Während wir unter der Woche mehr oder weniger hart
gearbeitet hatten, ging es an Wochenenden in Richtung Rockhampton. Wir gingen
baden, erkundeten die Umgebung oder kauften Essen für die kommende Woche ein.
Der riesige Vorteil einer festen Bleibe war, dass wir nun den größten Teil
unseres Gepäcks auf der Farm lassen konnten und somit nicht immer umpacken
mussten wenn wir irgendwo im Auto schlafen wollten. Am ersten Wochenende hatten
wir uns vorgenommen zur Küste zufahren, um ein wenig schwimmen und schnorcheln
zu gehen. Da wir allerdings direkt nach der Arbeit los fuhren, entschieden wir
uns noch eine Nacht in Rocky zu verbringen. Wir sicherten uns mitten in der Stadt
in einem Caravan Park einen Stellplatz und fuhren nochmal in die Stadt. Als wir
so durch die Straßen schlenderten fanden wir zufällig ein indisches Restaurant.
Ohne groß darüber nachzudenken gingen wir hinein und stillten unsere Sucht nach
Curry! Wirklich! Wir sind absolut süchtig nach indischem Essen. Seit uns Steffis
Schwester Sophie damals zum Inder in Ingolstadt ausgeführt hatte, gab es nichts
Besseres mehr für uns. Wir bestellten unser Essen und schauten uns ein wenig um.
Erst jetzt bemerkten wir, dass hier alle Gäste ziemlich adrett gekleidet waren.
Wir schauten an uns herunter und mussten feststellen, dass wir eher für einen
gemütlichen Abend auf der Couch angezogen waren. Steffi hatte es eigentlich
noch rausgerissen aber ich hatte immer noch meine Schlafshorts und mein buntes Hippishirt
an. UPS!
Am nächsten Tag ging es nach einen kurzem Besuch im Visitor
Center und der Sichtung einer womöglich 60-jährigen Transe, direkt nach Emu Park,
einer Stadt direkt am Meer.
Die Straße dorthin verlief direkt durch die Berge
und bot ein paar fantastische Panoramaaussichten. Emu Park war an sich ein
niedliches kleines Örtchen, welches sich größtenteils nur durch den Tourismus
über Wasser hielt. Natürlich durfte auch hier wieder der überdachte
Betonskatepark direkt am Strand nicht fehlen. Er brachte meine Augen zum
Leuchten, doch leider hatte ich ja nun kein BMX mehr zum Fahren. Der absolute Hammer war aber auch das Meer. Es
war kristallklar und strahlte in einem grellen Blau. Am Horizont erstreckten
sich viele Inseln des Great Barrier Reafs. Es war atemberaubend und der
perfekte Ort um sich ein wenig in die Sonne zu legen.
Leider konnte man hier
nicht schwimmen gehen, da ziemlich starker Wellengang herrschte und überall
Felsen sowie Klippen waren. Als wir uns umsahen, entdeckten wir auf einer
Anhöhe eine große weiße Skulptur. Das „Sinking Ship“, welches zu Ehren von Kapitän
James Hook gebaut wurde, war wirklich riesig. Neben dem Schiff gab es auch noch
Anker und Steuerräder aus Beton sowie eine Sonnenuhr.
Nun wollten wir aber
endlich baden gehen. Wir fuhren zum Hauptstrand und ließen uns nieder. Das
Wasser hatte genau die richtige Temperatur um sich ein bisschen abzukühlen. Am
späten Nachmittag ging es weiter in die etwas nördlicher gelegene Küstenstadt Yeppoon.
Auf dem Weg dorthin fuhren wir direkt an der Küste entlang und an wunderschönen
Stränden vorbei, an denen wir meist anhielten um dieses genauer unter die Lupe
zu nehmen.
In Yeppoon angekommen suchten wir uns direkt etwas zum Schlafen. Doch
die Suche nach einem guten Platz gestaltete sich schwieriger als gedacht. Nach
gut einer Stunde sinnlosem hin und her fahren, fanden wir endlich was. Jedoch
wurde hier ein Hund auf uns aufmerksam und bellte jedes Mal, wenn wir auch nur
zu laut atmeten. Wir hatten mittlerweile richtig Wut auf den Hund, da nun auch
der Besitzer rauskam und mit seiner Taschenlampe auf unser Auto leuchtete. Wir
wollten doch nur schlafen. Nun hofften wir, dass der Besitzer nicht die Polizei
gerufen hatte, da wir quasi mitten in einem Wohngebiet standen. Nach 30 Minuten
Luft anhalten konnte Entwarnung gegeben werden. Es kam keine Polizei vorbei und
wir konnten beruhigt schlafen gehen. Am nächsten Morgen beeilten wir uns trotzdem
dort wieder wegzukommen, da der Typ von gegenüber schon wieder mit dem Handy am
Zaun hing. Tatsächlich kam uns auch noch, kurz nachdem wir los gefahren waren,
die Polizei entgegen. Da sie auch noch in die Seitengasse abbogen in der wir
gestanden hatten, sollte das wohl kein Zufall gewesen sein.
Unser heutiges Ziel war Byfield eine „Stadt“ nördlich von
Yeppoon. Wir hatten bald keinen Sprit mehr, also dachten wir uns:“ Ach wir
tanken einfach in der „Stadt“ Byfield“. Wir fuhren mitten durch die Berge und
von Zivilisation war weit und breit nichts zu sehen. Mit fast leerem Tank kamen
wir nach 30 Minuten auf einer unbefestigten Straße an und wurden NUN ein wenig
stutzig. Immer noch war keine Spur von einer Stadt oder sonstigem. Steffi
schaute nochmal in den Atlas und ihr viel es wie Schuppen von den Augen. Byfield
war gar keine Stadt sondern ein Nationalpark, sprich ein riesiges Gebiet rings
um uns herum. Wir konnten es nicht fassen, vor allem da wir auf sprittechnisch
wirklich aus dem letzten Loch pfiffen. Nun fuhren wir so sparsam wie es nur ging zurück nach Yeppoon. Und mit
jedem absacken der Tanknadel schwitzen wir mehr. Glücklicherweise schafften wir
es noch rechtzeitig zur nächsten Tankstelle. Da wir vorerst genug hatten von
wilden Erkundungsfahrten, ging es zurück nach Rocky. Unterwegs sahen wir noch
ein paar seltsam geformte Berge die mitten in der Pampa standen und aussahen
wie riesige Zuckerhüte. Das stand für die nächsten Wochenenden definitiv auf
unserer To Do-Liste.
Das zweite Wochenende verbrachten wir wieder in Rockhampton.
Wir hatten ziemlich viel zu erledigen, was Weihnachtsgeschenke angeht und so
sind wir von einem Kaufhaus zum anderen gerannt und waren von früh bis spät
unterwegs. Nach dem Wochenende waren wir wahrscheinlich mehr im Eimer als nach
einer Arbeitswoche.
Das Wochenende vom 15.12. -16.12.2012 sollte ein ganz
besonderes werden. Steffi und ich hatten am 15. unseren ersten Jahrestag. Wenn
man schon mal die Chance hat diesen in Australien zu verbringen, sollte man was
Spektakuläres unternehmen. Uns schwirrten viele Ideen herum, wie Skydiven oder
auf einer der Inseln schnorcheln zu gehen, doch als wir den Wetterbericht
anschauen verhieß der nichts Gutes. Im Westen sollte es den ganzen Tag und im
Osten ab Nachmittag regnen. Nun standen wir da und hatten keinen Plan.
Doch nach langen überlegen fiel uns ein das es hier ja eine bekannte
Krokodilfarm gab und diesen seltsamen Berg galt es ja auch noch zu erklimmen.
So stand der Plan für den Samstag. Wir machten zeitig los, da die erste Führung
auf der Krokodilfarm schon um 10.30 Uhr begann und wir eine gute Stunde Fahrt
vor uns hatten. Schon die Einfahrt zur Farm war einfach nur beeindruckend. Noch
nirgendwo anders in Australien hatten wir so eine unglaubliche Vegetation
gesehen. Wir fuhren auf einer Art Sandbank, waren umgeben von einem riesigen
See, aus welchem viele kleine Baumwipfel schauten. Die Farm an sich war von
außen nicht sehr einladend, doch war sie innen liebevoll und rustikal eingerichtet.
Anfangs saßen wir in einer Art Aufenthaltsraum, indem riesige Krokodilslederhäute
an der Decke und den Wänden hingen sowie Skelette ausgestellt waren.
Zunächst
hielt John, der Besitzer der Farm, einen beeindruckenden Vortrag über
Krokodile, die Farm an sich und seiner Vergangenheit. Es war super interessant.
Wir erfuhren zum Beispiel, dass Krokodile im Grunde genommen noch Dinosaurier
sind. Es sind die einzigen Lebewesen die seit der Jura-/Kreidezeit leben und
sich nicht verändert haben. Sie sind sozusagen prähistorisch. Des Weiteren erzählte
er uns, dass in Australien Krokodile bis zu 10 Meter lang werden können. Wir
waren schon nach dem kurzen Vortrag absolut begeistert und konnten die
anschließende Führung nicht erwarten. Man muss dazu sagen, dass John ein
Showmaster ist. Er wusste genau, wie er die Besucher beeindrucken konnte und
hatte so seine Zirkustricks. Er rief die Krokodile zu sich wie Hunde und sie
kamen auch tatsächlich an. Im Wasser sahen sie wie riesige Schlangen aus, doch
wenn die 4 Meter Kolosse an Land kamen, sah man erst einmal ihr Ausmaß. So was
hatten wir in unserem ganzen Leben noch nicht gesehen. Ich mein wir waren
begeisterte Zoobesucher und hatten hier und da schon ein paar Krokodile oder
Alligatoren gesehen. Aber keines war vergleichbar mit den Exemplaren hier. John
warf jedem Krokodil ein Stück Huhn zu. Einmal
warf er es 2 Meter neben ein Weibchen ins Wasser und plötzlich kam aus dem
Nichts blitzschnell ein großes Männchen aus dem Wasser geschossen. Die komplette Gruppe, uns eingeschlossen, war
unheimlich erschrocken und wich ein paar Schritte zurück. Wir hatten ja keine Ahnung
das direkt daneben noch ein „Croc“ war.
John erklärte uns, dass die Männchen
meist unter Wasser blieben und ihr Weibchen so beschützten. Jedes Mal wenn es
also eine Vibration an der Wasseroberfläche spürte, schnappte es direkt nach
dem Eindringling. Ja das waren so Johns Tricks um das Publikum zu begeistern.
Nach einer dreiviertel Stunde kamen wir zu seinem größten Exemplar. Er ging
diesmal direkt in das Gehege hinein und legte das Huhn regelrecht ins Maul des
Krokodils. Anfangs hatten wir etwas von 8 Metern gehört und dachten „Wow, was
für ein riesen Vieh.“. Doch dann bekamen wir mit das es doch nur 5,5 Meter waren. Oh mein Gott! Wenn das schon
eins der kleineren Krokodile war und welche fast doppelt so groß wurden…wir
wollten gar nicht weiter denken. Wir waren mehr als beindruckt und Steffi
mittlerweile auch etwas verängstigt.
Am Schluss der Führung durften wir noch
ein 2 ½ jähriges Krokodil in der Hand halten. Es war wirklich cool. Wir fühlten
die weiche Haut am Bauch und den harten Panzer aus Knochen auf dem Rücken. Seit
dem heutigen Tag waren wir absolute Krokodilfans.
Der nächste Stopp war Rosslyn Bay. Das war der Hafen, in dem
die Fähren zu den umliegenden Inseln starteten. Wir wollten uns hier eigentlich
nur mal kurz umschauen, doch direkt am Parkplatz war ein Schild für einen
Nationalpark ausgeschildert. Dieser war nicht zu groß. Im Grunde genommen war
es nur ein kleiner Berg. Den wollten wir natürlich nicht missen. Nach 5 Minuten
standen wir auch schon oben am Gipfel und hatten einen wunderschönen
Rundumblick. Wir standen direkt an riesigen Klippen und konnten sogar das Nest
eines Adlers ausfindig machen.
Nachdem ich mir absolut dropsig noch meine Zehen
aufgeruppt hatte, ging es nun zum letzten Ziel unseres Ausfluges. Der Berg “Jim
Crow“, einer der „Zuckerhut“ Berge. Am Parkplatz konnten wir schon auf einem
Schild lesen, dass es hier keine befestigten oder ausgeschilderten Wanderwege
gab. Wir waren gespannt. Wir liefen durch den Wald bis wir an einer steilen
Felswand ankamen. Wir waren zunächst enttäuscht, da wir dachten das man nun Kletterausrüstung
bräuchte, doch dann fanden wir doch noch einen kleinen „Weg“. Im Prinzip konnte
man den Berg erklimmen wie und wo man wollte doch eins stand fest, man musste definitiv
klettern. Das war genau unser Ding. Uns machte lediglich die pralle Sonne und ca.36
Grad ziemlich zu schaffen. Teilweise mussten wir ziemlich steile Felswände hinaufklettern oder
riesige Felsbrocken überwinden. Wenn es Wege gab, waren diese mit hunderten von
Handball großen Steinen übersäht und begannen wie eine Lawine zu rollen, wenn
man auf sie trat. Nach vielen kleinen und großen Pausen die wir einlegen
mussten, schafften wir es auf allen Vieren auf die Bergspitze und
wurden mit einem super Ausblick belohnt. Leider war unser Aufenthalt da oben
nur sehr kurz, da die Temperaturen und die Sonne immer mehr an unseren Kräften
zehrten und wir das schlimmste noch vor uns hatten- den Abstieg!
Kurz bevor wir
wieder normale Höhenmeter erreichten schaffte ich es doch wirklich mir mal
wieder den Fuß umzuknicken. Ich habe mir wirklich ungelogen jedes Mal nach einer Wanderung in Australien auf dem
Rückweg den gleichen Fuß umgeknickt. Das kann nicht gesund sein. Wir waren
beide froh als wir wieder im Auto saßen und uns durch den Fahrtwind abkühlen
konnten. Den krönenden Abschluss des Tages sollte nun das Feuerwerk bilden,
welches an dem Abend in Rockhampton stattfinden sollte. Allerdings merkten wir
nun langsam, dass uns jeder Knochen einzeln weh tat und wir todmüde waren. So
sehr wir auch wollten, noch 1,5 Stunden auf ein Feuerwerk warten war einfach
nicht mehr möglich. Wir kauften uns auf
dem Weg zur Farm noch schnell original „australian homemade Baconburger“, die
uns ein Arbeitskollege geraten hatte und fielen komplett fertig ins Bett.
Am Wochenende vor Weihnachten waren wir etwas ratlos, wie
wir nun genau die kommenden Tage verbringen würden. Dave hatte uns mal wieder
kurzfristig abgesagt, also hieß das für uns kein Weihnachten und Silvester im
Penthouse. Wäre ja auch zu schön gewesen. Nun standen wir da ohne Plan für
Weihnachten oder Silvester. Es schien so als müssten wir unser Weihnachten
allein auf der Farm verbringen. Wir waren ziemlich geknickt und besonders
Steffi war traurig darüber. So gern wollten wir mit Leuten die Festtage
verbringen, die wir kannten und mochten. Überall sahen wir wie Menschen mit
ihren Familien und Liebsten unterwegs waren. Wir dagegen saßen allein auf einer
Farm mitten in der Pampa und zur Einstimmung auf Weihnachten hatte es auch noch
begonnen zu regnen. Ich versuchte irgendetwas Positives daran zu sehen. Wie
gesagt:“ Ich versuchte es.“. Da wir uns nun damit abfinden mussten fuhren wir samstags
in die Stadt, um unser Weihnachtsfastfood einzukaufen. Steffi schrieb auf der
Fahrt nochmal Tanya, der Bmxerin aus Bundaberg, um zu fragen, was sie an Silvester
geplant hatten. So könnten wir zumindest noch das retten. Im Kaufhaus schrieb
sie uns zurück und lud uns ein Silvester bei ihr und ihrer Familie zu
verbringen. Uns fiel ein Stein vom Herzen, Silvester war gerettet. Vor allem da
wir wussten das es mit Tanya und ihren Freunden nie langweilig wurde. Etwas
motivierter gingen wir nun unseren Einkauf an und fuhren mit vollen Taschen
wieder zurück. Auf dem Weg zur Farm erhielten wir noch eine Nachricht von Tanya.
Steffi konnte es erst gar nicht glauben und dachte, sie würde etwas falsch
verstehen. Tanya und ihre Familie hatten uns tatsächlich auch noch zu
Weihnachten eingeladen und meinten, dass wir mehr als herzlich willkommen wären.
Wir absolut glücklich nicht auf der Farm feiern zu müssen und doch noch ein
richtig australisches Fest miterleben zu dürfen. Steffi strahlte über beide
Ohren und das freute mich am meisten. Am Sonntag bereiteten wir alles für die
Abreise vor und schauten nachmittags diverse australische Weihnachtsfilme an.
Aber so wirklich kamen wir einfach nicht in Weihnachtsstimmung. Kein Schnee,
keine Räucherkerzen und kein schöner Weihnachtsbaum weit und breit. Nichts
desto trotz freuten wir uns auf unser erstes australisches Weihnachtsfest und
waren gespannt welche Traditionen uns erwarteten.
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