Samstag, 13. April 2013

Ab ins Outback !

16.- 17.03.2013

Es war Samstagmorgen, die Sonne schien, keine Wolke war am Himmel und es sollten um die 30°C werden – perfektes Ausflugswetter! Zuerst mussten wir uns allerdings wieder über ein Ziel einig werden. Wir checkten schnell den Wetterbericht für den kommenden Tag und die Regionen, welche zur Auswahl standen. Letztendlich entschieden wir uns dafür heute den Blackdown Tablelands Nationalpark zu erkunden, dort zu übernachten und morgen weiter westlich bis nach Emerald zu fahren. Auch wenn es nach einer ziemlich stressigen Tour klang, freuten wir uns drauf und waren zuversichtlich, dass wir das zeitlich alles hinbekommen…schließlich waren es ja nur rund 650 km hin und zurück.
Da wir geplant hatten im Nationalpark zu campen bzw. im Auto zu schlafen, mussten wir uns vorab noch dafür anmelden. Jeder Park hat einen oder mehrere Campingplätze, welche in der Regel so um die $ 5 -7 p. P. kosten und per Telefonanruf etc. buchbar sind. Wir hatten uns im Internet informiert, dass in dem kleinen Ort namens Dingo, welcher kurz vor der Abfahrt zum Nationalpark lag, ein Besucherzentrum war und man in dem auch Plätze reservieren konnte. Als wir allerdings nach knapp 3 Stunden Fahrt in Dingo ankamen und nicht auch nur ansatzweise so etwas wie eine Touristeninformation fanden, wählten wir doch den telefonischen Weg. Leider teilte uns dann die Frau am anderen Ende der Leitung mit, dass bereits alle Campingplätze seit längerem ausgebucht waren. Das schmiss unseren ganzen Plan durcheinander. Jetzt mussten wir uns etwas Neues überlegen, da es bereits früher Nachmittag war und es schon in wenigen Stunden dunkel werden würde. Letztendlich entschlossen wir uns dafür soweit wie möglich am ursprünglichen Ablaufplan festzuhalten. Wir fuhren also nach wenige Kilometer hinter Dingo vom Highway ab und folgten der Straße bis zum Blackdown Tableland NP. Es war nicht wie sonst, dass langsam die Bäume dichter wurden und alles etwas tropischer und grüner wurde, nein, nach der letzten Linkskurve eröffnete sich uns plötzlich der Blick auf eine riesige Bergkette, die wie aus dem Nichts auftauchte. Rings um uns herum waren immer noch flache Wiesen, ein paar kleine Täler sowie ab und zu vereinzelte Rinderherden, die sich von uns nicht stören ließen. Wir waren total beeindruckt und fragten uns, wie lang wir wohl für die Fahrt bis ganz nach oben auf die Spitze brauchen würden. 



Nach weiteren 2-3 km durch flache Gelände kamen wir am Fuß der Bergeketteaays an. Allmählich wurde die Steigung der Straße mehr und mehr bis wir fast senkrecht den Berg hinauf fuhren. In Deutschland wäre das wieder unvorstellbar gewesen, in Australien kein Problem. Links ging der Abhang hinunter, rechts war die Felswand. Am ersten Aussichtspunkt auf halber Strecke legten wir unseren ersten Stopp ein und gönnten unserem Auto eine kleine Verschnaufpause. Wir stiegen aus, liefen bis vor zum Abhang, setzten uns auf die Felsen und ließen den Ausblick von hier oben auf uns wirken.
 

 Man konnte ewig weit in die Ferne schauen und am liebsten wären wir noch länger sitzen geblieben. Doch da die Zeit drängte, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren bis ganz nach oben. Diesmal gab es einen Lookout auf der anderen Seite des Berges. Man schaute in ein riesiges Tal und auf die angrenzenden Berge. Wir dachten ja der Aussichtspunkt davor war kaum zu übertreffen, doch hier war es einfach magisch. 



