Samstag, 5. Januar 2013

Wochenendausflüge

Während wir unter der Woche mehr oder weniger hart gearbeitet hatten, ging es an Wochenenden in Richtung Rockhampton. Wir gingen baden, erkundeten die Umgebung oder kauften Essen für die kommende Woche ein. Der riesige Vorteil einer festen Bleibe war, dass wir nun den größten Teil unseres Gepäcks auf der Farm lassen konnten und somit nicht immer umpacken mussten wenn wir irgendwo im Auto schlafen wollten. Am ersten Wochenende hatten wir uns vorgenommen zur Küste zufahren, um ein wenig schwimmen und schnorcheln zu gehen. Da wir allerdings direkt nach der Arbeit los fuhren, entschieden wir uns noch eine Nacht in Rocky zu verbringen. Wir sicherten uns mitten in der Stadt in einem Caravan Park einen Stellplatz und fuhren nochmal in die Stadt. Als wir so durch die Straßen schlenderten fanden wir zufällig ein indisches Restaurant.



Ohne groß darüber nachzudenken gingen wir hinein und stillten unsere Sucht nach Curry! Wirklich! Wir sind absolut süchtig nach indischem Essen. Seit uns Steffis Schwester Sophie damals zum Inder in Ingolstadt ausgeführt hatte, gab es nichts Besseres mehr für uns. Wir bestellten unser Essen und schauten uns ein wenig um. Erst jetzt bemerkten wir, dass hier alle Gäste ziemlich adrett gekleidet waren. Wir schauten an uns herunter und mussten feststellen, dass wir eher für einen gemütlichen Abend auf der Couch angezogen waren. Steffi hatte es eigentlich noch rausgerissen aber ich hatte immer noch meine Schlafshorts und mein buntes Hippishirt an. UPS!
Am nächsten Tag ging es nach einen kurzem Besuch im Visitor Center und der Sichtung einer womöglich 60-jährigen Transe, direkt nach Emu Park, einer Stadt direkt am Meer.

 



 Die Straße dorthin verlief direkt durch die Berge und bot ein paar fantastische Panoramaaussichten. Emu Park war an sich ein niedliches kleines Örtchen, welches sich größtenteils nur durch den Tourismus über Wasser hielt. Natürlich durfte auch hier wieder der überdachte Betonskatepark direkt am Strand nicht fehlen. Er brachte meine Augen zum Leuchten, doch leider hatte ich ja nun kein BMX mehr zum Fahren. Der absolute Hammer war aber auch das Meer. Es war kristallklar und strahlte in einem grellen Blau. Am Horizont erstreckten sich viele Inseln des Great Barrier Reafs. Es war atemberaubend und der perfekte Ort um sich ein wenig in die Sonne zu legen. 



Leider konnte man hier nicht schwimmen gehen, da ziemlich starker Wellengang herrschte und überall Felsen sowie Klippen waren. Als wir uns umsahen, entdeckten wir auf einer Anhöhe eine große weiße Skulptur. Das „Sinking Ship“, welches zu Ehren von Kapitän James Hook gebaut wurde, war wirklich riesig. Neben dem Schiff gab es auch noch Anker und Steuerräder aus Beton sowie eine Sonnenuhr.




Nun wollten wir aber endlich baden gehen. Wir fuhren zum Hauptstrand und ließen uns nieder. Das Wasser hatte genau die richtige Temperatur um sich ein bisschen abzukühlen. Am späten Nachmittag ging es weiter in die etwas nördlicher gelegene Küstenstadt Yeppoon. Auf dem Weg dorthin fuhren wir direkt an der Küste entlang und an wunderschönen Stränden vorbei, an denen wir meist anhielten um dieses genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

