06.02. – 11.03.2013
Die kommende Woche lag ich immer noch im Bett. Mein Knie
machte keine Anzeichen von Besserung. Darryl legte uns dringendst ans Herz, das
ich mal zum Arzt gehen sollte. Er druckte mir auch gleich noch die Kontaktdaten
eines guten Arztes in der Stadt aus. Nun ja. eigentlich war mir das Geld zu
schade aber ich rief trotzdem an und machte einen Termin. Steffi arbeitete indes
jeden Tag an der Anlage und brachte die Grundierung auf. Sobald die Sonne
morgens rauskam und alles trocken war, bewaffnete sie sich mit ihrer
Farbsprühpistole und macht sich daran die ganze Anlage in ein dunkles Grau zu
tauchen. Mittlerweile war das Wasser ringsherum auch schon so weit gesunken,
das die Straßen wieder frei waren und auch die restlichen Arbeiter wieder zur
Farm kommen konnten. Nun da das Wasser weg war, konnte man die Spuren die es hinterlassen
hatte sehen und vor allem riechen. Da die Sonne schien, wie man es von
Australien eigentlich gewohnt war, fingen all die Schlammlöcher an zu stinken.
Ich hab den Geruch gern mit dem in Bangkok verglichen. Es war einfach nur
widerlich. An den Zäunen hing vergammeltes Gras und an Flussläufen lagen
überall tote Fische. Anhand der Bäume konnte man gut erkennen wie hoch das
Wasser tatsächlich war. Denn alles was nicht vom Wasser betroffen war blühte in
allen Farben und alles darunter sah graubraun aus.
Steffi fuhr mich schließlich zum Arzt und anders als
erwartet und wie uns alle gepredigt hatten, mussten wir nur 10 Minuten warten.
Der Arzt sah sich mein Knie an, nachdem ich versucht hatte meine Kniegeschichte
zu erklären. Das meiste davon ist allerdings generell erst einmal irgendwo in
der Übersetzung verloren gegangen. Der Arzt schaute immer dann, wenn er
irgendwas nicht verstanden hatte, ungläubig zu Steffi und bat um Übersetzung.
GOTT! Diese ausländischen Ärzte immer. Kommen in ein Land, dessen Sprache sie
nicht beherrschen! Wie dem auch sei, war mein Knie anscheinend stabil, welche
erst mal gute Nachrichten waren. Er verschrieb mir Antibiotika und Voltaren sowie
weiterhin Bettruhe. Die nächsten Tage versuchte ich so schnell wie möglich
wieder fit zu werden. Nach knapp einer Woche konnte ich auch tatsächlich wieder
anfangen mit arbeiten und wurde prompt zurück zu meiner Anlage geschickt. Die Erntezeit
rückte immer näher und die Anlage war noch nicht mal ansatzweise fertig. Das
folgende Wochenende kam Keith mal wieder und half Darryl aus. Das hieß auch für
mich Schweißen am Wochenende. Zu mindestens würde es lustig werden, dacht ich
mir, als ich an das letzte Arbeiten mit Keith dachte. Das wurde es auch, er
hatte mal wieder nur Grütze im Kopf, was
uns aber auf dieselbe Wellenlänge brachte. Das tat auch mal wieder gut, sich
einfach wieder geistig gehen zu lassen und Steffi war glaub auch froh das sie
es erst mal nicht mehr ertragen musste. Das Wetter war an diesem Wochenende
nicht auf unserer Seite doch trotzdem sind wir der Fertigstellung ein ganzes
Stück näher gekommen. Das Knie war am Ende des Tages zwar immer heiß und
geschwollen arbeitete aber generell gut mit. Keith hatte noch ein paar Tage
frei bekommen und konnte dadurch etwas länger auf der Farm bleiben, zu Gunsten
Darryls. Abgesehen davon profitierten wir auch noch etwas davon, da Keith ein
hervorragender Koch war. Er zauberte uns ein vorzügliches Essen – gebratener Reis
mit Gemüse und Putengeschnetzeltes in Sojasoße. Sehr lecker. Allerdings hätte
ich doch bei der Zubereitung genauer aufpassen sollen. Als ich es nämlich eine
Woche später nachkochen und Steffi überraschen wollte, nahm ich anstatt 1-2
Knoblauchzehen eine GANZE KNOLLE… Ups!! Damit kannte ich mich eben noch nicht
so aus. Aber es war trotzdem lecker und Steffi freute sich.
Der 23. Februar rückte immer näher. Das merkte man besonders
daran, dass Steffi immer hibbeliger wurde. Man sollte eigentlich meinen, das ich
derjenige sein sollte der hibbelig wird, schließlich war es ja mein Geburtstag.
