Montag, 8. April 2013

Ein Ausflug ins Ungewisse.

9.3. – 10.3.2013

Nachdem wir nun schon öfter unsere Wochenenden auf der Farm verbracht hatten, um zu sparen, entschieden wir uns dieses Mal etwas zu unternehmen. Wir hatten zu meinem Geburtstag ein wenig Entdeckerluft geschnuppert und wollten heut mal eine größere Ausfahrt starten. Wir hatten nur keine Ahnung wohin. Früh um 10 Uhr setzten wir uns einfach ins Auto und fuhren dorthin, wo wir zu meinem Geburtstag umgedreht waren, nach Ridgelands. An der dortigen großen Hauptstraße hielten wir mitten auf der Kreuzung an. Ich ließ Steffi entscheiden wo es lang gehen sollte. Links ging es in Richtung Rocky und rechts nach Marlborough. Ihre Wahl fiel auf Rechts. Eine gute Wahl, da wir in diese Richtung noch gar nix gesehen hatten. Wie es für Australien typisch ist, änderte sich die Umgebung nach ein paar Kilometern schlagartig und das mehr als nur ein Mal. Leider hatten wir nicht so viel Glück mit dem Wetter. Es war sehr bewölkt und fing schon bei Zeiten an immer mal wieder zu Nieseln. Steffi organisierte auf der Fahrt unsere Route. Geplant war irgendwann einen Abzweig zu finden der uns wieder südlich in Richtung Rockhampton bringt. Die Straße, welche eigentlich eine große Hauptstraße war, wurde nach ein paar Kilometern zu einer einspurigen, unbefestigten Straße und die Umgebung wurde immer hügliger und bergiger. Noch ehe wir uns versahen waren wir umgeben von großen Gebirgsketten und unser Weg schlängelte sich durch deren weiten Täler. Häuser oder Farmen sah man hier so gut wie gar nicht. Die Täler wurden größtenteils als riesige Kuhweiden genutzt und nur die Kämme, wo die Gebirgsketten sich trafen, waren bewaldet. Wir fuhren eine ganze Weile in nordwestlicher Richtung und suchten verzweifelt nach Abzweigungen die uns laut Atlas wieder zurückführen sollten. Doch wenn wir solche Kreuzungen fanden, waren es meistens Grundstückszufahrten oder es stand kein Straßenschild da. Wir wollten schon fast umkehren, da kamen wir an eine kleine Abzweigung mit dem Schild „Wycarbah 62“ und siehe da, den Ort konnten wir tatsächlich in unserem Atlas finden und er war sogar ungefähr dort, wo wir hinwollten. Zwischen uns und Wycarbah lagen nun 62km Schotterpiste – „..das wird lustig!“, dachten wir uns. Ab hier ging es nun immer weiter in die Berge hinein- bergauf, bergab. Es war eine einzige Rallye. Ich hätte hier zu gern das ein oder andere Mal den Rennfahrer in mir heraus gelassen, doch bevor ich auch nur daran denken konnte, kam ein simples „SCHAAAAAAHAAAAAATZ!!!“ vom Beifahrersitz, welches mich wieder zurück in die Realität holte. Wäre das Wetter nicht so schlecht gewesen, hätten wir des Öfteren wahnsinnig schöne Ausblicke in die langen Täler des Gebirges gehabt aber so mussten wir uns mit dem zufrieden geben was wir hatten. Oftmals fuhren wir durch kleine Bachläufe, welche die Straße kreuzten und einige waren besonders tief. Das hieß, wir mussten bevor wir diese durchqueren konnten aussteigen und checken ob wir überhaupt durchkommen bzw. wo wir lang fahren müssen, um nicht irgendwelche größeren Steine zu treffen. Als wir an solch einem Bach/Fluss ankamen, wollt ich unsere Durchfahrt videodokumentarisch festhalten und beorderte Steffi zum Filmen. Ich fuhr in die Mitte und setzte Steffi auf einer kleinen Kiesinsel ab. Ich setzte zurück und fuhr dann mit Schwung hindurch. Das war lustig und NEIN! Steffi war nicht klitschnass, jedoch bemerkten wir erst jetzt, dass sie auf der Insel feststeckte. Hm, zurückfahren wäre eventuell zu heikel geworden. So philosophierten wir 5 Minuten wie wir das nun am besten anstellen, doch am Ende zog sie eiskalt Schuhe sowie Socken aus und marschierte durch das kniehohe, kalte Wasser.