 In Yeppoon angekommen suchten wir uns direkt etwas zum Schlafen. Doch die Suche nach einem guten Platz gestaltete sich schwieriger als gedacht. Nach gut einer Stunde sinnlosem hin und her fahren, fanden wir endlich was. Jedoch wurde hier ein Hund auf uns aufmerksam und bellte jedes Mal, wenn wir auch nur zu laut atmeten. Wir hatten mittlerweile richtig Wut auf den Hund, da nun auch der Besitzer rauskam und mit seiner Taschenlampe auf unser Auto leuchtete. Wir wollten doch nur schlafen. Nun hofften wir, dass der Besitzer nicht die Polizei gerufen hatte, da wir quasi mitten in einem Wohngebiet standen. Nach 30 Minuten Luft anhalten konnte Entwarnung gegeben werden. Es kam keine Polizei vorbei und wir konnten beruhigt schlafen gehen. Am nächsten Morgen beeilten wir uns trotzdem dort wieder wegzukommen, da der Typ von gegenüber schon wieder mit dem Handy am Zaun hing. Tatsächlich kam uns auch noch, kurz nachdem wir los gefahren waren, die Polizei entgegen. Da sie auch noch in die Seitengasse abbogen in der wir gestanden hatten, sollte das wohl kein Zufall gewesen sein.
Unser heutiges Ziel war Byfield eine „Stadt“ nördlich von Yeppoon. Wir hatten bald keinen Sprit mehr, also dachten wir uns:“ Ach wir tanken einfach in der „Stadt“ Byfield“. Wir fuhren mitten durch die Berge und von Zivilisation war weit und breit nichts zu sehen. Mit fast leerem Tank kamen wir nach 30 Minuten auf einer unbefestigten Straße an und wurden NUN ein wenig stutzig. Immer noch war keine Spur von einer Stadt oder sonstigem. Steffi schaute nochmal in den Atlas und ihr viel es wie Schuppen von den Augen. Byfield war gar keine Stadt sondern ein Nationalpark, sprich ein riesiges Gebiet rings um uns herum. Wir konnten es nicht fassen, vor allem da wir auf sprittechnisch wirklich aus dem letzten Loch pfiffen. Nun fuhren wir so sparsam wie es nur ging zurück nach Yeppoon. Und mit jedem absacken der Tanknadel schwitzen wir mehr. Glücklicherweise schafften wir es noch rechtzeitig zur nächsten Tankstelle. Da wir vorerst genug hatten von wilden Erkundungsfahrten, ging es zurück nach Rocky. Unterwegs sahen wir noch ein paar seltsam geformte Berge die mitten in der Pampa standen und aussahen wie riesige Zuckerhüte. Das stand für die nächsten Wochenenden definitiv auf unserer To Do-Liste.
Das zweite Wochenende verbrachten wir wieder in Rockhampton. Wir hatten ziemlich viel zu erledigen, was Weihnachtsgeschenke angeht und so sind wir von einem Kaufhaus zum anderen gerannt und waren von früh bis spät unterwegs. Nach dem Wochenende waren wir wahrscheinlich mehr im Eimer als nach einer Arbeitswoche.
Das Wochenende vom 15.12. -16.12.2012 sollte ein ganz besonderes werden. Steffi und ich hatten am 15. unseren ersten Jahrestag. Wenn man schon mal die Chance hat diesen in Australien zu verbringen, sollte man was Spektakuläres unternehmen. Uns schwirrten viele Ideen herum, wie Skydiven oder auf einer der Inseln schnorcheln zu gehen, doch als wir den Wetterbericht anschauen verhieß der nichts Gutes. Im Westen sollte es den ganzen Tag und im Osten ab Nachmittag regnen. Nun standen wir da und hatten keinen Plan. Doch nach langen überlegen fiel uns ein das es hier ja eine bekannte Krokodilfarm gab und diesen seltsamen Berg galt es ja auch noch zu erklimmen. So stand der Plan für den Samstag. Wir machten zeitig los, da die erste Führung auf der Krokodilfarm schon um 10.30 Uhr begann und wir eine gute Stunde Fahrt vor uns hatten. Schon die Einfahrt zur Farm war einfach nur beeindruckend. Noch nirgendwo anders in Australien hatten wir so eine unglaubliche Vegetation gesehen. Wir fuhren auf einer Art Sandbank, waren umgeben von einem riesigen See, aus welchem viele kleine Baumwipfel schauten. Die Farm an sich war von außen nicht sehr einladend, doch war sie innen liebevoll und rustikal eingerichtet. Anfangs saßen wir in einer Art Aufenthaltsraum, indem riesige Krokodilslederhäute an der Decke und den Wänden hingen sowie Skelette ausgestellt waren. 





