9.3. – 10.3.2013
Nachdem wir nun schon öfter unsere Wochenenden auf der Farm
verbracht hatten, um zu sparen, entschieden wir uns dieses Mal etwas zu
unternehmen. Wir hatten zu meinem Geburtstag ein wenig Entdeckerluft geschnuppert
und wollten heut mal eine größere Ausfahrt starten. Wir hatten nur keine Ahnung
wohin. Früh um 10 Uhr setzten wir uns einfach ins Auto und fuhren dorthin, wo
wir zu meinem Geburtstag umgedreht waren, nach Ridgelands. An der dortigen
großen Hauptstraße hielten wir mitten auf der Kreuzung an. Ich ließ Steffi
entscheiden wo es lang gehen sollte. Links ging es in Richtung Rocky und rechts
nach Marlborough. Ihre Wahl fiel auf Rechts. Eine gute Wahl, da wir in diese
Richtung noch gar nix gesehen hatten. Wie es für Australien typisch ist,
änderte sich die Umgebung nach ein paar Kilometern schlagartig und das mehr als
nur ein Mal. Leider hatten wir nicht so viel Glück mit dem Wetter. Es war sehr
bewölkt und fing schon bei Zeiten an immer mal wieder zu Nieseln. Steffi
organisierte auf der Fahrt unsere Route. Geplant war irgendwann einen Abzweig
zu finden der uns wieder südlich in Richtung Rockhampton bringt. Die Straße,
welche eigentlich eine große Hauptstraße war, wurde nach ein paar Kilometern zu
einer einspurigen, unbefestigten Straße und die Umgebung wurde immer hügliger
und bergiger. Noch ehe wir uns versahen waren wir umgeben von großen
Gebirgsketten und unser Weg schlängelte sich durch deren weiten Täler. Häuser
oder Farmen sah man hier so gut wie gar nicht. Die Täler wurden größtenteils
als riesige Kuhweiden genutzt und nur die Kämme, wo die Gebirgsketten sich
trafen, waren bewaldet. Wir fuhren eine ganze Weile in nordwestlicher Richtung
und suchten verzweifelt nach Abzweigungen die uns laut Atlas wieder
zurückführen sollten. Doch wenn wir solche Kreuzungen fanden, waren es meistens
Grundstückszufahrten oder es stand kein Straßenschild da. Wir wollten schon
fast umkehren, da kamen wir an eine kleine Abzweigung mit dem Schild „Wycarbah
62“ und siehe da, den Ort konnten wir tatsächlich in unserem Atlas finden und
er war sogar ungefähr dort, wo wir hinwollten. Zwischen uns und Wycarbah lagen
nun 62km Schotterpiste – „..das wird lustig!“, dachten wir uns. Ab hier ging es
nun immer weiter in die Berge hinein- bergauf, bergab. Es war eine einzige
Rallye. Ich hätte hier zu gern das ein oder andere Mal den Rennfahrer in mir
heraus gelassen, doch bevor ich auch nur daran denken konnte, kam ein simples
„SCHAAAAAAHAAAAAATZ!!!“ vom Beifahrersitz, welches mich wieder zurück in die
Realität holte. Wäre das Wetter nicht so schlecht gewesen, hätten wir des
Öfteren wahnsinnig schöne Ausblicke in die langen Täler des Gebirges gehabt
aber so mussten wir uns mit dem zufrieden geben was wir hatten. Oftmals fuhren
wir durch kleine Bachläufe, welche die Straße kreuzten und einige waren
besonders tief. Das hieß, wir mussten bevor wir diese durchqueren konnten
aussteigen und checken ob wir überhaupt durchkommen bzw. wo wir lang fahren
müssen, um nicht irgendwelche größeren Steine zu treffen. Als wir an solch
einem Bach/Fluss ankamen, wollt ich unsere Durchfahrt videodokumentarisch festhalten
und beorderte Steffi zum Filmen. Ich fuhr in die Mitte und setzte Steffi auf
einer kleinen Kiesinsel ab. Ich setzte zurück und fuhr dann mit Schwung hindurch.
Das war lustig und NEIN! Steffi war nicht klitschnass, jedoch bemerkten wir
erst jetzt, dass sie auf der Insel feststeckte. Hm, zurückfahren wäre eventuell
zu heikel geworden.
So philosophierten wir 5 Minuten wie wir das nun am besten anstellen, doch am
Ende zog sie eiskalt Schuhe sowie Socken aus und marschierte durch das kniehohe,
kalte Wasser.