Am 22. Februar erreichte Steffis merkwürdiges Verhalten den Höhepunkt. Ich
chillte wie immer nach der Arbeit im Bett und bemerkte, dass Steffi sich
richtig schick machte. Als ich sie fragte warum, bekam ich keine richtige
Antwort, nur das ich mich auch langsam mal schick machen sollte. Sie
verheimlichte etwas. Ich bohrte und bohrte sie mit Fragen, doch wurde ich nicht
schlauer. Schließlich saß ich mit Geoffrey und ihr im Auto und wusste, dass es
in die Stadt geht aber das war‘s. Nachdem wir quer durch die Stadt gefahren
waren kamen wir am Great Western Hotel an. Nun schloss sich der Kreis. Das war
alles Geoffs Idee. Irgendwie musste er mitbekommen haben, dass ich Geburtstag
habe und hatte uns zum Essen eingeladen. Eigentlich war es mehr als nur ein
Essen denn diesmal fand hier ein großes Event statt. Ein Turnier ,welches sich
aus Rodeo und einer Art Pferderennen zusammensetzte. Es gab ein richtiges
Grillbuffet, Livemusik und ne Menge Cowboys. Es war der Wahnsinn! Wir saßen
wieder in der ersten Reihe und konnten das Spektakel regelrecht fühlen. Selbst
die kleinsten Kinder saßen schon auf den Pferden und Bullen. Unserer Meinung
nach waren die Kids teilweise zu jung, doch in Australien war das eben nichts Besonderes.
Wir hatten zum Schluss aber einen lustigen und gelungenen Abend.
Am nächsten Tag war es dann soweit. Als ich aufwachte
erwartete mich ein Karamellkäsekuchen mit brennenden Kerzen, mein Geschenk und
Steffi mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
So könnte jeder Tag beginnen.
Weiter ging es mit Pancakes zum Frühstück und dazu alles was die Zähne so
richtig schön kaputt macht. Also genau mein Ding! Zunächst chillten wir und
entschlossen uns später für eine Ortskontrollfahrt zur Flusspumpe und nach
Ridgelands, einem kleinen Örtchen in der Nähe der Farm. Es war einfach unglaublich
zu sehen, wie sich die Landschaften innerhalb weniger Kilometer änderten und
aus Wäldern lange grüne Wiesen mit kleinen Seen wurden.
Abends luden wir Geoffrey zum Essen ein. Heute
ging es ins Cambridge, ein Selbstbedienungsrestaurant. Das Buffet war riesig
und super lecker. Man konnte auch nachholen, was es umso sympathischer machte.
Mit vollen Mägen rollten wir zurück zum Auto und versuchten dem Unwetter,
welches sich über Rocky ausbreitete, zu
entkommen. Am Ende des Tages war es ein echt schöner Geburtstag.
Die nächsten Tage liefen leider nicht so wie der Geburtstag
ab. Man bekam immer wieder zu spüren, dass wir immer noch mitten in der
Regensaison waren. Teilweise regnete es so sehr das die Leute von außerhalb nicht
auf Arbeit erscheinen konnten oder selbst wir 1-2 Tage frei nehmen mussten. Ja,
wenn es hier anfängt zu regnen, dann richtig. Im Grunde genommen könnte man das
Wetter ein wenig mit dem Aprilwetter in Deutschland vergleichen. Es war ein
bunter Mix aus Schauern, Unwettern und heißen, schwülen Tagen. Man merkte auch,
dass wir langsam auf den australischen Winter zugingen, da die Temperaturen
deutlich sanken. Man konnte zwar noch
ohne Probleme tagsüber kurze Hosen und T-Shirt tragen, doch früh morgens, wenn
wir begannen zu arbeiten, brauchte man definitiv einen dicken Pullover.
Mittlerweile war es auch an der Zeit sich langsam unserem
Auto zu widmen. Unsere Registration/ Zulassung lief im April aus und wir
mussten unser Auto unbedingt durchchecken lassen, um unseren Pink Slip zu
bekommen, welcher eine Art TÜV ist. Geoff gab uns die Nummer seines Mechanikers
Gary und wir schauten gleich am Folgetag bei ihm vorbei. Gary schien ein ziemlich
netter Typ zu sein, der sich zunächst auch ins Zeug legte, um uns zu helfen. Er
machte einen Sicherheitscheck und listete uns auf was wir alles zu reparieren
haben, um den TÜV zu bestehen. Die Liste schien zunächst relativ klein, doch
dann…
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