 Zunächst hielt John, der Besitzer der Farm, einen beeindruckenden Vortrag über Krokodile, die Farm an sich und seiner Vergangenheit. Es war super interessant. Wir erfuhren zum Beispiel, dass Krokodile im Grunde genommen noch Dinosaurier sind. Es sind die einzigen Lebewesen die seit der Jura-/Kreidezeit leben und sich nicht verändert haben. Sie sind sozusagen prähistorisch. Des Weiteren erzählte er uns, dass in Australien Krokodile bis zu 10 Meter lang werden können. Wir waren schon nach dem kurzen Vortrag absolut begeistert und konnten die anschließende Führung nicht erwarten. Man muss dazu sagen, dass John ein Showmaster ist. Er wusste genau, wie er die Besucher beeindrucken konnte und hatte so seine Zirkustricks. Er rief die Krokodile zu sich wie Hunde und sie kamen auch tatsächlich an. Im Wasser sahen sie wie riesige Schlangen aus, doch wenn die 4 Meter Kolosse an Land kamen, sah man erst einmal ihr Ausmaß. So was hatten wir in unserem ganzen Leben noch nicht gesehen. Ich mein wir waren begeisterte Zoobesucher und hatten hier und da schon ein paar Krokodile oder Alligatoren gesehen. Aber keines war vergleichbar mit den Exemplaren hier. John warf jedem Krokodil  ein Stück Huhn zu. Einmal warf er es 2 Meter neben ein Weibchen ins Wasser und plötzlich kam aus dem Nichts blitzschnell ein großes Männchen aus dem Wasser geschossen.  Die komplette Gruppe, uns eingeschlossen, war unheimlich erschrocken und wich ein paar Schritte zurück. Wir hatten ja keine Ahnung das direkt daneben noch ein „Croc“ war. 






John erklärte uns, dass die Männchen meist unter Wasser blieben und ihr Weibchen so beschützten. Jedes Mal wenn es also eine Vibration an der Wasseroberfläche spürte, schnappte es direkt nach dem Eindringling. Ja das waren so Johns Tricks um das Publikum zu begeistern. Nach einer dreiviertel Stunde kamen wir zu seinem größten Exemplar. Er ging diesmal direkt in das Gehege hinein und legte das Huhn regelrecht ins Maul des Krokodils. Anfangs hatten wir etwas von 8 Metern gehört und dachten „Wow, was für ein riesen Vieh.“. Doch dann bekamen wir mit das es doch nur  5,5 Meter waren. Oh mein Gott! Wenn das schon eins der kleineren Krokodile war und welche fast doppelt so groß wurden…wir wollten gar nicht weiter denken. Wir waren mehr als beindruckt und Steffi mittlerweile auch etwas verängstigt.



Am Schluss der Führung durften wir noch ein 2 ½ jähriges Krokodil in der Hand halten. Es war wirklich cool. Wir fühlten die weiche Haut am Bauch und den harten Panzer aus Knochen auf dem Rücken. Seit dem heutigen Tag waren wir absolute Krokodilfans. 



Der nächste Stopp war Rosslyn Bay. Das war der Hafen, in dem die Fähren zu den umliegenden Inseln starteten. Wir wollten uns hier eigentlich nur mal kurz umschauen, doch direkt am Parkplatz war ein Schild für einen Nationalpark ausgeschildert. Dieser war nicht zu groß. Im Grunde genommen war es nur ein kleiner Berg. Den wollten wir natürlich nicht missen. Nach 5 Minuten standen wir auch schon oben am Gipfel und hatten einen wunderschönen Rundumblick. Wir standen direkt an riesigen Klippen und konnten sogar das Nest eines Adlers ausfindig machen. 







Nachdem ich mir absolut dropsig noch meine Zehen aufgeruppt hatte, ging es nun zum letzten Ziel unseres Ausfluges. Der Berg “Jim Crow“, einer der „Zuckerhut“ Berge. Am Parkplatz konnten wir schon auf einem Schild lesen, dass es hier keine befestigten oder ausgeschilderten Wanderwege gab. Wir waren gespannt. Wir liefen durch den Wald bis wir an einer steilen Felswand ankamen. Wir waren zunächst enttäuscht, da wir dachten das man nun Kletterausrüstung bräuchte, doch dann fanden wir doch noch einen kleinen „Weg“. Im Prinzip konnte man den Berg erklimmen wie und wo man wollte doch eins stand fest, man musste definitiv klettern. Das war genau unser Ding. Uns machte lediglich die pralle Sonne und ca.36 Grad ziemlich zu schaffen. Teilweise mussten wir  ziemlich steile Felswände hinaufklettern oder riesige Felsbrocken überwinden. Wenn es Wege gab, waren diese mit hunderten von Handball großen Steinen übersäht und begannen wie eine Lawine zu rollen, wenn man auf sie trat. Nach vielen kleinen und großen Pausen die wir einlegen mussten, schafften wir es auf allen Vieren auf die Bergspitze und wurden mit einem super Ausblick belohnt. Leider war unser Aufenthalt da oben nur sehr kurz, da die Temperaturen und die Sonne immer mehr an unseren Kräften zehrten und wir das schlimmste noch vor uns hatten- den Abstieg!