Mittlerweile war es gegen 17 Uhr und wir hatten nur noch knapp 2 Stunden bis es komplett dunkel sein würde. Wir mussten uns also beeilen. Wir entschieden schnell noch ein paar Kilometer weiterzufahren und eine kleine Wanderung (30 min) zu machen, um überhaupt etwas vom Park gesehen zu haben. Danach wollten wir definitiv zurückkommen und den Sonnenuntergang von hier aus beobachten. Kurz nachdem wir aber losgefahren waren und im Schilderwald halb verloren gingen, machten wir einen Stopp, um uns neu zu orientieren. Wie sich herausstellte, hielten wir genau am richtigen Ort. Wir fanden zwar nicht unseren Wanderweg, doch irgendetwas anderes schien in der Nähe zu sein, denn wir hörten etwas rauschen. Während Stanley am Auto blieb, lief ich dem Geräusch entgegen und als ich über den letzten großen Felsen kletterte sah ich es. Ich stand plötzlich vor mehreren natürlichen Swimmingpools mitten im Wald. Ein kleiner Gebirgsbach lief in durch Felsen geformte Becken und bildete somit eine kleine Oase. Es war wunderschön und lud definitiv zum Baden gehen ein. Leider hatten wir aber auch dafür keine wirkliche Zeit. Allerdings wollten wir zumindest dem Geräusch, welches wir die ganze Zeit hörten, noch auf den Grund gehen. Wir kämpften uns entlang des Ufers durch Gestrüpp und über Felsen, bis wir auf der anderen Seite der Pools ankamen. Tatsächlich lief dort das Wasser durch einen Felsspalt weiter den Berg hinab zu einem Wasserfall, wo es dann 6 Meter in die Tiefe stürzte. 




Nach dieser kleinen Erkundungstour mussten wir uns wirklich beeilen, um zurück zum Lookout zu kommen. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang waren wir da. Wir machten uns es auf einer Bank gemütlich, packten unser zu Essen/Abendbrot aus und genossen das Farbenspiel der untergehenden Sonne. Als diese dann hinter den Berggipfeln verschwunden war, setzten wir uns ins Auto und fuhren wieder hinunter. Allerdings kamen wir nicht weit. Stanley hatte schon bei der Fahrt nach oben an einer ganz bestimmten Stelle am liebsten anhalten wollen. Diesmal bestand der drauf und ich hielt nach der Senke, in der man durch einen kleinen Fluss fuhr, an. Innerhalb weniger Sekunden hatte er seine Schuhe sowie Socken ausgezogen, lief durchs Flussbett und war nach 2-3 Minuten nicht mehr zu sehen. Jetzt stand ich da also allein, mitten im Nirgendwo. Ich wartete noch kurz, ob er nicht doch gleich zurückkommen würde, doch da das nicht geschah, lief ich ihm hinter her. Wie sich herausstellte war das gar nicht so einfach. Das Wasser war zwar angenehm warm, doch waren die Steine oft rutschig und manchmal sah man auch Wasserspinnen, die mich nicht unbedingt davon überzeugten weiterzugehen. Stanley war in der Zwischenzeit schon fast ganz vorn angekommen und nun hörte ich es auch wieder, das Geräusch. Hier musste ebenfalls ein Wasserfall  sein, doch der Lautstärke nach zu urteilen bedeutend größer. Wir mussten nur noch über ein paar Steine klettern, fielen dabei fast ins Wasser, sprangen noch einen kleinen Felsvorsprung hinunter und dann hatten wir es geschafft. Der Wasserfall den wir nun sahen war tatsächlich fast doppelt so tief wie der vorhergehende. Stanley machte noch schnell seinen obligatorischen Krokodils Test, indem er große Steine nahm und sie hinunter in den kleinen See warf (es rührte sich nichts) und danach ging es zurück zum Auto. Grade als wir den Highway wieder erreichten wurde es richtig dunkel. Nun mussten wir besonders vorsichtig fahren, da mit Kängurus und Emus nicht zu spaßen war.



