07.11.-11.11.2012
Für den nächsten Tag hatten wir uns eine lange To-Do-Liste
erstellt. Wir mussten noch verschiedene Dinge besorgen, die Genehmigung zum
Campen auf Fraser einholen, den Allradantrieb am Strand testen und natürlich
musste auch die Arbeitssuche weitergehen.
Unser erster Stopp war das Infocenter. Wir ließen uns alles über Fraser
erzählen und bohrten die gute Frau hinterm Schalter mit nervigen Fragen. Als
sie anscheinend genug von uns hatte, legte sie uns ein Video ein, in welchen
alles noch einmal haarklein erklärt wurde und auf die Gefahren auf der Insel
hingewiesen wurde. Danach ging es für uns in einen kleines Tante
Emma-Baumarkt-Laden. Etwas verunsichert durch das Video suchten wir nun nach
Dingen, die wir vielleicht möglicherweise in irgendeiner Form auch nur
ansatzweise auf Fraser gebrauchen könnten. Nachdem wir allerdings die
Preisschilder gesehen hatten, wurden wir wieder auf den Boden der Realität
zurückgeholt. Wir entschieden uns für ein Reifenluftdruckmessgerät, das musste
reichen. Als wir endlich alles für unser
großes Abenteuer zusammen hatten, machten wir uns wieder an die Arbeitssuche. Doch
wieder mussten wir feststellen, dass uns zur Zeit niemand wollte bzw. brauchte.
Um die Laune wieder etwas anzuheben beschäftigten wir uns den Rest des Abends
mit dem studieren des Tidekalenders und der Wanderrouten bzw. sehenswerten
Plätzen auf Fraser. Das Fahren am Strand
ließen wir dann doch weg und entschieden lieber zeitig zu Bett zu gehen, da wir
ja früh aufstehen wollten.
Unser Schlaf wurde unsanft unterbrochen als mitten in der
Nacht jemand gegen unsere Scheibe hämmerte und mit der Taschenlampe ins
Wageninnere leuchtete. Wie vom Blitz getroffen saß ich putzmunter im Bett,
während Stanley seelenruhig weiter schlief. Leicht panisch rüttelte ich ihn
wach. Etwas zögernd öffneten wir die Tür und unser Herz rutschte einen Moment
lang in die Hose, als wir den Ranger vor uns stehen sahen. Er erzählte uns
etwas von 500$ Strafe und das wir hier nicht stehen bleiben dürften. Wir wurden
beide kreidebleich. Zu unserem Glück hatten wir aber einen wirklich netten
Ranger erwischt. Da er früher selber viel gereist war und wusste wie das Leben
als Backpacker ist, machte er uns ein Angebot. Wenn wir den Platz sofort räumen
und woanders hinfahren würden, kämen wir ohne jegliche Strafe davon. Wir
nickten wie wild und machten uns sofort daran das Auto umzuräumen. Als wir los
fuhren sahen wir noch einige andere Backpacker, die genau wie wir gerade von
dem Ranger aus dem Schlaf gerissen wurden. Um zu dem nächsten freien
Campingplatz zu gelangen mussten wir nun durch den stockdunklen Wald fahren.
Noch halb verschlafen und mit 30 km/h tuckerten wir nun langsam die Straße
entlang. Zu groß war die Angst im Dunkeln auch noch ein Tier anzufahren. Mit
einem Mal wurde Stanley immer langsamer und langsamer. Da ich keine Brille auf
hatte erkannte ich zwar irgendwas auf der Straße aber glaubte zunächst Kängurus
zu sehen. Plötzlich wurde Stanley ganz nervös hinterm Lenkrad und rutschte von
einer Pobacke auf die andere… dann brach es aus ihm raus „ WILDPFEEEEERDE!!“.
