27.12.2012 - 01.01.2013
Nachdem wir Beverly und Ross verabschiedeten hatten, da sie
wieder nach Standown auf ihren Campingplatz fuhren, hatten wir noch knapp eine
Woche in Bundaberg bis wir wieder auf der Farm arbeiten mussten. Wir hatten
uns einiges vorgenommen und freuten uns auf noch ein paar Tage „Urlaub“. Als
wir im November bereits in Bundaberg waren, wollten wir unbedingt eine Führung
am Strand bei Nacht machen, bei der man die Schildkröten beim Eier ablegen
beobachten konnte. Damals kam uns allerdings das Jobangebot dazwischen und so
blieb keine Zeit mehr dafür. Das wollten wir nun nachholen. Ich war schon total
aufgeregt und gespannt was wir alles im Dunkeln am Strand sehen würden. Doch
zuerst mussten wir uns noch Tickets im Informationszentrum kaufen. Leider wurde
uns da aber mitgeteilt, dass bereits bis in die erste Januarwoche alle
Führungen ausgebucht waren und wir keine Chance hatten noch irgendwo mit
reinzukommen. Damit wurde also das erste unserer Vorhaben zerschlagen. Etwas
geknickt fuhren wir nach Hause und überlegten, was wir stattdessen machen
könnten. So richtig wollte uns aber nichts einfallen und so ließen wir den
Abend mit indischem Curry & Reis vor einer Kirche mitten in der Stadt, mit
einem riesigen, buntgeschmückten Weihnachtsbaum im Hintergrund, ausklingen.
Die nächsten Tage genossen wir unser klimatisiertes Zimmer
und schliefen aus. Danach setzten wir uns meist zu den Mädels ins Wohnzimmer,
da wir dort noch die ein oder andere lustige Geschichte zu hören bekamen. Nach
den eher ruhigen Vormittagen, packte uns nachmittags öfters die Lust etwas zu
unternehmen. Stanley fiel natürlich sofort etwas ein, was er gern tun würde.
Ohne, das er ein Wort sagen musste, wusste ich auch was. Tanya hatte bereits zu
unserer Ankunft ihr BMX wieder für Stanley bereitgestellt und nun wartete es
sehnsüchtig in der Garage auf ihn. Schnell war das Rad ins Auto verladen und
dann konnte es auch schon losgehen. Diesmal zog es uns nach Moore Park, wo es
Stanley der kleine, bunte Skatepark direkt am Strand schon beim letzten Mal angetan
hatte. Sobald er auf dem BMX saß, war er sofort wieder in seinem Element. Auch
wenn er des Öfteren unzufrieden mit sich war, staunte ich die ganze Zeit, wie
gut doch alles wieder funktionierte. Es machte Spaß ihm zu zuschauen und ihn zu
beobachten, wie er die ganze Zeit über ein Lächeln auf den Lippen hatte. Während
er seine Runden drehte und Tricks ausprobierte, sprang ich mit der Kamera um
ihn herum. Am Ende des Tages war Stanley total geschafft. Ihm tat alles weh und
er wollte nur noch eine kalte Dusche. Doch statt der Dusche wählte er kurzer
Hand eine andere Art der Abkühlung und sprang samt Klamotten einfach ins Meer.