Glücklicherweise lag der Ort Blackwater, welchen wir als neuen Schlafplatz auserkoren hatten, nicht weit weg. Als wir über die letzte Bergkuppe fuhren, sah es so aus, als würden wir auf eine Großstadt zu fahren. Über eine riesige Fläche verteilt blinkten überall bunte Lichter und Autos strömten in die Stadt hinein, sowie heraus. Doch wir wussten schon, dass es nicht so ist. Das ganze Spektakel hatte einen anderen Grund. Blackwater war eine der Minenstädte, wie es sie weiter westlich wie Sand am Meer gab. Der Ort an sich bestand nur aus einer langen, geraden Hauptstraße, an der Einkaufsmöglichkeiten, Motels, Tankstellen und Fast Food Läden aufgereiht waren. Links davon waren Eisenbahnschienen mit riesigen Wagons voll mit Kohle und auf der rechten Seite befanden sich unzählige, kleine Wohnsiedlungen für die Arbeiter. Die Minen an sich waren rings um die Stadt verteilt und füllten ein Fläche aus, welches ca. 4mal so groß wie Blackwater selbst war. Und da dort auch über Nacht gearbeitet wurde, war alles hell erleuchtet und Shuttlebusse sowie PKWs fuhren stetig hin und her, um die Leute auf Arbeit zu schaffen oder abzuholen. Nach gut einer halben Stunde Fahrt durch die Wohnviertel, fanden wir einen kleinen Parkplatz neben einem Spielplatz, der optimal für uns schien. Schnell war alles umgeklappt und weggeräumt im Auto, sodass wir hätten gemütlich einschlafen können. Plötzlich hörten wir Stimmengewirr, sahen Autoscheinwerfer und kreischende Kinder. Fünf Minuten später feierten die Jugendlichen 5 Meter von unserem Auto entfernt eine Party. Aber es kam noch besser. Die Geräusche an sich hätten wir ja irgendwann ausblenden können, doch kam auch noch auch noch aller 20 Minuten ein riesen Pickup angefahren, der dann mit Flutlicht den ganzen Platz absuchte und nach irgendwelchen Jungs suchte, die mit zur Partytruppe gehörten. Prima! Einmal sind sie sogar ausgestiegen und zu den anderen Leuten hingelaufen, an sich okay, nur hatten sie dabei ihr Flutlicht direkt auf unser Auto gerichtet. Über 30 Minuten lang war es taghell bei uns und wir konnten nichts dagegen tun. Es war schon zu spät sich einen neuen Schlafplatz zu suchen bzw. waren wir nicht einmal sicher, ob wir etwas anderes/besseres finden würden. Wir mussten da jetzt irgendwie durch..
Gegen 6 Uhr am Morgen, gerade als die Sonne aufging, wachten wir auf. Von erholsamen Schlaf konnte keine Rede sein aber das war jetzt egal. Schnell war alles wieder umgeräumt und wir fuhren zum nächsten Mc Donalds, um uns Kaffee einzuflößen. Danach starteten wir in Richtung Emerald, was nur noch knapp 100 km von hier entfernt war. Auf dem Weg dorthin fielen uns wieder die vielen Baumwollfelder links und rechts neben der Straße auf. Stanley reizte es unheimlich einfach ein bisschen Baumwolle vom Straßenrand aufzusammeln und mitzunehmen, obwohl wir gerade eben noch an einem Schild vorbei gefahren waren, welches genau das verbot. Nichtsdestotrotz saß er 5 Minuten später grinsend im Auto und hatte seine Baumwolle in den Händen.




Als wir in Emerald ankamen, fuhren wir direkt zum Informationscenter, da wir herausbekommen wollten, wo wir den berühmten Mosaikwalk sowie den 200 Mio. Jahre alten, fossilen Baum finden. Bevor wir aber hinein gingen, wurden wir auf ein riesiges Bild aufmerksam, welches direkt hinter dem Center auf einer großen Wiese stand. Als wir näher kamen sahen wir, dass es sich dabei um ein Gemälde von Vincent van Gogh handelte. Stanley fiel dann auch wieder ein, dass er schon einmal davon gehört hatte und es das größte Gemälde sein sollte, welches im Freien stand. Wir fanden die Idee echt spitze und waren nun umso gespannter auf den Rest. Als wir dann den älteren Herren im Infocenter fragten, wo wir die anderen Sehenswürdigkeiten finden würde, sagte er uns, dass direkt hinterm Haus auch noch der besagte Walk ist. Nachdem er uns auch noch den Weg zum fossilen Baum erklärt hatte, gingen wir wieder hinaus und gingen hinter das Center. Schnell fanden wir auch den als Attraktion beschriebenen Mosaikwalk, leider war dieser aber nur halb so spektakulär wie gedacht. Er entpuppte sich als einfacher Betonweg, in welchem aller paar Meter Kreise waren, auf denen ein Bild aus Mosaiksteinen war. Naja, wir machten trotzdem ein paar Bilder und machten uns auf den Weg in die Stadt zum 2 Mio. Jahre alten Baum. 