Wir konnten es gar nicht fassen. Da standen doch tatsächlich links und rechts
am Straßenrand Wildpferde. Uns waren die Schilder schon öfters aufgefallen und
wir wussten, dass es sie in Australien gibt. Doch hatten wir nie damit
gerechnet welche in echt zu sehen, da Wildpferde doch eigentlich sehr scheu
waren. Ab diesem Zeitpunkt waren wir nicht mehr verärgert darüber, dass wir aus
dem Schlaf gerissen wurden, denn es hatte ja doch noch etwas Gutes gehabt.Gegen 5.30 Uhr war die Nacht dann endgültig vorbei. Wir frühstückten ausgiebig und tankten das Auto nochmal randvoll, bevor wir zum Inskip Point fuhren. Dort setzte die Fähre über nach Fraser. Da heute die Ebbe gegen 10.30 Uhr auf unserem Plan stand, hieß das für uns, dass wir von 8.30 – 12.30 Uhr am Strand entlang fahren durften. Das Zeitfenster von 4 Stunden begann also immer 2 Stunden vor der Ebbe und endete 2 Stunden danach, wenn das Wasser langsam zurückkam. Um 8 Uhr waren wir so weit, dass alle Räder auf 18 psi runtergelassen waren. Nun kam der Augenblick der Wahrheit, denn um zur Fähre zu gelangen, musste man schon durch den tiefen, weichen Sand fahren. Während ich schon langsam ins Schwitzen geriet, freute sich Stanley schon richtig darauf. Ohne „größere“ Probleme schafften wir es aber zur und auf die Fähre. Schwieriger war es da schon wieder von dem Ding runterzukommen. Direkt an der Laderampe hatte sich ein großer Sandhaufen gebildet, den wir erst beim zweiten Anlauf überwinden konnten. Überraschenderweise lief die Fahrt am Strand dann recht entspannt ab. Der Sand war fest und man hatte ausreichend Platz um entgegenkommenden Fahrzeugen auszuweichen. Nach ca. einer viertel Stunde sahen wir in der Ferne 2 Gestalten. Anfangs dachten wir es seien Fischer, doch als wir näher kamen sahen wir 2 Backpacker. Da der nächste Ort auf der Insel noch viele Kilometer entfernt war, hielten wir an um nachzufragen, ob alles ok war. Es stellte sich heraus, dass die beiden ohne Auto auf die Insel gekommen waren und alles zu Fuß erkunden wollten. Mittlerweile waren sie aber selbst dahinter gekommen, dass das eine schwachsinnige Idee gewesen war. Obwohl unser Auto eigentlich bis unters Dach vollgepackt war, stopften wir die beiden noch in unseren Kofferraum und nahmen sie mit nach Eurong, welches das erste große Beach Resort auf Fraser war.
Wir liefen hechelnd durch den Wald und
waren völlig darin vertieft ein Fuß vor den anderen zu setzen, als es plötzlich
ein lautes Knacksen gab und keine 20 Meter vor uns ein riesiger Baum mitten auf
den Weg fiel. BUMM! Jeder krallte sich
vor Schreck bei dem anderen fest. Unser Puls war auf 180. Niemand von uns
rechnete damit und hätten wir vielleicht nur eine Pinkelpause weniger gehabt,
hätte es uns womöglich erwischt. Der Schock saß tief doch es ging weiter. Gwen
lief kurz danach in ein riesiges Spinnennetz hinein, welches quer über den Weg
gespannt war. Wir schauten uns das Netz genauer an und sahen die womöglich
ungewöhnlichste Spinne, die wir je gesehen hatten. Auf Fraser gab es riesige
Fliegen, welche sehr träge sind. Es war also ein Einfaches sie zu fangen. John
fing eine und warf sie der Spinne zum Fraß vor. Makaber aber es war total
interessant wie die Spinne anfing ihre Beute fressen.
Kurz darauf kamen wir
endlich am Lake Mckenzie an. Ein kristallklarer See mit weißem Sandstrand. Die Kerle
nutzen das gleich aus, sprangen sofort ins Wasser und genossen es mal kein Salz
in den Augen zu haben. Mit der Zeit kamen immer mehr Touristen und letztendlich
war es ziemlich überlaufen. Da wir sowieso noch einen langen Rückweg vor uns
hatten und noch möglichst im Hellen im Camp ankommen wollten, machten wir uns
auf die Socken. Diesmal schafften wir es ohne Nahtoterfahrungen. Im Camp war es
mittlerweile dunkel und wir machten uns unser wohlverdientes Dosenfutter,
während es um uns herum aus allen Ecken raschelte und knisterte. Es war auf
jeden Fall ein absolut uriges Erlebnis.
Am nächsten Tag warteten wir die Ebbe ab. Das Wetter war heut schon ein wenig besser und so konnten wir guter Dinge losfahren. Wir waren ziemlich gespannt ob die zwei Backpacker schon von jemandem eingesackt wurden. Natürlich wurden sie das nicht. Wieder sahen wir sie am Strand entlang laufen und jedes Auto vor uns fuhr an ihnen vorbei. Als Gwen realisierte das wir es sind sprang sie wie wild auf und nieder, man sah ihr die Erleichterung an. Nun waren wir wieder zu viert unterwegs. Nach gut einer Stunde kamen wir bei der Fähre an und schipperten wieder aufs Festland. Nun ging es zurück nach Rainbow Beach. Hier verabschiedeten wir die beiden und pumpten unsere Reifen wieder auf. Nun waren wir bereit für neue Taten.
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