16.- 17.03.2013
Es war Samstagmorgen, die Sonne schien, keine Wolke war am
Himmel und es sollten um die 30°C werden – perfektes Ausflugswetter! Zuerst
mussten wir uns allerdings wieder über ein Ziel einig werden. Wir checkten
schnell den Wetterbericht für den kommenden Tag und die Regionen, welche zur
Auswahl standen. Letztendlich entschieden wir uns dafür heute den Blackdown
Tablelands Nationalpark zu erkunden, dort zu übernachten und morgen weiter
westlich bis nach Emerald zu fahren. Auch wenn es nach einer ziemlich
stressigen Tour klang, freuten wir uns drauf und waren zuversichtlich, dass wir
das zeitlich alles hinbekommen…schließlich waren es ja nur rund 650 km hin und
zurück.
Da wir geplant hatten im Nationalpark zu campen bzw. im Auto
zu schlafen, mussten wir uns vorab noch dafür anmelden. Jeder Park hat einen
oder mehrere Campingplätze, welche in der Regel so um die $ 5 -7 p. P. kosten
und per Telefonanruf etc. buchbar sind. Wir hatten uns im Internet informiert,
dass in dem kleinen Ort namens Dingo, welcher kurz vor der Abfahrt zum
Nationalpark lag, ein Besucherzentrum war und man in dem auch Plätze
reservieren konnte. Als wir allerdings nach knapp 3 Stunden Fahrt in Dingo
ankamen und nicht auch nur ansatzweise so etwas wie eine Touristeninformation
fanden, wählten wir doch den telefonischen Weg. Leider teilte uns dann die Frau
am anderen Ende der Leitung mit, dass bereits alle Campingplätze seit längerem
ausgebucht waren. Das schmiss unseren ganzen Plan durcheinander. Jetzt mussten
wir uns etwas Neues überlegen, da es bereits früher Nachmittag war und es schon
in wenigen Stunden dunkel werden würde. Letztendlich entschlossen wir uns dafür
soweit wie möglich am ursprünglichen Ablaufplan festzuhalten. Wir fuhren also
nach wenige Kilometer hinter Dingo vom Highway ab und folgten der Straße bis
zum Blackdown Tableland NP. Es war nicht wie sonst, dass langsam die Bäume
dichter wurden und alles etwas tropischer und grüner wurde, nein, nach der
letzten Linkskurve eröffnete sich uns plötzlich der Blick auf eine riesige Bergkette,
die wie aus dem Nichts auftauchte. Rings um uns herum waren immer noch flache
Wiesen, ein paar kleine Täler sowie ab und zu vereinzelte Rinderherden, die
sich von uns nicht stören ließen. Wir waren total beeindruckt und fragten uns,
wie lang wir wohl für die Fahrt bis ganz nach oben auf die Spitze brauchen
würden.
Nach weiteren 2-3 km durch flache Gelände kamen wir am Fuß der Bergeketteaays
an. Allmählich wurde die Steigung der Straße mehr und mehr bis wir fast
senkrecht den Berg hinauf fuhren. In Deutschland wäre das wieder unvorstellbar
gewesen, in Australien kein Problem. Links ging der Abhang hinunter, rechts war
die Felswand. Am ersten Aussichtspunkt auf halber Strecke legten wir unseren
ersten Stopp ein und gönnten unserem Auto eine kleine Verschnaufpause. Wir
stiegen aus, liefen bis vor zum Abhang, setzten uns auf die Felsen und ließen
den Ausblick von hier oben auf uns wirken.
Man konnte ewig weit in die Ferne
schauen und am liebsten wären wir noch länger sitzen geblieben. Doch da die
Zeit drängte, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren bis ganz nach oben.
Diesmal gab es einen Lookout auf der anderen Seite des Berges. Man schaute in
ein riesiges Tal und auf die angrenzenden Berge. Wir dachten ja der
Aussichtspunkt davor war kaum zu übertreffen, doch hier war es einfach magisch.