Eigentlich hieß es, dass wir nur 10 min zu Fuss dahin bräuchten, doch nach über eine halben Stunde, hatten wir immer noch nichts gefunden. Schließlich fragten wir eine Einwohnerin nach dem Weg. Diese schaute uns allerdings so verdutzt an, dass wir schon daran zweifelten, ob es den besagten Baum wirklich gab. Nachdem sie aber kurz überlegt hatte, fiel es ihr wieder ein, doch schickte sie uns wieder genau zu der Straßenecke, an der wir vorher schon waren. Jetzt waren wir irritiert. Wir liefen also zurück und rannten um jeden Baum herum und suchten nach einer kleinen Plakette oder so. Doch wir fanden nichts. Letztendlich entschieden wir uns einfach für den größten Baum den wir finden konnten und machten den zu unserem fossilen Baum.


 Damit wären wir beide zufrieden gewesen, doch das zerplatzte in dem Moment wie eine Seifenblase, als Stanley auf die Idee kam sich vor die City Hall zu setzen, welche direkt daneben war, um sich kurz auszuruhen. Plötzlich rief er mich zu sich und deutete kopfschüttelnd neben sich auf den Boden. Wir mussten beide schon fast lachen als wir nun doch noch den wirklichen, Jahrhunderte alten Baum gefunden hatten. Es war nicht mehr wirklich ein Baum in dem Sinne, sondern nur Stücke des Baumstammes, welche versteinert waren. Auch hier blieb also die große Begeisterung aus. 


Nun hatten wir noch ein was auf unserer To-Do-Liste zu erledigen, bevor wir zurück auf die Farm mussten. Wir wollten noch zum Lake Maraboon fahren und dort für 1-2 Stunden am Strand entspannen. Ein bisschen außerhalb von Emerald gelegen, sollte diese Fleckchen Erde die pure Erholung sein…so stand es zumindest in der Beschreibung und diesmal sollten wir auch nicht enttäuscht werden. Als wir Stausee ankamen, waren wir sofort wie verzaubert. Direkt am ersten Lookout machten wir halt und genossen die Aussicht. Man konnte von oben über den gesamten, riesengroßen See schauen, wobei das gegenüberliegende Ufer nicht wirklich zu erkennen war.




 Ab und zu sah man Motorboote, Wasserskifahrer oder Jetskis. Das Wetter war einfach fantastisch für sämtliche Wasseraktivitäten und so fuhren wir weiter zur Picknickarea, um uns ein Stückchen Strand zu sichern. Überall standen Autos oder Boote herum und die Leute hatten sich fast schon häuslich eingerichtet mit ihren Picknicktischen mit angrenzenden BBQ-Grills. Wir ergatterten aber trotzdem auf einer  eher abgelegenen Seite des Sees ein Plätzchen und stürzten uns ins kühle Nass. Danach setzten wir uns einfach noch ein bisschen ans Ufer, beobachteten die Leute und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Kurz bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen wollten, bemerkten wir ein kleines Mädchen, so um die 3-4 Jahre alt. Sie kam allein runter zum Wasser gelaufen, ging ein Stück hinein und hockte sich direkt vor uns hin. Erst dachten wir, dass die Kleine einfache spielen will und Sandburgen baut, doch dann sahen wir, dass sie sich ständig umschaute und irgendwas unter Wasser machte. Als sie dann auch noch mit ihrer Hand immer zum Po fasste und dann wie wild im Wasser herumwedelte, wurde uns anders. Das war unser Stichwort unsere Sachen zu packen und zu gehen, ohne weiter darüber nachzudenken, dass wir ja wenige Minuten vorher an genau derselben Stelle noch baden waren…
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen