unseres Walks eine spitze Wurzel, die aus den Boden ragte zwischen die Zehen zu jagen. Es sah aber wahrscheinlich schlimmer aus als es war. Wir liefen und liefen, bergauf, bergab und sahen keine Ende. Wir passierten ein paar Seen, bei denen wir dachten, dass wir schon am Lake McKenzie angekommen wären aber wurden dann doch enttäuscht.

 
 
 
Wir liefen hechelnd durch den Wald und waren völlig darin vertieft ein Fuß vor den anderen zu setzen, als es plötzlich ein lautes Knacksen gab und keine 20 Meter vor uns ein riesiger Baum mitten auf den Weg fiel. BUMM!  Jeder krallte sich vor Schreck bei dem anderen fest. Unser Puls war auf 180. Niemand von uns rechnete damit und hätten wir vielleicht nur eine Pinkelpause weniger gehabt, hätte es uns womöglich erwischt. Der Schock saß tief doch es ging weiter. Gwen lief kurz danach in ein riesiges Spinnennetz hinein, welches quer über den Weg gespannt war. Wir schauten uns das Netz genauer an und sahen die womöglich ungewöhnlichste Spinne, die wir je gesehen hatten. Auf Fraser gab es riesige Fliegen, welche sehr träge sind. Es war also ein Einfaches sie zu fangen. John fing eine und warf sie der Spinne zum Fraß vor. Makaber aber es war total interessant wie die Spinne anfing ihre Beute fressen.
 

 
Kurz darauf kamen wir endlich am Lake Mckenzie an. Ein kristallklarer See mit weißem Sandstrand. Die Kerle nutzen das gleich aus, sprangen sofort ins Wasser und genossen es mal kein Salz in den Augen zu haben. Mit der Zeit kamen immer mehr Touristen und letztendlich war es ziemlich überlaufen. Da wir sowieso noch einen langen Rückweg vor uns hatten und noch möglichst im Hellen im Camp ankommen wollten, machten wir uns auf die Socken. Diesmal schafften wir es ohne Nahtoterfahrungen. Im Camp war es mittlerweile dunkel und wir machten uns unser wohlverdientes Dosenfutter, während es um uns herum aus allen Ecken raschelte und knisterte. Es war auf jeden Fall ein absolut uriges Erlebnis.
 

 
Da wir heute wieder nur ein bestimmtes Zeitfenster hatten, standen wir zeitig auf und fuhren zurück nach Eurong. Hier setzten wir die beiden anderen ab. Aber wir versprachen ihnen sie auf unserem Weg zum Festland wieder mitzunehmen, falls wir sie am Strand sehen würden. Wir fuhren nun weiter in Richtung Norden und immer am Strand entlang. Unser Ziel war das Schiffswrack der Maheno. Mittlerweile mussten wir ziemlich aufpassen da die Washouts ziemlich groß geworden waren. Washouts waren kleine Flüsse, die nach jeder Flut von den kleinen Seen am Strand zum Meer zurückfließen. Teilweise versanken wir komplett mit den Rädern im Wasser. Das war genau Stanley‘s Ding, er konnte gar nicht oft genug durchfahren und sie konnten auch nicht tief genug sein.


 
 Nach einer Weile setzte auch starker Regen ein, der uns noch langsamer fahren ließ, da wir nichts sahen. Das Unwetter hielt an und gerade als wir am Wrack ankamen zog es kurz auf. Wir nutzen die Chance, schossen ein paar Bilder und ließen den Anblick auf uns wirken.



 


 
 Nun ging es wieder zurück. Das nächste Ziel, welches etwas weiter südlich lag war Eli Creek. Ein kristallklarer Süßwasserbach der direkt ins Meer mündete. Das war aber wahrscheinlich mit das Touristenziel Nummer Eins und somit war es auch hier komplett überlaufen. Wir ließen uns davon aber nicht beirren und liefen durch das hüfthohe Wasser. Dumm nur, dass wir keine Badesachen dabei hatten und „etwas“ nass wurden.

   

   

 
Nach einem kurzen Aufenthalt versuchten wir jetzt noch das Zeitfenster auszunutzen umso südlich möglich zukommen. So hatten wir es am Folgetag nicht mehr soweit bis zur Fähre. Das Wetter wurde nun wieder ungemütlicher und es regnete sich ein. Als die Flut kam suchten wir uns Unterschlupf in einem der Beachside Camps, welche schlicht und einfach durch eine hohe Sanddüne vom Strand getrennt waren. Jedoch waren sie super idyllisch und keine Menschenseele war weit und breit zu sehen. Das Problem war nur das doofe Wetter und so mussten wir bis auf ein paar Ausnahmen den kompletten restlichen Tag im Auto verbringen. Auf Fraser musste man sehr vorsichtig sein was die Dingos anging. Die Wildhunde kamen nur bei dem kleinsten Geruch von Essen an und konnten sehr aggressiv werden. Um uns zu schützen baute Stanley die absolute Dingowaffe. Er nannte sie den „Dingosledgehammer 2000“. Naaaaa ja, war am Ende doch nur ein angespitzter Spazierstock. Zu unserem Pech kam noch hinzu, dass jegliche Akkus diverser elektrischer Geräte leer waren und wir nichts zu tun hatten. So gammelten wir also auf Fraser Island, dem Paradies schlechthin, den ganzen Tag im Auto ab. Manchmal kam ein Dingo vorbei, schnüffelte kurz und verschwand wieder. War auf jeden Fall ein wenig blöd gelaufen.



Am nächsten Tag warteten wir die Ebbe ab. Das Wetter war heut schon ein wenig besser und so konnten wir guter Dinge losfahren. Wir waren ziemlich gespannt ob die zwei Backpacker schon von jemandem eingesackt wurden. Natürlich wurden sie das nicht. Wieder sahen wir sie am Strand entlang laufen und jedes Auto vor uns fuhr an ihnen vorbei. Als Gwen realisierte das wir es sind sprang sie wie wild auf und nieder, man sah ihr die Erleichterung an. Nun waren wir wieder zu viert unterwegs. Nach gut einer Stunde kamen wir bei der Fähre an und schipperten wieder aufs Festland. Nun ging es zurück nach Rainbow Beach. Hier verabschiedeten wir die beiden und pumpten unsere Reifen wieder auf. Nun waren wir bereit für neue Taten.


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