23.01.-05.02.2012
Die kommenden 2 Tage hatten wir frei bekommen, da wir dafür
am Wochenende arbeiten sollten. Doch wie sollte es anders sein, es regnete!
Unser Plan mal irgendwohin zu fahren, wurde also (mal wieder) über den Haufen
geworfen. Mittwoch blieben wir also den ganzen Tag auf der Farm. Die anderen,
die bei dem Wetter arbeiten mussten, waren größtenteils in der Werkstatt
beschäftigt, da es überall anders einfach zu nass war. Am Donnerstagmorgen
entschieden wir dann, dass wir gleich heute noch einmal in die Stadt fahren, um
unseren „Wocheneinkauf“ zu erledigen. Da der Regen immer noch nicht aufgehört
hatte und auch zunehmend schlimmer wurde, erwarteten uns auf dem Weg in die
Stadt schon ein paar kleine Hindernisse. Es hatten sich bereits große Pfützen
auf den Straßen gebildet oder aus kleinen Schlaglöchern waren mittlerweile
große Ausspülungen geworden. Auch auf den Feldern, Wiesen und Koppeln rings um
uns herum, hatten sich bereits riesige Kanalsysteme gebildet. Und das alles
schon nach knapp 1,5 Tagen Regen. Aufgrund dessen entschieden wir auch lieber
etwas mehr Essen und Trinken einzukaufen, da man ja nie wusste was noch so
kommt. Jeder erzählte ja seine eigene kleine Horrorgeschichte von der großen
Flut vor 2 Jahren. Trotzdem sahen wir das Ganze noch ziemlich locker. Es waren
keine Flutwarnungen raus gegangen oder sonstiges und keiner rechnete mit so
einer Verwüstung wie damals. Als wir 2 Stunden später wieder zum Auto kamen,
schien der Regen erneut stärker geworden zu sein. Gerade als wir vom Parkplatz
runterfuhren schaute ich nach rechts, dann wieder auf die Straße und dann
schlagartig wieder nach rechts. Etwas skeptisch fragte ich Stanley: „ Sag mal,
war hier schon immer ein Fluss?“. NEIN, natürlich war da sonst KEIN Fluss! Das
Wasser war einfach zu viel für die Kanäle der Stadt und so bahnte es sich
langsam seinen eigenen Weg. Jetzt hieß es ab nach Hause und zwar so schnell wie
nur möglich! Da die Farm rund 20 km außerhalb der Stadt lag war mir schon etwas
mulmig, denn 10 km davon waren unbefestigte Straße. In dem Park, in welchem wir
zu Weihnachten noch Fotos vor einem kleinen, künstlich angelegten Wasserfall
gemacht hatten, lief nun ein ebenfalls ein Fluss hindurch. Das war langsam nicht
mehr lustig. Wir waren um jeden Kilometer froh, dem wir der Farm wieder näher
kamen. Als wir allerdings aus der Stadt heraus fuhren, links und rechts keine
Felder, sondern nur noch Seen sahen und die Straße fast komplett geflutet war,
wurde mir schlecht. Ich hatte mich schon innerlich damit angefunden umdrehen zu
müssen. Stanley hingegen war super gut drauf und jagte auf dem Mittelstreifen
der Straße zwischen den Wassermassen hindurch. Jeder kann sich wahrscheinlich
vorstellen wie es mir dabei erging. Ich krallte mich in den Sitz und kniff die
Augen zusammen. Aber die restlichen Leute machten es genauso und fuhren einfach
gemütlich weiter. Die waren das eben gewohnt einmal im Jahr die Regenzeit voll
abzubekommen. Die nächsten 10 km waren bis auf den sinnflutartigen Regen ganz
angenehm. Das änderte sich aber schlagartig, als wir auf die unbefestigte
Straße kamen. Die „Flutwege“, welche 6
-7 m lange, asphaltierte Senken in der Straße waren, in denen das Wasser von
einer Seite zur anderen ablaufen konnte, waren schon gut gefüllt.
Mit etwas
Anlauf und einer gehörigen Portion Mut schafften wir aber auch diese Hürden und
kamen nach einer ¾ Stunde schweißgebadet auf der Farm an. Alle anderen hatten
mittlerweile die Arbeit für heute niedergelegt und wurden nach Hause geschickt.