Nun ging unsere Fahrt durch die Berge weiter, Zivilisation war
hier gleich null. Ab und zu kamen einem Leute mit überdimensionalen
Cowboyhütten entgegen gefahren. Manchmal sah man auch Kühe die einem den Weg
versperrten oder hinter dem Auto her rannten, da sie dachten es gibt etwas zu
fressen. Wir fuhren ewig so weiter und es gab kein Anzeichen von einem Dorf
oder Ähnlichem. Langsam wurden wir ein bisschen nervös, da auch unser Sprit
nicht ewig währte. Auf einem Bergkamm
machten wir dann Rast und zu unserem Glück kam hier sogar mal die Sonne heraus.
Jetzt hatten wir einen atemberaubenden Ausblick in ein riesiges Tal. Hier sahen
wir sogar unsere ersten wildlebenden Emus. Scheinbar waren wir zur richtigen
Zeit am richtigen Ort.
Nach knapp einer weiteren Stunde Fahrt und ein paar
Zwischenstopps kamen wir endlich in Wycarbah an, welches direkt am Highway nach
Emerald lag. Uns reizte es natürlich weiter nach Westen ins Outback zu fahren,
um die Great Dividing Range zu sehen, doch dazu hätten wir noch einen Tag dranhängen
müssen. Es stand aber definitiv noch auf unserer To-Do-Liste. Da der Tag noch
jung und unsere Abenteuerlust noch nicht gestillt war, fuhren wir ein Stück
weiter südlich nach Mount Morgan. Ein kleines Örtchen mitten in den Bergen,
welches besonders durch seinen Bergbau bekannt war. Das Wetter wurde immer
schlechter doch zu unserem Glück zog es auf als wir Mount Morgan erreichten.
Als erstes suchten wir das Informationszentrum auf, welches ein alter Bahnhof
war.
Hier mussten wir leider feststellen, dass die Minenrundfahrten und –führungen
aufgrund des schlechten Wetters ausfielen. Nichts destotrotz wollten wir uns
das mal irgendwie anschauen und so fanden wir einen super Aussichtspunkt, von
dem man einen guten Blick auf das Minengelände hatte. Des Weiteren stießen wir
auf eine Hängebrücke die unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Mitten in der
Stadt war diese über einen Flusslauf gespannt. Keine Ahnung ob sie den Sicherheitsanforderungen
in Deutschland Stand gehalten hätte, doch irgendwie passte es zu dem Städtchen.
Unser kleines, persönliches Highlight waren aber mal wieder die Cowboys. Wir
sahen, wie 3 von ihnen mitten auf der Hauptstraße angeritten kamen, ihre Pferde
vor dem Supermarkt anbanden und einkaufen gingen. Es gab sogar extra für Pferde
vorgesehene „Parkplätze“… Willkommen im 21. Jahrhundert! Als letztes fuhren wir
zum hiesigen Staudamm, welcher an sich nicht so beeindruckend war. Dafür war
der See umso idyllischer. So gern wir auch länger geblieben wären, machte uns
nun die Zeit einen Strich durch die Rechnung. Da wir es vermeiden wollten bei
Nacht durch den Busch zu fahren, setzten wir uns wieder ins Auto und ab ging‘s
zurück auf die Farm. Mit der Dämmerung kamen wir dann auch gerade rechtzeitig zu
Hause an. An sich waren wir ziemlich fertig, doch so richtig Zeit zum Ausruhen sollten
wir nicht bekommen. Es dauerte nicht lange, da standen Johno und Sam mit den
Hunden vor der Tür. Es war Zeit zum Jagen. Diesmal wollte sich auch Steffi das
Spektakel anschauen, da ich ihr ja schon beim letzten Mal vorgeschwärmt hatte,
wie viele verschiedene Tiere man doch bei Nacht sehen konnte, welche tagsüber
schliefen oder sich versteckten. Schnell zogen wir uns um und stiegen auf die
Ladefläche des Pickups. Wir fuhren sehr lange um her ohne, dass die Hunde nur
Ansatzweiße eine Spur aufnahmen. Doch nach knapp einer Stunde wurden sie
nervöser und es schien, als hatten sie eine Fährte aufgenommen. Plötzlich
sprangen sie vom Auto und rasten in die Baumreihen. Sofort stellten den Motor
ab, schalteten die Lichter aus und horchten. Zunächst konnten wir nix hören,
doch plötzlich vernahmen wir Hundegebell. Das war unser Zeichen. Sam schrie:“
Los, los, los!“ wir sprangen vom Auto und rannten in die Richtung aus der das
Bellen kam. Steffi war noch etwas unsicher wie das nun alles ablaufen würde und
entschied sich deswegen dafür, vorerst beim Auto zu warten. Als wir an den
Bäumen ankamen, sahen wir dann auch die buntleuchteten Halsbänder der Hunde. Aller 20 Meter stoppten wir und
versuchten rauszufinden wo die Hunde mit dem Schwein sind. Der Adrenalinpegel
stieg ins Unermessliche. Sam war nun schon ein ganzes Stück voraus und Johno
und Ich versuchten wieder raus zu finden wo sie waren und hielten kurz an. Es
war ziemlich schwer irgendwas zu sehen, da die Blätter der Bäume tief hingen
und das Gras hüfthoch war. Plötzlich raschelte es unmittelbar neben mir und ich
leuchtete mit der Taschenlampe auf die Stelle. Ich konnte meinen Augen nicht
trauen. Neben mir lag tatsächlich ein junges Wildschwein und schaute mich an.