 Nun ging unsere Fahrt durch die Berge weiter, Zivilisation war hier gleich null. Ab und zu kamen einem Leute mit überdimensionalen Cowboyhütten entgegen gefahren. Manchmal sah man auch Kühe die einem den Weg versperrten oder hinter dem Auto her rannten, da sie dachten es gibt etwas zu fressen. Wir fuhren ewig so weiter und es gab kein Anzeichen von einem Dorf oder Ähnlichem. Langsam wurden wir ein bisschen nervös, da auch unser Sprit nicht ewig währte.  Auf einem Bergkamm machten wir dann Rast und zu unserem Glück kam hier sogar mal die Sonne heraus. Jetzt hatten wir einen atemberaubenden Ausblick in ein riesiges Tal. Hier sahen wir sogar unsere ersten wildlebenden Emus. Scheinbar waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 




 

Nach knapp einer weiteren Stunde Fahrt und ein paar Zwischenstopps kamen wir endlich in Wycarbah an, welches direkt am Highway nach Emerald lag. Uns reizte es natürlich weiter nach Westen ins Outback zu fahren, um die Great Dividing Range zu sehen, doch dazu hätten wir noch einen Tag dranhängen müssen. Es stand aber definitiv noch auf unserer To-Do-Liste. Da der Tag noch jung und unsere Abenteuerlust noch nicht gestillt war, fuhren wir ein Stück weiter südlich nach Mount Morgan. Ein kleines Örtchen mitten in den Bergen, welches besonders durch seinen Bergbau bekannt war. Das Wetter wurde immer schlechter doch zu unserem Glück zog es auf als wir Mount Morgan erreichten. Als erstes suchten wir das Informationszentrum auf, welches ein alter Bahnhof war. 

Hier mussten wir leider feststellen, dass die Minenrundfahrten und –führungen aufgrund des schlechten Wetters ausfielen. Nichts destotrotz wollten wir uns das mal irgendwie anschauen und so fanden wir einen super Aussichtspunkt, von dem man einen guten Blick auf das Minengelände hatte. Des Weiteren stießen wir auf eine Hängebrücke die unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Mitten in der Stadt war diese über einen Flusslauf gespannt. Keine Ahnung ob sie den Sicherheitsanforderungen in Deutschland Stand gehalten hätte, doch irgendwie passte es zu dem Städtchen. 