Am nächsten Tag durfte ich entscheiden wo es hingeht und was
wir machen. Natürlich musste ich da auch nicht lang überlegen, denn wir wollten
beide nochmal unbedingt Schnorcheln gehen. Die perfekte kleine Bucht dafür
hatten wir bereits bei unserem letzten Aufenthalt hier gefunden. Als wir jedoch
in Bagara ankamen, konnten wir unseren Augen nicht trauen. Von dem kleinen,
niedlichen, verlassenem Strand war nichts mehr zu sehen. Stattdessen lag da
Mensch an Mensch und im Wasser kämpfte auch jeder um ein kleines Stückchen
„Meer“ für sich allein. Wir hatten etwas außer Acht gelassen. In Australien war
gerade Hochsommer und das hieß 6 Wochen Schulferienferien. So gern wir auch
Schnorcheln wollten, auf dieses Gedrängel hatten wir keine Lust. Stanley fiel
ein, dass uns jemand erzählt hatte, dass es weiter südlich ebenfalls schöne
Buchten zum Schnorcheln geben sollte. Keine 2 Minuten später saßen wir bereits
wieder im Auto und fuhren in Richtung Coral Cove. Was wir dort allerdings
vorfanden, waren keine kleinen, gemütlichen Strände, sondern schwarzes,
scharfkantiges Vulkangestein, welches zwischen dem Meer und Festland eine Art
Trennlinie bildete. Da wir nun einmal hier waren, wollten wir uns das aber auch
genauer anschauen. Wir liefen hinunter zu den Felsen und genau in diesem Moment
kamen Leute aus dem Wasser geklettert, die dort tatsächlich schnorchelten. Also
waren unsere Informationen gar nicht so falsch gewesen. Jedoch hatten die im
Gegensatz zu uns Schwimmflossen, mit denen sie gegen die Strömung ankamen. Ohne
die würde man sofort gegen die Felsen gedrückt werden. Wir schauten ihnen noch
eine Weile zu und kletterten auf den schwarzen Steinen herum. Irgendwann wurde
es aber einfach zu warm. Es waren rum 33 Grad und wir wollten jetzt unbedingt
auch ins kühle Nass springen. Zum Glück war keine 5 Minuten entfernt ein Strand
an dem man baden gehen konnte. Schnell breiteten wir unsere Handtücher im
heißen Sand aus und stürzten uns in die Wellen. Auch hier waren wir nicht
allein, doch verteilten sich die Massen etwas, da der Strand groß genug für
alle war. Unsere Abendplanung bestand heute aus einem ganz besonderen Programm.
Zuerst holten wir uns mal wieder etwas zu essen vom Inder und setzten uns
runter an den Fluss. Da sich der Himmel langsam in rot-orange Töne verfärbte
und die Kakadus auf den Bäumen hinter uns wieder zu singen (krächzen) begannen,
hatten wir ein perfektes Ambiente für ein romantisches Dinner.
Gerade als wir mit
dem Essen fertig waren und die Sonne gleich hinter den Brücken der Stadt
untertauchte, begann erst das eigentliche Spektakel. Plötzlich wurde es
unheimlich laut und man sah aus den Mangrovenbäumen am Fluss vereinzelt
Flughunde aufsteigen. Gespannt schauten wir weiter in die Richtung und dann
ging es los. Mit einem Mal kam eine riesige Schar Flughunde aus den Mangroven
geschossen. Sie formten am Himmel eine Art Strom, der nicht abriss. Etwa 10
Minuten lang schwärmten 10.000 oder mehr Flughunde aus, um auf Beutezug zu
gehen. Sie flogen in einer riesigen Formation über den Fluss, schlugen Haken,
kreisten über unseren Köpfen und trennten sich letztendlich in 2 Gruppen auf.
Eine folgte dem Fluss stromaufwärts und die andere stromabwärts. Nach ca. 20
Minuten war die Show vorbei. Alle Flughunde waren verschwunden und hatten sich
wahrscheinlich über die gesamte Stadt verteilt. Wir beide starrten aber immer
noch zum Himmel und waren wie verzaubert von solch einem atemberaubenden
Anblick.
Am nächsten Tag waren wir allein daheim
und verbrachten die meiste Zeit drinnen vorm Fernseher. Wir gingen nur einmal
raus, um in den Pool zu springen, doch für alles andere war es einfach zu heiß.