Mittlerweile war es gegen 17 Uhr und wir hatten nur noch
knapp 2 Stunden bis es komplett dunkel sein würde. Wir mussten uns also
beeilen. Wir entschieden schnell noch ein paar Kilometer weiterzufahren und
eine kleine Wanderung (30 min) zu machen, um überhaupt etwas vom Park gesehen
zu haben. Danach wollten wir definitiv zurückkommen und den Sonnenuntergang von
hier aus beobachten. Kurz nachdem wir aber losgefahren waren und im
Schilderwald halb verloren gingen, machten wir einen Stopp, um uns neu zu
orientieren. Wie sich herausstellte, hielten wir genau am richtigen Ort. Wir
fanden zwar nicht unseren Wanderweg, doch irgendetwas anderes schien in der
Nähe zu sein, denn wir hörten etwas rauschen. Während Stanley am Auto blieb,
lief ich dem Geräusch entgegen und als ich über den letzten großen Felsen
kletterte sah ich es. Ich stand plötzlich vor mehreren natürlichen Swimmingpools
mitten im Wald. Ein kleiner Gebirgsbach lief in durch Felsen geformte Becken
und bildete somit eine kleine Oase. Es war wunderschön und lud definitiv zum
Baden gehen ein. Leider hatten wir aber auch dafür keine wirkliche Zeit.
Allerdings wollten wir zumindest dem Geräusch, welches wir die ganze Zeit
hörten, noch auf den Grund gehen. Wir kämpften uns entlang des Ufers durch
Gestrüpp und über Felsen, bis wir auf der anderen Seite der Pools ankamen.
Tatsächlich lief dort das Wasser durch einen Felsspalt weiter den Berg hinab zu
einem Wasserfall, wo es dann 6 Meter in die Tiefe stürzte.
Nach dieser kleinen Erkundungstour mussten wir uns wirklich
beeilen, um zurück zum Lookout zu kommen. Gerade rechtzeitig zum
Sonnenuntergang waren wir da. Wir machten uns es auf einer Bank gemütlich,
packten unser zu Essen/Abendbrot aus und genossen das Farbenspiel der
untergehenden Sonne. Als diese dann hinter den Berggipfeln verschwunden war,
setzten wir uns ins Auto und fuhren wieder hinunter. Allerdings kamen wir nicht
weit. Stanley hatte schon bei der Fahrt nach oben an einer ganz bestimmten
Stelle am liebsten anhalten wollen. Diesmal bestand der drauf und ich hielt
nach der Senke, in der man durch einen kleinen Fluss fuhr, an. Innerhalb
weniger Sekunden hatte er seine Schuhe sowie Socken ausgezogen, lief durchs
Flussbett und war nach 2-3 Minuten nicht mehr zu sehen. Jetzt stand ich da also
allein, mitten im Nirgendwo. Ich wartete noch kurz, ob er nicht doch gleich
zurückkommen würde, doch da das nicht geschah, lief ich ihm hinter her. Wie
sich herausstellte war das gar nicht so einfach. Das Wasser war zwar angenehm
warm, doch waren die Steine oft rutschig und manchmal sah man auch
Wasserspinnen, die mich nicht unbedingt davon überzeugten weiterzugehen. Stanley
war in der Zwischenzeit schon fast ganz vorn angekommen und nun hörte ich es
auch wieder, das Geräusch. Hier musste ebenfalls ein Wasserfall sein, doch der Lautstärke nach zu urteilen bedeutend
größer. Wir mussten nur noch über ein paar Steine klettern, fielen dabei fast
ins Wasser, sprangen noch einen kleinen Felsvorsprung hinunter und dann hatten
wir es geschafft. Der Wasserfall den wir nun sahen war tatsächlich fast doppelt
so tief wie der vorhergehende. Stanley machte noch schnell seinen
obligatorischen Krokodils Test, indem er große Steine nahm und sie hinunter in
den kleinen See warf (es rührte sich nichts) und danach ging es zurück zum Auto.
Grade als wir den Highway wieder erreichten wurde es richtig dunkel. Nun
mussten wir besonders vorsichtig fahren, da mit Kängurus und Emus nicht zu
spaßen war.