 





Kurz bevor wir wieder normale Höhenmeter erreichten schaffte ich es doch wirklich mir mal wieder den Fuß umzuknicken. Ich habe mir wirklich ungelogen jedes Mal  nach einer Wanderung in Australien auf dem Rückweg den gleichen Fuß umgeknickt. Das kann nicht gesund sein. Wir waren beide froh als wir wieder im Auto saßen und uns durch den Fahrtwind abkühlen konnten. Den krönenden Abschluss des Tages sollte nun das Feuerwerk bilden, welches an dem Abend in Rockhampton stattfinden sollte. Allerdings merkten wir nun langsam, dass uns jeder Knochen einzeln weh tat und wir todmüde waren. So sehr wir auch wollten, noch 1,5 Stunden auf ein Feuerwerk warten war einfach nicht mehr möglich. Wir kauften  uns auf dem Weg zur Farm noch schnell original „australian homemade Baconburger“, die uns ein Arbeitskollege geraten hatte und fielen komplett fertig ins Bett.
Am Wochenende vor Weihnachten waren wir etwas ratlos, wie wir nun genau die kommenden Tage verbringen würden. Dave hatte uns mal wieder kurzfristig abgesagt, also hieß das für uns kein Weihnachten und Silvester im Penthouse. Wäre ja auch zu schön gewesen. Nun standen wir da ohne Plan für Weihnachten oder Silvester. Es schien so als müssten wir unser Weihnachten allein auf der Farm verbringen. Wir waren ziemlich geknickt und besonders Steffi war traurig darüber. So gern wollten wir mit Leuten die Festtage verbringen, die wir kannten und mochten. Überall sahen wir wie Menschen mit ihren Familien und Liebsten unterwegs waren. Wir dagegen saßen allein auf einer Farm mitten in der Pampa und zur Einstimmung auf Weihnachten hatte es auch noch begonnen zu regnen. Ich versuchte irgendetwas Positives daran zu sehen. Wie gesagt:“ Ich versuchte es.“. Da wir uns nun damit abfinden mussten fuhren wir samstags in die Stadt, um unser Weihnachtsfastfood einzukaufen. Steffi schrieb auf der Fahrt nochmal Tanya, der Bmxerin aus Bundaberg, um zu fragen, was sie an Silvester geplant hatten. So könnten wir zumindest noch das retten. Im Kaufhaus schrieb sie uns zurück und lud uns ein Silvester bei ihr und ihrer Familie zu verbringen. Uns fiel ein Stein vom Herzen, Silvester war gerettet. Vor allem da wir wussten das es mit Tanya und ihren Freunden nie langweilig wurde. Etwas motivierter gingen wir nun unseren Einkauf an und fuhren mit vollen Taschen wieder zurück. Auf dem Weg zur Farm erhielten wir noch eine Nachricht von Tanya. Steffi konnte es erst gar nicht glauben und dachte, sie würde etwas falsch verstehen. Tanya und ihre Familie hatten uns tatsächlich auch noch zu Weihnachten eingeladen und meinten, dass wir mehr als herzlich willkommen wären. Wir absolut glücklich nicht auf der Farm feiern zu müssen und doch noch ein richtig australisches Fest miterleben zu dürfen. Steffi strahlte über beide Ohren und das freute mich am meisten. Am Sonntag bereiteten wir alles für die Abreise vor und schauten nachmittags diverse australische Weihnachtsfilme an. Aber so wirklich kamen wir einfach nicht in Weihnachtsstimmung. Kein Schnee, keine Räucherkerzen und kein schöner Weihnachtsbaum weit und breit. Nichts desto trotz freuten wir uns auf unser erstes australisches Weihnachtsfest und waren gespannt welche Traditionen uns erwarteten.

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