Wir verstauten schnell unsere Einkäufe und setzten uns sofort vor den
Fernseher, um den Wetterbericht für die kommenden Tage zu sehen. Regen, Regen
und ja, noch mehr REGEN! Drei Stunden später waren alle Straßen unpassierbar,
keiner konnte aus der Stadt mehr zu uns kommen. Für uns hieß das natürlich
auch, dass wir vorerst auf der Farm festsaßen. Doch war uns das lieber als
andersrum, da wir hier unser ganzen Hab und Gut, sowie auch uns in Sicherheit
wussten. Mittlerweile fing es an durch den unteren Türspalt auf unseren Teppich
zu tropfen. Eine Handvoll Plastiktüten zum abdichten stellten sich aber als
optimal Lösung raus. Der Regen wurde immer stärker und blieb konstant, rings um
unsere Halle hatte sich schon ein kleine Seen gebildet. Wenn man also ins
Bad oder auf Toilette musste blieb einem nichts anderes übrig als Gummistiefel
und Regenjacke anzuziehen. Gegen Abend fing es auch noch an heftig zu stürmen.
Über Nacht begann zu alledem auch noch unsere Klimaanlage zu tropfen, da sie
den unvorstellbaren Wassermaßen, die da vom Himmel fielen, nicht mehr
standhielt. Natürlich mussten wir am nächsten Tag nicht arbeiten, da es uns
entweder weg geweht hätte oder wir bis zu den Knien im Wasser gestanden hätten. Es regnete und stürmte immer noch. Über Nacht
waren 120ml/Quadratmeter bei 50 km/h gefallen. Der kleine Teich neben unserer
Halle war auch schon um einiges angestiegen. Beim morgendlichen Frisch machen
im Bad wurden wir auf einmal von einem lauten knistern und knacken aus unserem
Halbschlaf geholt. Plötzlich gab es einen lauten Knall und ein schweres,
dumpfes Geräusch. Vorsichtig lugten wir hinaus und sahen, dass der große Baum
direkt neben dem Bad das zeitliche gesegnet hatte und das Gebäude nur knapp
verfehlt hatte.
Gegen
Mittag brauchte Darryl, unser Chef, Stanleys und Geoffs Hilfe. Sie mussten die
große Pumpe unten am Fluss befestigen, sodass diese nicht fortgespült werden konnte. Als sie dort ankamen stand diese schon halb unter Wasser. Der Fluss war
jetzt schon nach zwei Tagen Regen knapp 4 Meter angestiegen. Stanley war es
nicht ganz geheuer nun in den Fluss zugehen, vor dem vorher immer gewarnt wurde,
das darin Krokodile leben sollten. Da das Wasser unheimlich schnell stieg,
konnten sie ihre Arbeit nicht beenden. Jetzt hieß es nur noch hoffen dass die
Flut nicht zu großen Schaden anrichtete. Danach holte Darryl sein Gewehr und schoss
auf zwei Plastikfässer, die mitten auf dem Fluss trieben. Wir wissen bis heut
nicht, warum die Fässer untergehen sollten aber egal. Nach den ersten Schüsse
rührte sich nicht wirklich etwas. Er rüstete nun ein wenig auf und holte seine
Schrotflinte aus dem Auto. Stanley fetzte das natürlich und verfolgte es mit
Begeisterung. Als Darryl bei der letzten
Hülse angekommen war, drehte er sich um, schaute ihn an und fragte, ob er auch einmal
schießen wöllte. Stanley stürzte sich regelrecht auf das Gewehr, ohne Darryl
ausreden zu lassen. Er hatte die Schrotflinte angelegt, nahm einen festen Stand
ein und war absolut bereit sein Ziel zu vernichten. Ein Schuss, ein Treffer!
Allerdings klingelte es danach kurz in Stanleys Ohren und er wusste nun,
weshalb man also Lärmschutz tragen sollte! Stolz wie Oskar und mit einem breiten
Grinsen kam Stanley wieder zurück zur Halle und erzählte mir alles bis ins
kleinste Detail.
Am Samstag regnete es weiter und weiter und wir waren dazu
gezwungen, den kompletten Tag drinnen zu verbringen. Mittlerweile war es
offiziell, wir waren von der Außenwelt abgekapselt. Brücken, Straßen und Täler
waren geflutet. Wir waren so froh, dass wir noch einmal einkaufen waren, sonst
hätte wir nun ohne Nahrung da gestanden. Keiner hatte damit gerechnet, dass
alles so schnell gehen würde, nur nach 3 Tagen Regen. Unsere Klimaanlage tropfte unterdessen auch schon wieder und
mittlerweile war sogar der ganze Teppich unterm Bett nass und fing an ein wenig
an zu muffeln. Als wir versuchten den Teppich zu trocknen, indem wir ihn mit
allen Klimaanlagen und Ventilatoren belüfteten, die die Farm hergab. Bemerkten
wir, dass wir ein noch größeres Problem hatten. Das Wasser kam durch die Wände!