Unser kleines, persönliches Highlight waren aber mal wieder die Cowboys. Wir sahen, wie 3 von ihnen mitten auf der Hauptstraße angeritten kamen, ihre Pferde vor dem Supermarkt anbanden und einkaufen gingen. Es gab sogar extra für Pferde vorgesehene „Parkplätze“… Willkommen im 21. Jahrhundert! Als letztes fuhren wir zum hiesigen Staudamm, welcher an sich nicht so beeindruckend war. Dafür war der See umso idyllischer. So gern wir auch länger geblieben wären, machte uns nun die Zeit einen Strich durch die Rechnung. Da wir es vermeiden wollten bei Nacht durch den Busch zu fahren, setzten wir uns wieder ins Auto und ab ging‘s zurück auf die Farm. Mit der Dämmerung kamen wir dann auch gerade rechtzeitig zu Hause an. An sich waren wir ziemlich fertig, doch so richtig Zeit zum Ausruhen sollten wir nicht bekommen. Es dauerte nicht lange, da standen Johno und Sam mit den Hunden vor der Tür. Es war Zeit zum Jagen. Diesmal wollte sich auch Steffi das Spektakel anschauen, da ich ihr ja schon beim letzten Mal vorgeschwärmt hatte, wie viele verschiedene Tiere man doch bei Nacht sehen konnte, welche tagsüber schliefen oder sich versteckten. Schnell zogen wir uns um und stiegen auf die Ladefläche des Pickups. Wir fuhren sehr lange um her ohne, dass die Hunde nur Ansatzweiße eine Spur aufnahmen. Doch nach knapp einer Stunde wurden sie nervöser und es schien, als hatten sie eine Fährte aufgenommen. Plötzlich sprangen sie vom Auto und rasten in die Baumreihen. Sofort stellten den Motor ab, schalteten die Lichter aus und horchten. Zunächst konnten wir nix hören, doch plötzlich vernahmen wir Hundegebell. Das war unser Zeichen. Sam schrie:“ Los, los, los!“ wir sprangen vom Auto und rannten in die Richtung aus der das Bellen kam. Steffi war noch etwas unsicher wie das nun alles ablaufen würde und entschied sich deswegen dafür, vorerst beim Auto zu warten. Als wir an den Bäumen ankamen, sahen wir dann auch die buntleuchteten Halsbänder  der Hunde. Aller 20 Meter stoppten wir und versuchten rauszufinden wo die Hunde mit dem Schwein sind. Der Adrenalinpegel stieg ins Unermessliche. Sam war nun schon ein ganzes Stück voraus und Johno und Ich versuchten wieder raus zu finden wo sie waren und hielten kurz an. Es war ziemlich schwer irgendwas zu sehen, da die Blätter der Bäume tief hingen und das Gras hüfthoch war. Plötzlich raschelte es unmittelbar neben mir und ich leuchtete mit der Taschenlampe auf die Stelle. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Neben mir lag tatsächlich ein junges Wildschwein und schaute mich an. Anscheinend verstecken sich die jungen Schweine im Gras wenn sie unter Stress standen.  Ich war wie erstarrt und bekam nur ein  krächzendes „JOHNO!“ heraus. Er versuchte es sofort zu fangen, doch war zu langsam. Als wäre es nicht schon verrückt genug gewesen, lag 20 Meter weiter noch ein Schwein im Gras, doch auch das entwischte uns. Sam kam nun auch zurück. Er hatte ebenfalls kein Glück also ging die Suche weiter. Nun dauerte es weitere 30 Minuten bis die Hunde due Spur wieder aufnahmen. Wir schickten sie los und hörten wieder das Bellen der Hund. Wir rannten  runter in ein tiefes, schlammiges Tal und dort hatten die Hunde ein ziemlich großes Exemplar. Johno schätze den Eber auf etwas über 100 kg. Es dauerte nicht lange und das Schwein war tot, das war der Teil der Jagd, welcher uns weniger gefiel und deshalb drehte sich Steffi dabei auch um. Doch jetzt sollte der schwerste Teil kommen. Wir mussten den Fang  50 Meter den schlammigen Berg hinauf ziehen und das dauerte gut eine Stunde. Sam bekam für manche Schweine einen guten Preis, wenn er jemanden hatte, der das Schwein als Hundefutter oder Sonstiges verwerten wollte. Danach ging es auf zur zweiten Runde. Es dauerte nicht lange und wir jagten das nächste Schwein. Auch dieses hatte einen schlechten Tag erwischt und lief uns direkt in das Scheinwerferlicht des Autos. So hatten wir zwei große Schweine gefangen, was für Johno und Sam einer „guten Jagd“ entsprach. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung wert, das mal gesehen zu haben, doch jetzt waren wir froh, dass wir endlich ins Bett konnten.                                                                                                                 
(Die folgenden Bilder sind nicht von diesem Abend, sondern von einer Jagd, bei welcher Johno (blaues Hemd) und Sam (oranges Hemd) früh am Morgen allein auf der Farm unterwegs waren.)


 Den Sonntag entspannten wir größtenteils auf der Couch. Nachmittags kam Geoffrey auf einmal mit seinen zwei Pferden angeritten, doch beide waren gesattelt. Wir ahnten schon was als nächstes kam. Natürlich fragte er uns, ob wir auch einmal reiten wöllten. Ich nahm gleich mein Knie als Ausrede, doch Steffi musste ran. Sie erklärte ihm zwar noch, dass sie nur als kleines Kind mal auf einem Pony geritten war und nicht wirklich Ahnung hatte aber das war Goeff egal. Umso mehr wollte er ihr jetzt eine Reitstunde geben. Wir fuhren zu einer kleinen Koppel und dort bekam sie ihren Crashkurs. Es stellte sich heraus,  dass  das Schwierigste an dem Ganzen der Aufstieg war. Doch mit etwas Übung klappte das zum Schluss recht gut. Nun stellte nur noch der faule Gaul, auf dem sie saß, das Problem dar. Goeff hatte ihr gezeigt wie man nach links oder rechts ‘lenkte‘ und das Pferd zum Weiterlaufen überredete,  doch meist lief es trotzdem nur eine halbe Runde, blieb dann erneut stehen und fraß genüsslich weiter Gras.


Im Großen und Ganzen hatten wir ein langes und ziemlich interessantes Wochenende hinter uns.

3 Kommentare:

  1. Liebe Grüße von Oma und Opa aus FG. Sie lesen Eure Berichte mit Begeisterung,zwar nur ausgedruckt . aber mit Begeisterung

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  2. Übrigens,bin ich auch hier (ONKEL JENS) : https://www.facebook.com/murmeltier.siebenundsechzig

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  3. Hey Jens, das is ja cool das du das für die beiden ausdruckst. Schön wenn es gefällt und danke fürs lesen. :)

    Stanley

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