Glücklicherweise lag der Ort Blackwater, welchen wir als neuen
Schlafplatz auserkoren hatten, nicht weit weg. Als wir über die letzte
Bergkuppe fuhren, sah es so aus, als würden wir auf eine Großstadt zu fahren. Über
eine riesige Fläche verteilt blinkten überall bunte Lichter und Autos strömten
in die Stadt hinein, sowie heraus. Doch wir wussten schon, dass es nicht so
ist. Das ganze Spektakel hatte einen anderen Grund. Blackwater war eine der
Minenstädte, wie es sie weiter westlich wie Sand am Meer gab. Der Ort an sich bestand
nur aus einer langen, geraden Hauptstraße, an der Einkaufsmöglichkeiten,
Motels, Tankstellen und Fast Food Läden aufgereiht waren. Links davon waren
Eisenbahnschienen mit riesigen Wagons voll mit Kohle und auf der rechten Seite
befanden sich unzählige, kleine Wohnsiedlungen für die Arbeiter. Die Minen an
sich waren rings um die Stadt verteilt und füllten ein Fläche aus, welches ca. 4mal
so groß wie Blackwater selbst war. Und da dort auch über Nacht gearbeitet
wurde, war alles hell erleuchtet und Shuttlebusse sowie PKWs fuhren stetig hin
und her, um die Leute auf Arbeit zu schaffen oder abzuholen. Nach gut einer
halben Stunde Fahrt durch die Wohnviertel, fanden wir einen kleinen Parkplatz
neben einem Spielplatz, der optimal für uns schien. Schnell war alles
umgeklappt und weggeräumt im Auto, sodass wir hätten gemütlich einschlafen
können. Plötzlich hörten wir Stimmengewirr, sahen Autoscheinwerfer und
kreischende Kinder. Fünf Minuten später feierten die Jugendlichen 5 Meter von
unserem Auto entfernt eine Party. Aber es kam noch besser. Die Geräusche an
sich hätten wir ja irgendwann ausblenden können, doch kam auch noch auch noch
aller 20 Minuten ein riesen Pickup angefahren, der dann mit Flutlicht den
ganzen Platz absuchte und nach irgendwelchen Jungs suchte, die mit zur
Partytruppe gehörten. Prima! Einmal sind sie sogar ausgestiegen und zu den
anderen Leuten hingelaufen, an sich okay, nur hatten sie dabei ihr Flutlicht
direkt auf unser Auto gerichtet. Über 30 Minuten lang war es taghell bei uns
und wir konnten nichts dagegen tun. Es war schon zu spät sich einen neuen
Schlafplatz zu suchen bzw. waren wir nicht einmal sicher, ob wir etwas
anderes/besseres finden würden. Wir mussten da jetzt irgendwie durch..
Gegen 6 Uhr am Morgen, gerade als die Sonne aufging, wachten
wir auf. Von erholsamen Schlaf konnte keine Rede sein aber das war jetzt egal.
Schnell war alles wieder umgeräumt und wir fuhren zum nächsten Mc Donalds, um
uns Kaffee einzuflößen. Danach starteten wir in Richtung Emerald, was nur noch
knapp 100 km von hier entfernt war. Auf dem Weg dorthin fielen uns wieder die vielen
Baumwollfelder links und rechts neben der Straße auf. Stanley reizte es
unheimlich einfach ein bisschen Baumwolle vom Straßenrand aufzusammeln und
mitzunehmen, obwohl wir gerade eben noch an einem Schild vorbei gefahren waren,
welches genau das verbot. Nichtsdestotrotz saß er 5 Minuten später grinsend im
Auto und hatte seine Baumwolle in den Händen.
Als wir in Emerald ankamen, fuhren wir direkt zum
Informationscenter, da wir herausbekommen wollten, wo wir den berühmten
Mosaikwalk sowie den 200 Mio. Jahre alten, fossilen Baum finden. Bevor wir aber
hinein gingen, wurden wir auf ein riesiges Bild aufmerksam, welches direkt
hinter dem Center auf einer großen Wiese stand. Als wir näher kamen sahen wir,
dass es sich dabei um ein Gemälde von Vincent van Gogh handelte. Stanley fiel
dann auch wieder ein, dass er schon einmal davon gehört hatte und es das größte
Gemälde sein sollte, welches im Freien stand. Wir fanden die Idee echt spitze
und waren nun umso gespannter auf den Rest. Als wir dann den älteren Herren im
Infocenter fragten, wo wir die anderen Sehenswürdigkeiten finden würde, sagte
er uns, dass direkt hinterm Haus auch noch der besagte Walk ist. Nachdem er uns
auch noch den Weg zum fossilen Baum erklärt hatte, gingen wir wieder hinaus und
gingen hinter das Center. Schnell fanden wir auch den als Attraktion
beschriebenen Mosaikwalk, leider war dieser aber nur halb so spektakulär wie
gedacht. Er entpuppte sich als einfacher Betonweg, in welchem aller paar Meter Kreise
waren, auf denen ein Bild aus Mosaiksteinen war. Naja, wir machten trotzdem ein
paar Bilder und machten uns auf den Weg in die Stadt zum 2 Mio. Jahre alten
Baum.