Als Tanya mit den anderen wieder nach Hause kam, wurde spontan entschlossen
schon heute auf eine Art Vor-Silvester-Party zu gehen. Als die Mädels abends
endlich mit „Aufhübschprogramm“ fertig waren, ging das Vorglühen los. Ohne groß
drum herum zu reden wurden sofort die Spielkarten gezückt und wir waren schon
mitten drin in einem Trinkspiel. Dazu muss man sagen, wenn man wollte, konnte
man dem „trinken müssen“ in dem Spiel etwas entgehen, doch eben nur wenn man
wollte. Stanley und ich schafften es gut durch das Spiel, doch die anderen
tranken wirklich auf Angriff. Es war ein bisschen wie ein Wettkampf, wer zuerst
betrunken wurde. Wir beide hatten jedenfalls eine Menge Spaß dabei, denn wir
waren die einzigen, die danach noch klare Sätze zustande bekamen. Eigentlich müsste
man ja denken, dass nun die Party womöglich ins Wasser fällt, da niemand mehr
in der Lage war etwas zu tun, doch falsch gedacht! Wir haben keine Ahnung wie
sie das gemacht haben, doch ca. 20 Minuten später waren alle wieder top fit. Die
Mädels standen anscheinend im Training was das anging. Gegen 23 Uhr fuhren wir
dann los zur ‘Sugarland Tavern‘, der Partylocation für heute und morgen Abend.
Neben einer Diskothek, der Livebühne für die Bands und dem aufgeschütteten Strand
im Außenbereich, gab es auch noch im Eingangsbereich eine Menge Spielautomaten,
an denen die Leute Unmengen von Geld ließen. Heute war es allerdings noch recht
entspannt hier. Man musste sich nicht durch drängeln, um an die Bar oder auf
die Tanzfläche zu kommen. Im Großen und Ganzen also ein recht angenehmer,
lustiger Abend.
Das einzige was uns aber trotzdem immer wieder die Laune vermieste,
waren die Getränkepreise. In Deutschland war man es gewohnt für rund 5 – 7 €
einen guten Cocktail zu bekommen, hier bezahlte man locker das Doppelte. Zumal
wir noch feststellen mussten, dass unser Tequila Sunrise wie ein kalter
Aschenbecher schmeckte. Gegen 3 Uhr packte uns dann die Müdigkeit und wir
fuhren mit dem Taxi heim. Die anderen dagegen blieben noch bis 5 Uhr morgens
dort und hätten wahrscheinlich auch noch länger machen können, wenn nicht der Club
irgendwann geschlossen hätte … tzz, die Jugend heutzutage! ;-)
Während es uns am nächsten Morgen
verdächtig gut ging, hatte der Rest ein wenig mit sich zu kämpfen. Was ja auch
kein Wunder war, wenn man rund 10 Tequila (4cl) innerhalb 1,5 Stunden getrunken
hatte … um ehrlich zu sein verstanden wir schon nicht, wie man danach überhaupt
noch stehen konnte. Trotzdem waren alle zuversichtlich, dass sie bis zum Abend wieder
fit werden für die große Silvestersause. Nachmittags fuhren Stanley und ich
nochmal in die Stadt, da wir noch etwas für Tanyas Eltern und sie selbst als
Dankeschön besorgen wollten. Wir kamen uns immer noch etwas schlecht vor, da wir
unerwartet etwas zu Weihnachten bekommen hatten und auch allgemein so nett umsorgt
wurden, während wir hier waren. Als wir wiederkamen, waren bereits die ersten
Freunde von Tanya gekommen. Dabei handelte es sich überwiegend um noch mehr
Mädels. Gegen 18 Uhr brach dann auch langsam Hektik aus. Jedes Mädel führte 3
verschiedene Outfits vor, steckte die Haare hoch um sie letztendlich doch offen
zu tragen und verbrachte ungelogen 2 Stunden vorm Spiegel mit unzähligen
SchminkKOFFERN! Ich war ja schon einiges gewohnt aber das war einfach
unfassbar. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass erst eine Make-up-Schicht
aufgetragen und gewartet wurde bis diese getrocknet war, um gleich danach die
2,3 sowie 4 Schicht aufzuspachteln. Im Durchschnitt dauerte diese ganze
„Vorbereitungphase“ um die 3 – 4 Stunden. Mittlerweile waren noch mehr Leute
eingetroffen, die sich ungelogen die letzten 2 Stunden einfach nur gelangweilt
hatten. Die Jungs wurden auch langsam etwas mürrisch und wollten mit dem ersten
Trinkspiel beginnen. Gegen 22 Uhr hatten die Ladies es dann aber endlich
geschafft. Sie waren fertig.