Wir konnten nun nur hoffen, dass der Regen bald nachlassen würde. Am vierten
Tag riss endlich die Wolkendecke ein wenig auf. Insgesamt waren in den letzten
Tagen 500ml Regen/Quadratmeter gefallen. Wir entschieden uns heut mal ein
kleinen Spaziergang über die Farm zu machen. Die Folgen des Wetters waren enorm.
Die Macadamiabäume standen teilweise unter Wasser und die Brücke zur Farm war
nicht mehr befahrbar. Das Tal hinter Darryls Haus hatte sich mittlerweile auch
in einen reißenden Fluss verwandelt.
Als wir zurück liefen, trafen wir Darryl.
Er erzählte uns, dass es noch lange nicht vorbei sei. In den nächsten Tagen
würde das Wasser weiter steigen. Da in unseren Fluss, den Fitzroy River,
insgesamt 7 andere Flüsse aus dem Norden und Westen mündeten. Auch diese waren
alle durch das viele Regenwasser extrem angestiegen und brachten nun mehr
Wassermassen mit sich als gewöhnlich. Um uns das ganze etwas zu verdeutlichen
nahm uns Darryl mit zum Fluss, um uns den derzeitigen Wasserstand des Flusses
sowie den möglichen Stand in ein paar Tagen zu zeigen. Der Fitzroy River war bereits
um 8 Meter angestiegen und ca. 20 Meter breiter geworden. Die Strömung war
gewaltig schnell. Das Ganze war wirklich etwas beängstigend, doch Darryl
beruhigte uns und sagte, dass wir auf der Farm sicher wären.
Nun war es nur noch
ungewiss wie lange wir auf der Farm festsitzen würden. Wir hatten zwar noch reichlich
Essen, doch vorsichtshalber fingen wir trotzdem an es zu rationieren. Zu alledem
fiel auch noch der Handy- und Internetempfang aus. Jetzt waren wir wirklich auf
uns gestellt. Rein Wetter technisch wurde die nächsten Tage zunehmend besser,
teilweise knackten wir sogar die 41
Grad- Marke. Das war dann schon wieder weniger schön da durch das viele Wasser
eine extreme Feuchtigkeit in der Luft war und man wirklich nur vom Atmen
schwitzte. Zudem fing der ganze Schlamm in den ausgetrockneten Pfützen an zu
stinken. Nichtsdestotrotz genossen wir das Wetter und setzten uns des Öfteren
in die Sonne und entspannten an unseren freien Tagen. An einem Vormittag nahm
uns Geoffrey auch mal mit und zeigte uns die überschwemmten Straßen. Auch hier war es eher unwirklich wie hoch
alles überflutet war.
Nachdem er uns klar gemacht hatte, das es nicht möglich war
sich weiter als 500 Meter von der Farm zu entfernen, fuhren wir zu unseren „Nachbarn“
und Leidensgenossen. Sie waren die einzigen, welche wir noch ohne Boot
erreichen konnten. Mick und Keith luden uns direkt auf eine Tasse Tee ein und
wir setzten uns auf ihre wunderschöne Terrasse direkt an einem Fluss. Wie sich
herausstellte, war der Fluss sonst gar kein Fluss, sondern nur eine Art See
bzw. wie die Australier es nannten, eine Lagune. Aber auch die war von den
Wassermassen nicht verschon geblieben. Wir saßen bestimmt zwei Stunden bei
ihnen auf der Terrasse und tranken Tee, während sie eine lustige Geschichte
nach der anderen erzählten.
Nach knapp 2 Tagen ohne Kontakt zur Außenwelt, außer den
beunruhigenden Nachrichten im Fernseher, funktionierten die australischen
Handys wieder. Sofort hingen wir uns ans Telefon und versuchten Romy zu erreichen.
Da wir von den Unwettern, welche zu Tornados ausgeartet waren und den
Überschwemmungen an der Ostküste gehört
hatten, waren wir etwas beunruhigt, wie es ihr denn nun ging. Aber sie gab
Entwarnung! Es regnete und die Wellen türmten sich teilweise bis zu 6 Metern
auf, doch ihr ging es gut. Zu alledem hatte sie auch ihr 3 monatige Ausbildung
sowie die Prüfungen hinter sich und war
nun anerkannte Surflehrerin.
Am Dienstag, den 6.
Tag der Flut, fingen wir wieder an zu arbeiten. Während Stanley gleich wieder
zu seiner „geliebten“ Ernteanlage musste, bereitete ich Teile für die
Erntemaschinen vor, welche in den Startlöchern standen. Es war nicht die
schönste Arbeit, doch war ich froh, dass ich im Schatten bleiben konnte, da es
heute über 40 Grad werden sollte. Kurz vor Feierabend nahm mich Darryl noch
einmal mit auf eine kleine Rundfahrt und zeigte mir, wo das Wasser sich bereits
seine Wege durch die Farm bahnte bzw. inwieweit wir davon umzingelt waren. Er
schätzte, dass wir noch gut über eine Woche auf der Farm festsitzen würden.
Der nächste Tag lief ähnlich ab. Allerdings klagte Stanley
nach Feierabend plötzlich über leichte Schmerzen in seinem Knie. Da ich nichts
riskieren wollte, verpasste ich ihm sofort Bettruhe und brachte ihm einen
Kühlakku nach dem anderen. Wir hatten zunächst die Hoffnung, dass am nächsten
Morgen alles wieder okay sein würde, doch nix da. Stanleys Knie war doppelt so
dick geworden und er konnte keinen Meter mehr laufen. Prima, das passierte nun
auch noch, wenn man gerade einmal NICHT schnell zum Arzt gehen konnte. Wir
kontaktierten sofort unsere Freundin Nina, welche in Deutschland schon seine
Physiotherapeutin war. Sie gab uns Tipps, welche Tapes ich verwenden und welche
Massagen oder Verrenkungen ich mit seinem Knie/Bein machen sollte. Das Arbeiten
fiel aber für ihn jedenfalls die nächsten Tage aus. Ebenfalls konnte er nicht
mit zu der Geburtstagsfeier von Nelly, der jüngsten Tochter (2 Jahre) unsres
Chefs, gehen. Während wir also genüsslich Kaffee und Kuchen in uns hinein
stopften, musste er daheim im Bett liegen. Außer mir und Geoffrey waren nur
noch Keith und Mick da, sowie natürlich die gesamte Familie von Darryl. Er
hatte insgesamt 4 Töchter, welche alle, selbst die Kleinste, Englisch UND
Deutsch sprachen. Da seine Frau eine Deutsche war, redete sie tagsüber mit den
Kindern auf Deutsch und sobald Darryl nach Hause kam wurde Englisch gesprochen.
Man konnte keinen Akzent hören oder so etwas wie Wortfindungsschwierigkeiten
feststellen. Sie beherrschten beide Sprachen perfekt! Ich war total begeistert
und beeindruckt. Das Hauptgesprächsthema am Kaffeetisch war natürlich bei allen
die Flut. Sie erzählten, dass morgen (Freitag) der Höchststand der Flut
eintreten und 24 Stunden bleiben sollte. Somit war nun endlich ein Ende in
Sicht. Wahrscheinlich könnten wir schon Mitte nächster Woche wieder in die
Stadt fahren.
Wie bereits vorhergesagt, erreichten wir tatsächlich den
Höchststand. Hätten wir das alles nicht mit eigenen Augen gesehen, hätten wir
es wahrscheinlich nicht geglaubt. Der Fluss war nun rund 12 Meter angestiegen
und knapp 10 Mal breiter als sonst.
Tatsächlich begann das Wasser auch
pünktlich zum Wochenende zu sinken. Am Sonntag war es bereits ein halber Meter
weniger. Als Darryl zu uns kam um uns die freudige Nachricht zu überbringen,
brachte er auch lauter frisches Gemüse & Obst sowie Eier, Nudeln und Toast
mit. All das Essen war von einer Hilfsorganisation namens SES (State Emergency Service), welche alle
Leute, die von der Flut eingeschlossen waren, mit dem Boot anfuhr und
Nahrungsmittel mitbrachte. Nun ging es uns wahrscheinlich besser als den
Menschen in der Stadt, denn durch die überfluteten Straßen konnten die Regale
in den Geschäften/ Supermärkten nicht aufgefüllt werden. Somit hatte man Glück,
wenn man noch eine Dose Bohnen oder so kaufen konnte, alles andere war restlos
ausverkauft! Da Darryl einmal hier war und Stanley noch im Bett lag, nutzte ich
die Gelegenheit und fragte ihn, ob wir vielleicht zu Stanleys Geburtstag in 3
Wochen eine kleine Bootstour machen könnten. Stanleys redete schon lang davon,
dass er unbedingt einmal mit dem Boot rausfahren wollte und erzählte das auch
immer gleich jedem, in der Hoffnung, einer würde ihn dazu einladen. Da das bis
jetzt aber noch nicht passiert war, musste ich nun ein bisschen nachhelfen.
Darryl war prinzipiell nicht abgeneigt von der Idee, doch gab es einen Haken.
Sein Boot war zu klein bzw. hatte es zu wenig Power, um gegen die Strömung auf
dem Fitzroy River anzukommen. Er bot mir aber an, dass wir noch HEUTE mit
seinem Boot fahren könnten, wenn wir wöllten. Da die Flut nun zurückging, war
heute die letzte Gelegenheit mit seinem Boot zu fahren, denn ab morgen wäre
wahrscheinlich der Wasserstand schon zu niedrig. Ohne groß darüber nachzudenken
sagte ich ihm zu. Da es Stanley schon bedeutend besser ging und er wieder recht
gut laufen konnte, bestand also auch da kein Problem. Sofort ging ich zu
Stanley und erzählte ihm von der ‘Vorgeburtstagsüberraschung‘. Er strahlte
übers ganze Gesicht, konnte es nicht fassen und freute sich wie ein kleines
Kind. Nach dem Mittag ging es auch schon los. Wir stiegen in das kleine Boot
und fuhren zuerst in Richtung des großen Flusses. Es war unglaublich wie stark
die Strömung hier schon war und nur jemand mit Erfahrung, so wie Darryl, konnte
das Boot an den aus dem Wasser ragenden Baumwipfeln und entgegenkommenden
Stämmen vorbei manövrieren. Als wir auf ein bisschen freieres „Gelände“ kamen,
drehte Darryl den Motor richtig auf und jagten in einem Affentempo über die
Wasseroberfläche. Man konnte kaum glauben, dass 9 Meter unter uns eigentlich
ein Tal war, in welchem sonst Kühe grasten. Nun ging es noch in die andere
Richtung, an Darryls Haus vorbei, hin zur Lagune. Er zeigte uns, noch ein paar
andere Nachbarn, welche nur mit dem Boot zu erreichen waren sowie die
eigentlichen Grenzen der Lagune. Unter anderem sahen wir auch einen Baum,
welcher rund 2 Meter über der jetzigen Wasseroberfläche eine Markierung von der
Flut 1992 hatte. Unvorstellbar welche Verwüstung ein solcher Wasserstand mit
sich bringen musste. Nach gut einer Stunde legten wir wieder ans Ufer an. Ich
wollte gerade aufstehen, als ich plötzlich eine Bewegung neben mir im Wasser
wahrnahm. Als ich realisierte, dass da eine Schlange war, sprang ich sofort auf
Stanleys Schoß. Er und Darryl amüsierten sich natürlich köstlich darüber und
kamen aus dem Lachen gar nicht wieder raus. Es handelte sich dabei nämlich
„nur“ um eine Babyschlange, doch auch die war für meinen Geschmack schon zu
groß. Außerdem hatten wir ja von den Australiern gelernt, dass nur eine tote
Schlange, eine gute Schlange ist! Das sah ich genauso!!
Nach und nach ging die Flut zurück und man sah bereits
wieder die ersten Hügel aus dem Wasser ragen. Am Dienstag, also nach 13 Tagen
gefangen auf der Farm, konnte man schon nur noch anhand des Schlammes überall
erahnen, dass hier vor kurzen eine Flut war. Gegen Mittag tauchte auch plötzlich
Gabriel auf, der sonst auch auf der Farm wohnte es aber vor der Flut nicht mehr
zurück geschafft hatte. Er erzählte uns, dass die Straßen wieder offen waren
und man mit etwas Geschick sowie Allradantrieb in die Stadt fahren konnte.
Unser Chef stellte uns frei, ob wir sofort los fahren wöllten, um einkaufen zu
gehen oder andere Erledigungen zu machen. Da wir allerdings noch genügend Essen
hatten, entschieden wir uns dagegen. Es war aber beruhigend zu wissen, dass man
nun wieder fahren und gehen konnte wohin man wollte!
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