Eigentlich hieß es, dass wir nur 10 min zu Fuss dahin bräuchten, doch
nach über eine halben Stunde, hatten wir immer noch nichts gefunden. Schließlich
fragten wir eine Einwohnerin nach dem Weg. Diese schaute uns allerdings so
verdutzt an, dass wir schon daran zweifelten, ob es den besagten Baum wirklich
gab. Nachdem sie aber kurz überlegt hatte, fiel es ihr wieder ein, doch
schickte sie uns wieder genau zu der Straßenecke, an der wir vorher schon
waren. Jetzt waren wir irritiert. Wir liefen also zurück und rannten um jeden
Baum herum und suchten nach einer kleinen Plakette oder so. Doch wir fanden
nichts. Letztendlich entschieden wir uns einfach für den größten Baum den wir
finden konnten und machten den zu unserem fossilen Baum.
Damit wären wir beide
zufrieden gewesen, doch das zerplatzte in dem Moment wie eine Seifenblase, als Stanley
auf die Idee kam sich vor die City Hall zu setzen, welche direkt daneben war, um
sich kurz auszuruhen. Plötzlich rief er mich zu sich und deutete kopfschüttelnd
neben sich auf den Boden. Wir mussten beide schon fast lachen als wir nun doch
noch den wirklichen, Jahrhunderte alten Baum gefunden hatten. Es war nicht mehr
wirklich ein Baum in dem Sinne, sondern nur Stücke des Baumstammes, welche versteinert
waren. Auch hier blieb also die große Begeisterung aus.
Nun hatten wir noch ein was auf unserer To-Do-Liste zu
erledigen, bevor wir zurück auf die Farm mussten. Wir wollten noch zum Lake Maraboon
fahren und dort für 1-2 Stunden am Strand entspannen. Ein bisschen außerhalb
von Emerald gelegen, sollte diese Fleckchen Erde die pure Erholung sein…so
stand es zumindest in der Beschreibung und diesmal sollten wir auch nicht
enttäuscht werden. Als wir Stausee ankamen, waren wir sofort wie verzaubert. Direkt
am ersten Lookout machten wir halt und genossen die Aussicht. Man konnte von
oben über den gesamten, riesengroßen See schauen, wobei das gegenüberliegende
Ufer nicht wirklich zu erkennen war.
Ab und zu sah man Motorboote,
Wasserskifahrer oder Jetskis. Das Wetter war einfach fantastisch für sämtliche
Wasseraktivitäten und so fuhren wir weiter zur Picknickarea, um uns ein
Stückchen Strand zu sichern. Überall standen Autos oder Boote herum und die
Leute hatten sich fast schon häuslich eingerichtet mit ihren Picknicktischen
mit angrenzenden BBQ-Grills. Wir ergatterten aber trotzdem auf einer eher abgelegenen Seite des Sees ein Plätzchen
und stürzten uns ins kühle Nass. Danach setzten wir uns einfach noch ein
bisschen ans Ufer, beobachteten die Leute und ließen uns die Sonne auf den
Bauch scheinen. Kurz bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen wollten,
bemerkten wir ein kleines Mädchen, so um die 3-4 Jahre alt. Sie kam allein
runter zum Wasser gelaufen, ging ein Stück hinein und hockte sich direkt vor
uns hin. Erst dachten wir, dass die Kleine einfache spielen will und Sandburgen
baut, doch dann sahen wir, dass sie sich ständig umschaute und irgendwas unter
Wasser machte. Als sie dann auch noch mit ihrer Hand immer zum Po fasste und
dann wie wild im Wasser herumwedelte, wurde uns anders. Das war unser Stichwort
unsere Sachen zu packen und zu gehen, ohne weiter darüber nachzudenken, dass
wir ja wenige Minuten vorher an genau derselben Stelle noch baden waren…
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