Sofort wurde wieder das Spiel begonnen, welches
wir bereits am Vorabend gespielt hatten. Doch mitten im Spiel, rannten immer
wieder mal Leute weg und es kamen neue dazu, sodass letztendlich jede den
Überblick verlor und das Ganze abgebrochen wurde. Doch die Jungs ließen sich
davon nicht beirren und starteten sofort ein anderes Trinkspiel. Das witzige
daran war, dass hier jetzt jeder singen musste und richtig Stimmung aufkam.
Stanley und ich haben Tränen gelacht, da die meisten wirklich mit voller
Hingabe dabei waren. Es war herrlich. Kurz darauf wurde allerdings auch dieses
Spiel beendet, warum auch immer. Gegen 23.30 Uhr fuhren wir dann alle gemeinsam
zur ‘Sugarland Tavern‘. Wir schafften es gerade noch ein Getränk an der Bar zu
bestellen, damit wir etwas zum Anstoßen hatten und danach wurde auch schon auf
die Tanzfläche gestürmt. Der Countdown lief bereits: „10, 9, 8, 7…. 3, 2, 1
HAPPY NEW YEAR!!!“. Alle fielen sich kurz in Arme und beglückwünschten sich.
Doch es schien eher so, dass jeder nur 3 Leuten gratulierte und zwar den ersten
dreien, die man zu Gesicht bekam. Wir waren etwas verwirrt, denn angestoßen
wurde nun auch nicht mehr. Es ging einfach weiter wie immer. Stanley und ich
liefen dann noch raus auf die Straße, um zu schauen, ob wir wenigstens noch
irgendwo ein Feuerwerk sehen konnten. Allerdings war weit und breit nichts zu sehen.
Keine Raketen oder ähnliches, nicht einmal Silvesterknaller waren zu hören.
Etwas enttäuscht gingen wir wieder hinein, doch wir ließen uns nicht die Laune
verderben. Wir tanzen und feierten noch viele Stunden mit den anderen und hatten
eine Menge den Mädels in ihren Minikleidern und 15cm Absätzen beim Tanzen zu
beobachten. Wenn dann auch noch das Rhythmusgefühl aufgrund des Alkoholpegels
nachließ, musste man sich wirklich das ein oder andere Mal das Lachen
verkneifen. Einerseits liefen sie herum, wie als würden sie auf eine Gala gehen
wollen, doch andererseits wussten sie nicht, wo ihre Grenzen beim Trinken
lagen. Wir dagegen wussten, dass wir gegen halb 4 Uhr morgens unsere Grenze
erreicht hatten und fuhren mit einem Taxi nach Hause, wo wir nur noch in unser
Bett fielen.
Der nächste Morgen hielt wieder einmal eine
Überraschung für uns bereit. Gegen 8 Uhr wurden wir etwas unsanft aus dem
Schlaf gerissen, da im Wohnzimmer eine unglaubliche Lautstärke herrscht. Als
wir nachschauen gingen, erzählten uns alle sofort die wildesten Geschichten der
letzten Nacht. Unter anderem auch, dass sie erst vor einer Stunde heim gekommen
waren und gleich durchmachen wollten bis zum Abend. Dazu fiel uns nichts mehr
ein. Wir legten uns noch ein paar Stunden hin und fingen gegen Mittag an, all
unsere Sachen zu packen und ins Auto zu laden. Heute war unser letzter
Urlaubstag und das hieß, dass wir zurück auf die Farm fahren mussten. Wir
verabschiedeten uns von Tanya und dem Rest und machten uns wieder auf den Weg
zurück nach Rockhampton.
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