Anscheinend verstecken sich die jungen Schweine im Gras wenn sie unter Stress
standen. Ich war wie erstarrt und bekam
nur ein krächzendes „JOHNO!“ heraus. Er
versuchte es sofort zu fangen, doch war zu langsam. Als wäre es nicht schon
verrückt genug gewesen, lag 20 Meter weiter noch ein Schwein im Gras, doch auch
das entwischte uns. Sam kam nun auch zurück. Er hatte ebenfalls kein Glück also
ging die Suche weiter. Nun dauerte es weitere 30 Minuten bis die Hunde due Spur
wieder aufnahmen. Wir schickten sie los und hörten wieder das Bellen der Hund. Wir
rannten runter in ein tiefes,
schlammiges Tal und dort hatten die Hunde ein ziemlich großes Exemplar. Johno
schätze den Eber auf etwas über 100 kg. Es dauerte nicht lange und das Schwein
war tot, das war der Teil der Jagd, welcher uns weniger gefiel und deshalb
drehte sich Steffi dabei auch um. Doch jetzt sollte der schwerste Teil kommen.
Wir mussten den Fang 50 Meter den
schlammigen Berg hinauf ziehen und das dauerte gut eine Stunde. Sam bekam für
manche Schweine einen guten Preis, wenn er jemanden hatte, der das Schwein als
Hundefutter oder Sonstiges verwerten wollte. Danach ging es auf zur zweiten
Runde. Es dauerte nicht lange und wir jagten das nächste Schwein. Auch dieses
hatte einen schlechten Tag erwischt und lief uns direkt in das Scheinwerferlicht
des Autos. So hatten wir zwei große Schweine gefangen, was für Johno und Sam einer
„guten Jagd“ entsprach. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung wert, das mal
gesehen zu haben, doch jetzt waren wir froh, dass wir endlich ins Bett konnten.
(Die folgenden Bilder sind nicht von
diesem Abend, sondern von einer Jagd, bei welcher Johno (blaues Hemd) und Sam
(oranges Hemd) früh am Morgen allein auf der Farm unterwegs waren.)
Den Sonntag
entspannten wir größtenteils auf der Couch. Nachmittags kam Geoffrey auf einmal
mit seinen zwei Pferden angeritten, doch beide waren gesattelt. Wir ahnten
schon was als nächstes kam. Natürlich fragte er uns, ob wir auch einmal reiten
wöllten. Ich nahm gleich mein Knie als Ausrede, doch Steffi musste ran. Sie
erklärte ihm zwar noch, dass sie nur als kleines Kind mal auf einem Pony
geritten war und nicht wirklich Ahnung hatte aber das war Goeff egal. Umso mehr
wollte er ihr jetzt eine Reitstunde geben. Wir fuhren zu einer kleinen Koppel und
dort bekam sie ihren Crashkurs. Es stellte sich heraus, dass das Schwierigste an dem Ganzen der Aufstieg
war. Doch mit etwas Übung klappte das zum Schluss recht gut. Nun stellte nur
noch der faule Gaul, auf dem sie saß, das Problem dar. Goeff hatte ihr gezeigt
wie man nach links oder rechts ‘lenkte‘ und das Pferd zum Weiterlaufen überredete,
doch meist lief es trotzdem nur eine
halbe Runde, blieb dann erneut stehen und fraß genüsslich weiter Gras.
Im Großen und Ganzen hatten wir ein langes und ziemlich
interessantes Wochenende hinter uns.
Liebe Grüße von Oma und Opa aus FG. Sie lesen Eure Berichte mit Begeisterung,zwar nur ausgedruckt . aber mit Begeisterung
AntwortenLöschenÜbrigens,bin ich auch hier (ONKEL JENS) : https://www.facebook.com/murmeltier.siebenundsechzig
AntwortenLöschenHey Jens, das is ja cool das du das für die beiden ausdruckst. Schön wenn es gefällt und danke fürs lesen. :)
AntwortenLöschenStanley